Rhabarber-Limonade mit Wasserkefir in zweiter Fermentation (S. Thiele)
Eine zweite Fermentation könnt ihr durchführen, wenn ihr eure Wasserkefir-Limonade mit etwas mehr Kohlensäure mögt oder um den Geschmack des Getränkes noch zu verändern.
Dazu wird das fertige Wasserkefir-Getränk nach der ersten Fermentation (Standardrezept) in Flaschen abgefüllt und 1-3 Tage bei Zimmertemperatur stehen gelassen. Am besten eignen sich Flaschen mit Bügelverschlüssen aus nicht zu dünnem Glas. Ihr könnt die Flaschen täglich kurz und ganz langsam etwas entlüften.
Mehr Kohlensäure:
Dazu könnt ihr in die Flaschen immer 2-3 Rosinen geben und dann die Flaschen bei Zimmertemperatur 1-3 Tage fermentieren lassen. Die Rosinen nimmt man später wieder raus. Das fertige Getränk wird im Kühlschrank aufbewahrt. Die Kälte verlangsamt die Fermentation und gekühlt schmeckt es am besten.
Mehr Geschmack:
Um den Geschmack eures Getränkes zu verändern, könnt ihr den Flaschen einfach verschiedene Zutaten zusetzen:
Im Fall der Rhabarber-Limonade habe ich folgendes verwendet:
2 Stangen Rhabarber kleingeschnitten auf zwei Flaschen aufgeteilt
8 Erdbeeren kleingeschnitten und auf 2 Flaschen aufgeteilt
8 Minzblätter auf zwei Flaschen
nach Geschmack 1 dünne Zitronenscheibe halbiert auf 2 Flaschen
Nach der zweiten Fermentation nach 2- 3 Tagen bei Zimmertemperatur bekommt das Getränk auch eine sehr schöne Rosafärbung (wie oben zu sehen). Dann vor dem Servieren nochmal ab in den Kühlschrank und dann schmeckt es sehr erfrischend.
Weitere Experimentiervorschläge:
Ferm. Fruchtsaft-Limo ( 250 ml Getränk und 50 ml Fruchtsaft)
250 ml Getränk und 2/1 TL Birkenzucker o.ä.
Erdbeer-Minze ( 1 TL Erdbeeren und 1 Minzblatt auf 250 ml)
Ingwer-Zitrone (1 dünne Scheibe Ingwer und 1 TL Zitronensaft auf 250 ml)
Beere (1TL frische oder TK Beerenmischung auf 250 ml)
Ananas-Ingwer (1 dünne scheibe Ingwer und 2 Stücke Ananas auf 250 ml)
Vanille (1 Tropfen Bourbon Vanilleextrakt auf 250 ml)
Holunder (eine Dolde auf 250 ml und 1 TL Zitronensaft
Wasserkefir ist ein prickelndes, fermentiertes Getränk. Es wird mit Wasser, Zucker und Trockenfrüchten angesetzt. In diesen Ansatz kommen die Wasserkefirkristalle, auch Japankristalle oder Kristallalgen genannt. Diese Kultur fermentiert den Ansatz zu einem Wasserkefir. Dabei wird der Zucker zu großen Teilen in Milchsäure und anderen Säuren umgewandelt.
Bei den Wasserkefirkristallen handelt es sich um eine in Symbiose lebende Kultur aus Hefen und Bakterien. Diese bilden eine gallertartige weiche Struktur, um sich in diesem Milieu besonders gut vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen.
Die ersten schriftlichen Erwähnungen stammen aus dem Jahre 1899. Die Kristalle wurden von einem Forscher auf einer Pflanze entdeckt. Sie ernährten sich vom süßen Nektar des Birnenkaktus und dem Tauwasser, das sich dort bildete. In anderen Ländern ist Wasserkefir bekannt unter den Namen Australian bees, African bees, California bees, Ginger bees, Ginger beer pants (USA), kefir de frutta (Italien) oder graines vivantes (Frankreich) genannt. In Mexiko ist ein Getränk namens Tepache aus Ananas, braunem Zucker und Zimt bekannt.
Wasserkefirkristalle (@ S. Thiele)
Geschmacklich könnte man klassischen Wasserkefir mit Tonic Water oder Bitter Lemon vergleichen. Es hat als natürliche Limonade und eiskalt gekühlt einen sehr erfrischenden Geschmack. Bei Zimmertemperatur ist die Wasserkefirkultur sehr aktiv und entwickelt schnell Kohlensäure, die etwas an Champagner erinnert. Eine leicht saure Note ist auf die Säuren zurückzuführen, die beim Gärvorgang entstehen. Derzeit erlebt Wasserkefir aufgrund seiner Eigenschaften eine regelrechte Renaissance.
Was ist drin?
Genaue Aussagen zu den Inhaltsstoffen im Wasserkefir sind quasi nicht möglich, da es lebende Organismen sind und je nach benutzten Zutaten, Reifedauer und Kultivierungsbedingungen ein anderes Ergebnis erzielt wird. Grundsätzlich nimmt aber der Zuckergehalt mit zunehmender Fermentationsdauer ab und im gleich Maße entstehen organische Säuren, wie z.B. Milchsäure, Spurenelemente und etliche Vitamine. Da Wasserkefir keine Laktose und Casein beinhaltet, ist er eine tolle Alternative für Menschen, die diese Stoffe nicht vertragen.
In echtem Wasserkefir befinden sich unzählige lebendige Mikroorganismen, die in einem engen Austausch miteinander leben. Sie schließen sich in einer komplexen Matrix aus Polysacchariden (Mehrfachzuckern) zusammen, die für uns als Kristallstruktur sichtbar wird. Die Arten in den Wasserkefirkulturen in aller Welt sind nicht immer gleich. Die folgenden Arten wurden bisher am häufigsten festgestellt. Es kommen aber nicht immer alle vor: Spezies Lactobacillus, Leuconostoc, Acetobacter, Streptococcus sowie Hanseniaosporavalbyensis, Lachancea fermentati, Saccharomyces cerevisiae, Zygotorulaspora florentina, Saccharomyces pastorianis und Saccharomyces radiasii.
Lactobazillen (links) und Hefen (rechts) kommen in einer Wasserkefirkultur vor. (@wikipedia)
Da hausgemachter Wasserkefir roh ist, also nicht pasteurisiert (erhitzt auf 70 Grad Celsius), bleiben alle diese wertvollen Inhaltsstoffe und probiotischen Kulturen erhalten im Gegensatz zu kommerziell produziertem Wasserkefir.
Nach 1 (süß) -5 Tagen (sauer), je nach Geschmack ist der Wasserkefir fertig. Durch die Aktivität von Hefen ist das Getränk leicht getrübt und prickelt stark.
Ist im Wasserkefir Alkohol enthalten?
Im Laufe der Fermentation entsteht beim Abbau von Zucker auch etwas Alkohol im Wasserkefir. Der Alkoholgehalt ist auch wieder anhängig von der Menge, der Beschaffenheit, der Gärtemperatur und den Zutaten. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass sich der Alkoholgehalt bei einem selbstgemachten Wasserkefir zwischen 0,5% und 1,5% einpendelt. Diese geringen Alkoholmengen kommen ebenso in reifen Bananen, Orangensaft und sogar manchen Weißbrotsorten vor. Alkoholkranken Menschen und trockenen Alkoholikern wird trotzdem aus Vorsicht allgemein empfohlen, auf Gärgetränke in großen Mengen zu verzichten.
Diabetiker müssen beim Konsum von Wasserkefir etwas aufpassen. Sie sollten von Anfang an weniger Zucker benutzen oder den Ansatz länger fermentieren lasen, bis er nicht mehr süß schmeckt und dann mit Wasser oder Tee etwas trecken. Die probiotischen Bakterien bleiben trotzdem erhalten
Was brauchen wir?
Aus hygienischen Gründen vor dem Ansetzen oder Abfüllen von Wasserkefir die Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen.
Das Gärglas (1L) mindestens mit heißem Wasser ausspülen, um Reste von Spülmittel zu entfernen.
Die Wasserkefir-Kultur verträgt keine Berührung mit Metall. Daher bitte nur mit Glasgefäßen, lebensmittelechten Plastiksieb und Plastiklöffel arbeiten. Wasserkefir ist nicht schimmelanfällig, da er zu sauer ist und damit Schimmelpizen kein Nährmedium bietet.
Mineralhaltiges Wasser ist besonders wichtig für die Mikroorganismen. Daher kein destilliertes oder komplett Reverse Osmose-gefiltertes Wasser verwenden. Damit wäre die Kultur schon nach wenigen Brauvorgängen erschöpft. Bei Nutzung von Wasserfiltern, darauf achten, dass die Mineralien erhalten bleiben.
Trockenfrüchte stellen eine wichtige Stickstoffquelle für die Mikroorganismen dar. Sie sollten Bioqualität haben und nicht geschwefelt oder mit anderen Haltbarmachern behandelt worden sein. Mikroorganismen können diese Stoffe nicht verdauen und die Kultur wird geschädigt.
Werden frische Früchte verwendet, sollten sie nach 24 oder spätestens 48 Stunden entfernt werden. Sie tragen danach nicht mehr positiv zum Geschmack bei.
Tipp: Qualitativ gute Wasserkefirkulturen könnt ihr erstmals gut z.B. bei www.fairment.de oder www.wellness-drinks.de kaufen. Später könnt ihr sie dann im Netzwerk weitergeben, denn Wasserkefir wächst sehr gut 🙂 !
Grundanleitung zur Herstellung
1 Liter Wasser
80 Gramm Zucker
ca. 30 g unbehandelte Trockenfrüchte (Rosinen, Feigen, Aprikosen, Gojibeeren…)
1 – 2 Bio Zitrusfrucht-Scheiben (oder Spritzer Zitronensaft)
30 g Wasserkefirkristalle
Gefäß so verschließen, dass entstehende Kohlensäure noch entweichen kann (Bügelglas mit Gummidichtung)
Bei Zimmertemperatur und nicht unter direkter Sonneneinstrahlung (Fensterbank) lagern. Die optimale Temperatur liegt bei 20 – 25 Grad Celsius.
Nach 2-3 Tagen ist der Wasserkefir fertig. (Probieren mit Strohhalm, ob der Geschmack schon gefällt nach 1 Tag). Je länger fermentiert wird, desto weniger süß, desto saurer und charakterstärker wird das Getränk.
Beim Abfüllen des Getränkes in Glasflaschen durch ein Plastiksieb gießen, damit die Kristalle abgeseiht werden. Sie können aber auch gefahrlos mitgetrunken werden. Die Flaschen kommen in den Kühlschrank und werden dort langsam weitergären.
Mit der Wasserkefir-Kultur kann sofort wieder ein neuer Ansatz gestartet werden.
Die Zweitfermentation von Wasserkefir
Ist euch der erste Ansatz noch zu süß oder hat er nicht genug Kohlensäure, kann eine Zweitfermentation angeschlossen werden.
Füllt dazu die Glasflaschen fast voll und lasst etwas Platz, um Saft, Früchte oder Kräuter dazuzugeben. Das verfeinert den Geschmack und sorgt für Abwechslung.
Dann probiert den ersten Ansatz aus und hier findet ihr später noch viele schöne Rezepte zum Variieren! Ich bin sehr gespannt auf eure Experimente und möchte Bilder sehen…
Ich lebe noch! Danke der Nachfrage! Nachdem ich von einigen Mikrobenzirkus-Lesern ganz besorgte Emails bekommen habe, ob es mir denn gesundheitlich gut gehe, möchte ich ein kurzes Lebenszeichen geben. Mir geht es gut, aber den Mikrobenzirkus-Blog habe ich trotzdem leider in diesen verrückten Coronazeiten etwas vernachlässigen müssen. Der Job geht gerade absolut vor.
Ich erlebe als Pressesprecherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) mit meinem Team gerade die heftigsten und arbeitsreichsten Zeiten in meinem gesamten Berufsleben. Seit Januar beschäftigt uns das neuartige Coronavirus SARS CoV-2 mit Presseanfragen und Experteninterviews zum Einordnen der wissenschaftlichen Ergebnisse mit einer steil ansteigenden Kurve. Ging es am Anfang nur darum, die Geschehnisse in China in Wuhan zu kommentieren, so ist das neuartige Coronavirus seit März richtig in Europa, in Deutschland – in unserem Alltag angekommen. Die Bilder aus Italien stimmten besorgt. Die Telefone sind seither im Dauerbetrieb, die Pressefächer laufen täglich voll mit Anfragen von Journalisten oder auch besorgten Bürgern. Ich arbeite auch noch mit im Krisenstab des HZI, der unser Zentrum auch auf die Corona-Pandemie vorbereiten musste. Kurz: Es fiel es mir schwer, mich auch noch spät abends zu motivieren, hier darüber zu schreiben.
Außerdem braucht es auch nicht noch eine Seite, die zum Coronavirus informiert. Dazu gibt es schon genug zentrale informative Seiten, die viel Arbeit investieren, um aktuell zu bleiben, wie das www.rki., www.bmg.de oder www.infektionschutz.de.de und nicht zu vergessen das Corona-Infoportal des HZI, meines Zentrums mit aktuellen Beitragen und Statements zu unserem Beitrag zur Corona-Forschung www.helmholtz-hzi.de. Ich empfehle auch, wer ihn wirklich noch nicht kennt, den NDR-Podcast von Prof. Christian Drosten, Virologe und Institutsleiter an der Charité Berlin, der mit beruhigender Stimme viele komplexe Fragen rund um das Virus, aufbereitet für Laien, erklärt.
Die Wissenschaftskommunikation hat in diesen Tagen eine besonders wichtige Rolle. Aber auch nicht immer eine einfache Aufgabe, wenn die Expert*innen als Berater der Bundesregierung für die politischen Entscheidungen sitzen oder Positionspapiere für die weiteren Maßnahmen schreiben. Wissenschaft mit einer Verantwortung für die Gesellschaft. Die Maßnahmen, die aus der Sicht von Virologen, Epidemiologen oder Modellierern auf das Infektionsgeschehen empfohlen werden, passen wiederum anderen Seiten z.B. Wirtschaftsexperten oder Psychologen nicht. Existenzen stehen auf dem Spiel. Das sind schwere Entscheidungen für die Politik, die die Folgen gesamtgesellschaftlich abwägen muss. Sei es, seit dem 23. März eine Kontaktsperre zu verhängen oder sie zum 4. Mai, wie gestern verkündet, etwas zu lockern.
So arbeite ich seit Mitte März auch mit meinem gesamten Team im Homeoffice – verstreut über Deutschland von Braunschweig bis Würzburg. Aber es geht viel besser, als wir anfangs annahmen. Ich bin in der Situation, dass meine Kinder schon das Gymnasium besuchen oder studieren. Das Homeoffice mit kleinen Kindern wäre schwieriger. Ich habe ein nettes Gartenbüro mit Blick ins Grüne. Video- oder Telefonkonferenzen strukturieren meinen Tag. Mit dem Team gibt es aber auch viel privaten Austausch – ganz wichtig in diesen Tagen! Es funktioniert sehr gut – aber auch dank meines sehr motivierten Presseteams. Als Leiterin bin ich aber trotzdem oft mit Präsenztagen am Zentrum in strategischen Meetings.
Homeoffice im umgebauten Gartenhaus (@Thiele_privat)
Meine Familie bekommt plötzlich meinen Job hautnah mit. Sonst bin ich einfach weg zur Arbeit. Jetzt sitzen sie fast mittendrin in der heimischen Pressestelle, fühlen sich etwas gestresst durch mein dauerklingelndes Handy, oder Mittag- und Abendessen, die platzen, weil der Journalist*in dringend eine Antwort braucht, weil die nächste Videokonferenz anberaumt wird oder ein TV-Team spontan kommt. Pressesprecher*in wollen sie wohl in naher Zukunft nicht mehr werden ;-). Viel zu stressig! Aber vielleicht ändert sich das auch nochmal! Pressesprecherin ist ja auch ein spannender Beruf. Finde ich jedenfalls!
Zum Darm-Online-Kongress – jetzt kostenlos anmelden
Du weißt, dass ein gesunder Darm die Grundlage für Wohlbefinden und ein langes Leben ist? Du möchtest Deine Darmgesundheit optimieren? Dann haben wir eine ganz besondere Überraschung für Dich. Willst Du Deinen Darm auf Vordermann bringen? Und vielleicht hast Du auch Freunde und Bekannte, die sich über unsere Empfehlung hier freuen könnten.
Julia Gruber und Katharina Kramer (Gesundheitsexperten) und viele Referenten starten nämlich
am Freitag, dem 28.02.2020,
den Online Darm-Kongress
Das Superorgan Darm – wie es uns schützt – wie es uns gesund und glücklich erhält.
Mein Videointerview halte ich zum Thema „Mikroben im Alltag“. Dabei geht es darum, wieviel Hygiene eigentlich nötig und sinnvoll ist, um gesund zu bleiben und trotzdem unser Immunsystem zu trainieren.
Lerne von über 40 Top Experten, wie Du Deine Darmbeschwerden wieder in den Griff bekommst, gesünder und vitaler in den Tag hinein startest, an Attraktivität gewinnst, und Dein Leben eine neue Qualität erlangt. Der Kongress deckt Zusammenhänge auf und zeigt Dir, was den Darm gesund erhält.
Hier ein kleiner Einblick, was Du lernen wirst:
Erkenne auf Basis neuester wissenschaftlicher Studien die Ursachen und Zusammenhänge bei Darmbeschwerden und Darmerkrankungen.
Entdecke die vielversprechendsten Methoden aus der Wissenschaft und Lösungsansätze für einen nachhaltig gesunden Darm.
Erfahre, welche Rolle u.a. die Ernährung, die Bewegung, das Stressmanagement und ein gesunder Schlaf für die Darmgesundheit spielen.
Erhalte handfeste Tipps und Tricks zur Umsetzung einer sinnvollen Ernährungsumstellung, mit der Du u.a. Blähungen, Verstopfungen oder Sodbrennen vermeidest – den Darm gesund erhältst.
Tausche Dich mit über 8.000 Gleichgesinnten aus, lerne neue Leute kennen, lass Dich inspirieren und gegenseitig motivieren.
Erlange wieder mehr Wohlbefinden und Lebensqualität – damit Du unbeschwert den Alltag genießen kannst.
Wirklich eine einzigartige Gelegenheit, kostenfrei das Wissen von renommierten Experten zu genießen und das Thema „Darmgesundheit“ aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus zu beleuchten.
Und so funktioniert der kostenfreie Darm-Kongress:
Du meldest Dich mit Deiner E-Mail-Adresse an und erhältst dann ab dem 28.02.2020 jeden Tag eine kurze E-Mail mit den Experten-Videos des Tages.
Während des Event-Zeitraums (28.02. – 08.03.2020) werden jeden Tag mehrere Interviews der Experten kostenfrei zugänglich sein, die Du den ganzen Tag an Deinem Laptop, Computer und Handy anschauen kannst.
Erfahre also – bequem von zu Hause (oder von wo immer Du willst) – wie Du nachhaltig Deine Darmgesundheit optimierst und Gesundheit in Dein Leben integrierst.
Fruchtkörper von M. xanthus (c) Roland Garcia, HZI/HIPS
Es ist wieder soweit. Die Miss oder Mister-Wahl zur Mikrobe des Jahres 2020 hat vor kurzem stattgefunden. Die Mikrobiologen der VAAM (Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie) machen damit auf die Vielfalt der mikrobiologischen unsichtbaren Welt aufmerksam. And the Winner is…Myxococcus xanthus! Das freut mich besonders, da ich mit der Bakteriengattung viel in meinem Alltag als Pressesprecherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) zu tun habe. Zuerst einmal die harten Fakten zum Steckbrief.
Bakterienjäger – sozial und kommunikativ
Myxococcus xanthus jagt im Schwarm eine Escherichia coli-Kolonie. (c) Roland Garcia, HZI/HIPS
Die besonders spannenden Myxococcus-Bakterien bringen ganz unerwartete Eigenschaften mit. Sie können sich zu Hunderttausenden zusammenrotten, ihr Opfer belagern und es schließlich vernichten. Das hört sich an wie aus einem Actionfilm. Die Bakterien sind aktive Jäger im Schwarm, die es auf andere Bakterien als Futter abgesehen haben. Das ist also richtiger Kannibalismus unter Bakterien! Dazu müssen die winzigen stäbchenförmigen Bakterien miteinander „sprechen“ und ihr Verhalten abstimmen.
Hunderttausende Zellen von Myxococcus xanthus formen bei Nahrungsmangel einen kugeligen Fruchtkörper mit dauerhaften Sporen im Inneren. Quelle: http://animafactura.com/?p=100, Jürgen Berger/ Supriya Kadam, CC BY-NC 4.0
Bei Nahrungsmangel lauert Myxococcus xanthus geschützt auf bessere Zeiten. Die Bakterienzellen finden sich gezielt zu kugelförmigen Haufen zusammen und bilden einen Pilz-ähnlichen Fruchtkörper. Dabei verwandeln sich die Bakterienstäbchen in runde Sporen, die Hunger – und Trockenzeiten überdauern können. Dem Fruchtkörper und den Sporen verdankt das Bakterium auch seinen Namen: Die Fruchtkörper sind gelb (griech. xanthos), die Sporen kugelig (coccos), und die Zellen produzieren dazu noch einen Schleim (myxa), der die ganze Gemeinschaft zusammenhält. Ein Teil der Myxococcus-Bakterien begeht in solchen Stressphasen sogar kannibalistischen Selbstmord und stellt sich der Gemeinschaft als Nahrung zur Verfügung – zum Überleben der Population. Ist der unwirtliche Zustand vorüber, bilden sich aus den verbliebenen Stäbchen und Sporen wieder aktive Zellgemeinschaften, die wieder „auf die Jagd gehen“.
Faszinierende Sozialstrukturen
Die im Boden lebenden Myxococcus-Bakterien sind ein Musterbeispiel für soziale Koordination unter einzelligen Mikroorganismen. Dazu ist eine präzise Kommunikation zwischen den Bakterien nötig. Die „Sprache“ der Bakterien sind in diesem Fall verschiedene Signalstoffe der Bakterien und komplexe Empfangssysteme bei den winzigen Organismen, die selbst Mikrobiologen noch erstaunen. Die gelben Fruchtkörper, die gemeinschaftlich gebildet werden, sind fast mit bloßem Auge zu erkennen. Die Kugeln erreichen die Dicke eines Blatts Papier. Einige verwandte Arten von Myxobakterien bilden sogar noch faszinierende größere Bäumchen-ähnliche Strukturen von der Dicke eines Fingernagels.
Auch andere Myxobakterien bilden Baum-ähnliche Fruchtkörper (Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) Braunschweig)
Baukasten aus Naturstoffen für Medikamente
Myxococcus xanthus verfügt mit fast zehn Millionen Basenpaaren über eines der größten bakteriellen Genome. Seine aufwändige Lebensweise führt zudem dazu, dass viele biologisch aktive Stoffe gebildet werden. darunter auch Antibiotika, die die Bakterien zum Abtöten ihrer Opfer brauchen und Botenstoffe zur Kommunikation. Über 130 solcher Sekundärmetabolite (Stoffe, die nicht unmittelbar dem Stoffwechsel dienen) sind mittlerweile beschrieben.
Myxococcus xanthus-Schwarm. Foto: Ronald Garcia, HZI/HIPS (Lizensierung:CC-BY-SA-3.0) Ein gelber Signalstoff aus Myxococcus xanthus unterstützt die Bildung von Dauerformen, die bei widrigen Bedingungen überleben können. Andere Naturstoffe aus Myxobakterien steuern das Schwarmverhalten oder wirken als Antibiotika.
Myxobakterien sind in der Lage, verschiedene kleine Moleküle wie in einem Baukasten zu komplexen Soffen zusammenzusetzen. Dazu zählen zum Beispiel die charakteristischen gelben Farbstoffe (DKxanthene), die eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Sporen zu aktiven Zellen spielen. Auch Geosmin, ein flüchtiger Stoff der für den typischen erdigen Geruch von M. xanthus verantwortlich ist, gehört dazu.
Mikrobielle Naturstoffe als neue Antibiotika
Myxobakterien sind als Quelle für neue Antibiotika und Therapeutika natürlich hochinteressant. Sie haben sozusagen die präzise passenden Naturstoffe als Werkzeuge zur Bekämpfung anderer Bakterien schon lange in der Evolution ausprobiert. Das kürzlich entdeckte Corallopyronin könnte vielleicht ein neues Breitbandantibiotikum werden. Der genetische Bauplan aus einem anderen Myxobakterium wurde in das Modellbakterium M. xanthus kloniert, um ausreichende Mengen an Corallopyronin herzustellen und so seine Wirksamkeit genauer untersuchen zu können. Auch Wirkstoffe gegen Krebs, Viren und im Pflanzenschutz gegen Pilzerkrankungen werden derzeit erforscht. Auch der am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) entdeckte Naturstoff Chlorotonil stammt aus Myxobakterien. Er wirkt sowohl gegen multiresistente Staphylokokken – eine Gruppe von gefürchteten Krankenhauskeimen – als auch gegen den Malaria-Erreger. Chlorotonil ist damit ein sehr vielversprechender neuer Wirkstoff, der zurzeit für die weitergehende Entwicklung als Medikament optimiert wird.
Liebe Freunde der Mikroben, in schöner Tradition schreibe ich am Jahresanfang eine kleine Bilanz für das Jahr 2019 und erzähle euch etwas zu den Projekten im neuen Jahr.
5 Jahre – wir haben ein Jubiläum
Am 31. Dezember 2019 ist der Mikrobenzirkus 5 Jahre alt geworden. Prost darauf und eine fast mikrobenfreie Torte (steril ist ja unreal 😉 ) für uns gemeinsam…ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das Bloggen neben meinem Job und meinen ganzen anderen Aktivitäten so lang durchhalte. Und vor allem, dass ihr so lange Lust habt, mit mir in den Mikrokosmos zu reisen 🙂 !
Insgesamt gab es hier seit 2014:
103 Beiträge zu aktueller Forschung zu Mikroorganismen, kuriose Fakten zu Mikroben oder Lifehacks zum gesunden Überleben im Mikrobendschungel zu lesen
156.048 Aufrufe insgesamt
89.530 Besucher insgesamt
Eure Lieblingsbeiträge
Genau diese mikrobiologischen Lifehacks sind wieder unter den Topthemen:
Die Social Media-Fangemeinde auf Instagram (@mikrobenzirkus), Facebook und Twitter wächst und gedeiht ebenfalls.
Mikrobenzirkus on Tour
Mikrobenzirkus beim 15. BMBF-Forum für Nachhaltigkeit in Berlin
Als Referentin im Modul „Endlich verständlich – Wie erreiche ich neue Zielgruppen“ hatte ich Gelegenheit, den Mikrobenzirkus als Positiv-Beispiel für gelungene Wissenschaftsblogs vorzustellen. Im Anschluss gab es noch eine spannende Diskussionsrunde moderiert von Lisa Rufus.
Instagram-Piratin beim Forum Wissenschaftskommunikation 2019
Im Dezember habe ich als Instagram-Piratin den Account von Wissenschaft im Dialog etwas mikrobiologisch infiziert. Mit dabei waren noch weitere Wissenschaftskommunikatoren, die aus ihrem speziellen Fokus heraus über das Forum berichteten. Unsere Storys findet ihr unter dem folgendem Link unter den Highlights des FWK19.
Thema Fermentation im Mikrobenzirkus
Ja ich muss es zugeben, das Thema Fermentation begeistert mich immer mehr und auch sehr viele Leser*innen des Blogs. Deshalb wird es zukünftig auch einen etwas größeren Teil einnehmen. Das liegt vor allem auch daran, dass ich seit dem Jahre 2019 selbst Workshops gebe. Das macht mir viel Spaß und an dieser Wissensvermittlung möchte ich euch natürlich virtuell gern mehr teilhaben lassen.
Vom Blog zum Sachbuch „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihre Türklinke“
Wie ihr wahrscheinlich wisst, schreibe ich auch sehr gern Bücher. Das ist neben meinem Vollzeitjob als Pressesprecherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung nicht immer so ganz einfach. Aber ich bleibe zumindest thematisch bei den Mikroben und natürlich in der Wissenschaftskommunikation. Mein aktuelles Sachbuch, zu dem die Idee sozusagen über das Bloggen im MIkrobenzirkus entstand, kam am 11. Februar 2019 heraus. Das zog in den ersten Monaten etwas Presserummel und danach viele Lesungen nach sich – was natürlich sehr schön ist.
Hier eine Auswahl von Rezensionen und Beiträgen:
(Quelle: S. Thiele)
NANO, MDR-TV-Beitrag 15.11.2019: „Der richtige Mikrobenmix“ „Auch wenn man noch so viel putzt: Bakterien und andere Mikroben wird man nie aus seiner Wohnung verbannen können. Und das ist auch gut so. Gemeinsam mit Mikrobiologin Susanne Thiele besuchen wir eine Familie in Sachsen, zeigen in ihrer Wohnung beliebte Bakterien-Treffpunkte und erklären, warum wir es mit der Hygiene nicht übertreiben dürfen.“
„Sie sind einfach überall – im Bett, in der Küche, in unserer Handtasche oder im Bus: Milliarden von Mikroben. Das ist weder schlimm noch gefährlich. Die meisten von ihnen sind sogar nützlich, sagt die Mikrobiologin Susanne Thiele. Putzen kann deshalb auch krank machen. Also: Mehr Mut zum Dreck!“, DEUTSCHLANDFUNK NOVA 2019
„Was uns nicht umbringt, macht uns härter…Susanne Thiele versteht Mikroben gut. Ihr neues Sachbuch ist eine Zumutung und gut fürs Immunsystem“, Braunschweiger Zeitung, März 2019
„Die meisten Keime schaden nicht“, ist das Fazit, daher fordert Susanne Thiele „etwas mehr Mut zum Schmutz. …. Diese Vielfalt ist übrigens noch lange nicht vollständig erforscht, und so liegt Thieles Buch voll im Trend.“, NEUE BRAUNSCHWEIGER
Neue Buchprojekte 2020/2021
Viel darf ich ja noch nicht verraten. Aber ja es gibt bereits einen neuen Buchvertrag mit einem großen Publikumsverlag. Und ganz spannend für mich: Es wird mörderisch & wissenschaftlich. Es gibt also einen Genre-Wechsel hin zum Science-Thriller, den ich diesmal gemeinsam mit einer Autorenkollegin schreibe. Erscheinen wird das Buch aber erst 2021. Davor liegt noch viel Recherche und Zeit zum Schreiben. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Zeit zum DANKE sagen:
Mikrobenzirkus wieder auf der Shortlist zum Wissenschaftsblog 2019 Im Dezember 2019 habt ihr den Mikrobenzirkus wiederum für die Shortlist zum Wissenschaftsblog 2019 gesetzt. Vielen Dank dafür! Über solch ein positives Feedback freue ich mich sehr.
Danke an den Journalisten Martin Wetzel, der den Mikrobenzirkus als Weihnachtstipp für die ganze Familie am 24.12.19 unter eine seiner Pressemitteilungen gesetzt hat. Da habe ich mit der Zielgruppeansprache doch ins Schwarze getroffen :-)… Lag bestimmt auch an meinem letzten Artikel „The Microbiology of Xmas“ :-).
Und natürlich ein Riesen-Dankeschön an Euch – Freunde der Bakterien, Pilze und Viren :-)! Schön, dass ihr immer noch dabei seid und euch interessiert.
Dann bleibt mir nur, euch ein gesundes und spannendes Jahr 2020 zu wünschen. Wir lesen uns!
Mikrobiologische Grüße
Eure Susanne
Schreibt mir gerne in die Kommentare, was ihr immer schon mal wissen wolltet. Worüber ich unbedingt mal schreiben sollte. Es gibt bei mir keine dummen Fragen…:-)
Ich freue mich natürlich über Eure Stimme. Ansonsten ist das eine sehr schöne Chamce, sich auch mal anzuschauen, zu welchen interessanten Themen die Community so schreibt und vielleicht bekommt der Eine oder die Andere auch Lust zum Sciencebloggen.I
In diesem Jahr gibt es eine kleine Best of Show meiner weihnachtlichen Artikel. Mittlerweile hat sich einiges an ultimativem mikrobiologischem Weihnachtswissen angesammelt, was ich unbedingt mit euch teilen möchte.
Weihnachtsgans besser ohne Dusche
Weihnachtsgans (Quelle: Jürgen Howaldt)
Wusstet ihr, dass ihr beim Zubereiten der Weihnachtsgans etwas mehr Vorsicht walten lassen solltet? Eine beliebte und oft empfohlene Praxis ist es, das Federvieh unter dem Wasserstrahl in der Spüle abzuduschen. Das ist nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht besonders hygienisch. Auf dem rohen Fleisch sitzen Keime, wie Salmonellen oder Campylobacter, die damit unnötig in der Küche herumspritzen und womöglich auf rohen Speisen wie Salat landen. Die Folge sind Bauchschmerzen oder im schlimmsten Fall auch Lebensmittelinfektionen. In den USA wurde dieser Zusammenhang entdeckt, als viele Patienten nach dem traditionellen Thanksgiving-Truthahn-Essen in den Kliniken auftauchten. Ganzen Artikel lesen.
Besuch bei Schwiegereltern beeinflusst Darmflora
Unsere Darmflora ist stressempfindlich (Quelle: Pixabay)
Weihnachten ist so besinnlich – denkste! Wusstet ihr, dass ein Besuch bei den Schwiegereltern durch den familiären Stress sogar eure Darmflora verändern kann? Das haben jetzt Forscher aus den Niederlanden herausgefunden. Die untersuchten Studienteilnehmer hatten viel weniger Ruminococcus-Bakterien in ihrem Darm. Eine Verschiebung der Häufigkeit des Auftretens dieses Bakteriums ist in Studien an Menschen und Tieren mit Depression und Ängstlichkeit assoziiert. Aber in der Weihnachtszeit stresst uns noch mehr. Daher nehmt diese Studie nicht ganz so ernst – auch wenn sie natürlich einen gewissen Unterhaltungswert hat. Zudem gibt es auch nette Schwiegereltern – so wie meine! Link zur Studie.
Feuerzangenbowle nur mit Zuckerpilz
Weihnachtsklassiker „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann Quelle: wikipedia
Wusstet ihr, dass sogenannte Sprosspilze – besser bekannt als Hefen – eine essenzielle Rolle bei unserer nächsten Weihnachtstradition spielen? Stichwort: Alkoholische Gärung! Die Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae ist in der Lage, Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid zu verstoffwechseln, Gut für uns und einen gemütlichen Besuch auf dem Weihnachtsmarkt! Und Denkt daran! „Jeder nor einen wönzigen Schlock!“ – wie schon Heinz Rühmann empfiehlt! Ganzen Artikel lesen.
Schokolade – Teamwork mit Mikroben
(Public Domain)
Schokolade macht glücklich! Aber wusstet ihr, dass auch diese Leckerei nur durch die Mithilfe von Mikroben entstehen kann, Es geht dabei zurück bis zur Fermentation der Kakaobohnen. Daran sind auch Milchsäurebakterien, Essigsäurebakterien und Hefen beteiligt. Nur so entstehen die typischen Schokoaromen, die wir so mögen. Für unser Darmmikrobiom ist wiederum besonders dunkle Schokolade sehr fördernd. Bifidobakterien und Milchsäurebakterien verwerten sie besonders gern und halten uns damit gesund. Im Artikel dazu findet ihr auch noch ein tolles Alt-Aztekisches Kakaorezept zum Ausprobieren in der Weihnachtszeit. Ganzer Artikel und Rezept
Schneeflocken mit Bakterien
Eiskristalle (Pixabay)
Wusstet ihr, dass Bakterien auch ihre „Flagellen im Spiel haben“, wenn es darum geht, Schneeflocken zu bilden? Wir werden hier in Niedersachsen zwar kein Fitzelchen Schnee sehen, aber es gibt ja auch noch Mikrobenzirkus-Leser*innen in anderen Regionen. Der Schneekünstler heißt Pseudomonas syringae. Die Bakterien sind Gefrierbeschleuniger durch bestimmte Proteinstrukturen auf ihrer Oberfläche, die die Ordnung und Dynamik von Molekülen in Wassertröpfchen beeinflussen können. damit wirken sie wie ein Kristallisationskeim für zauberhafte Schneeflocken. Ein richtiges Schneebakterium eben! Ganzer Artikel
Rudolphs rote Nase
Rentier (Pixabay)
Wusstet ihr, dass Rentier-Nasen besonders gut durchblutet sind und ein Viertel mehr Blutäderchen haben als menschliche Nasen. Dank dieses Umstandes ist Rudolph in der Lage, seiner Aufgabe als „fliegender und leuchtender Begleiter“ des Weihnachtsmannes besonders gut nachzukommen. Einige Wissenschaftler diskutieren sogar, ob Parasiten daran beteiligt sind, diese auffällige rote Nasenfarbe auszubilden. Über zwanzig besondere Mikroorganismen kommen nur im Nasenmikrobiom von Rentieren vor. Sogar das von den Bakterien zur Kommunikation genutzte Quorum sensing – eine Art Sprache unter Bakterien zur Absprache für gemeinsame Aktionen – war schon in der Diskussion. Beim leuchtenden Tintenfisch mit Leuchtbaketrien klappt das ja auch : )! Ganzer Artikel
DIY – Mikrobiologische Last Minute Geschenke
Salzzitronen
Ein echter Hingucker im Glas und schnell gemacht sind die Marokkanischen Salzzitronen. Die Fermentation kann beim Beschenkten noch etwas weiter laufen. Hier ist der Link zum Rezept.
Ginger Beer
Auch ein Ansatz für Ginger Beer ist schnell zubereitet. Eure Freunde können ihn dann mit Zucker und Ingwer weiter füttern. Die selbst gebraute Ingwerlimonade ist eine spritzige und leckere Zutat für Cocktails wie Moscow Mule oder Dark Stormy oder auch einfach pur trinkbar. Rezept zum Ansatz
Schöner wohnen mit Mikroben
Und wer noch ein gut recherchiertes lustiges Sachbuch verschenken möchte – ich habe da zufällig letztens eins geschrieben :-).
Ich wünsche euch fröhliche Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr!
An apple a day keeps the doctor away (@Shutterstock)
Mein Vater hat mich früher als Kind immer dazu angestachelt, einen Apfel bis auf den Stiel zu verputzen. Es war unser kleiner Wettkampf, aber er hatte mehr Recht, als er damals ahnte.
Was ist eigentlich dran, an dem englischen Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away.“ Viel Wahres zeigt die Recherche: In Äpfeln stecken viele Vitamine, Spurenelemente, Mineral – und Ballaststoffe, die gut für unsere Gesundheit sind. Die enthaltenen Pektine unterstützen unsere Verdauung und beugen sogar schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, wie eine Studie der Universität Oxford nahelegt: die Zahl der tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle in Großbritannien ließe sich um etwa 8500 Fälle senken ließe, wenn jeder Brite über 50 täglich einen Apfel essen würde – zumindest statistisch.
Aber Äpfel können noch viel mehr: Neben Vitaminen & Co nehmen wir mit Äpfeln eine ganze Portion Bakterien auf.
„Rohes Obst und Gemüse sind eine Quelle nützlicher Darmmikroben.“
Gabriele Berg, Technische Universität Graz
Welche Bakterien sind das genau? Dazu ist laut der Biologin noch viel zu wenig bekannt, der Pilzgehalt von Äpfeln wäre dagegen bisher gut kartiert. Um das zu ändern, nahmen Berg und ihr Schweizer Team das Apfelmikrobiom genauer unter die Lupe. Sie analysierten exemplarisch die Sorte „Arlet“ – fein säuberlich aufgetrennt nach den unterschiedlichen Komponenten wie Frucht, Stiel, Schale, Kerne und Fruchtfleisch. Außerdem verglichen Sie Äpfel aus Bioanbau mit konventionell angebauten Äpfeln.
Kerne sind
Bakterien-Hotspots
Das Ergebnis offenbarte ein Gewimmel von Bakterien in und auf den Äpfeln. Da hilft auch kein Waschen!
„Unseren Schätzungen zufolge enthält ein typischer 240 Gramm schwerer Apfel durchschnittlich 114 Millionen von Bakterien.“
Gabriele Berg, Technische Universität Graz
Vor allem die Obstkerne scheinen wahre Bakterien-Hotspots zu sein, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie belegten. Weniger besiedelt ist das Fruchtfleisch und die Schale sogar nur geringfügig. Wer gern das Kerngehäuse mitisst, nähme nach den neuesten Erkenntnissen des Teams insgesamt zehnmal mehr Bakterien auf, als Menschen, die es verschmähen. Ohne Kerne sinkt die Mikrobenaufnahme auf nur noch rund zehn Millionen. Doch wie nützlich sind die Bakterien aus dem Obst überhaupt für unsere Gesundheit?
Bio
bietet Artenvielfalt
Ob die Bakterien tatsächlich
unsere gesunde Darmflora fördern oder ihr eher schaden, hängt offenbar ganz
beträchtlich von der Anbaumethode ab. Die Untersuchungen ergaben, dass
Bio-Äpfel eine weitaus vielfältigere und ausgewogenere Bakteriengemeinschaft zu
bieten haben als die konventionell angebaute Variante. Die Forscher sind sogar
der Meinung, dass das artenreiche Mikrobiom ökologisch angebauter Äpfel die
Zusammensetzung unserer Darmflora zugunsten einzelner weniger Arten verhindern
und so auch gleichzeitig vorbeugen könnte, dass sich krankmachende
Bakterienspezies ausbreiten.
Mehr
hilfreiche Mikroben
Die Bio-Äpfel punkten aber nicht nur in Sachen mikrobielle Vielfalt. Sie scheinen auch tatsächlich mehr nützliche und weniger schädliche Bakterien zu enthalten als das Obst aus konventionellem Anbau. Bakterien, die eher für ihr gesundheitsschädliches Potenzial bekannt sind, kamen verstärkt bei konventionell angebauten Äpfeln vor. „So wurden auf den meisten konventionellen Apfelproben Escherichia-Shigella – eine Gruppe von Bakterien, die bekannte Krankheitserreger enthält – gefunden, aber in keinem der Bio-Äpfel“, berichtet Berg. Dagegen kamen die für ihre probiotische Wirkung bekannten Lactobazillen (Milchsäurebakterien) in ökologisch angebauten Äpfeln vor. Das Öko-Obst hat womöglich auch noch einen Geschmacksvorteil. Gabriele Berg und ihr Team stellten fest, das sogenannte Methylobakterien bei Bioäpfeln deutlich zahlreicher vorkamen. Diese Mikroben verstärken bei Erdbeeren die Biosynthese von Aromastoffen. Diese Geschmacksverstärker-Funktion könnten sie auch bei Äpfeln übernehmen.
Bei Pilzen wurden zudem besondere Sorten-Vorlieben in verschiedenen Studien bestätigt. Ob auch Bakterienarten spezielle Favoriten unter den Apfelsorten haben, soll nun die zukünftige Forschung zeigen. Bis dahin gilt der Tipp: Genießt Eure Äpfel doch öfter mal „mit Stumpf und Stiel“ und schneidet das Kerngehäuse nicht mehr heraus!
Originalpublikation:
Frontiers in Microbiology,
2019; doi: fmicb.201901629
Wer kennt denn Enid Byltons „Fünf Freunde“? Wer diese ‚Famous Five‘ Bücher – wie sie im Original heißen – gelesen hat, erinnert sich bestimmt daran, wie gerne die fünf Freunde essen. Da gibt es Scones, Gewürzkuchen und Ingwer Bier – eigentlich eher eine scharfe, süße Ingwer-Limonade. Und um genau diese geht es heute. Ginger Beer selbst zu brauen, ist nämlich gar nicht so schwer. #fermentationfriday
Enid Blytons „Fünf Freunde“ liebten die scharfe Ingwer-Limonade (@Shutterstock)
Beginnen wir damit,
einen sogenannten Ginger-Bug heranzuzüchten. Ohne Ginger-Bug ist es auch
kein echtes Ginger Beer. Das ist nichts anderes als ein lebender
Organismus, der zur Fermentierung des Ingwer-Bieres beiträgt, und ihm so
seinen einzigartigen, leicht herben Geschmack verleiht. Ihr könnt ihn ganz
leicht selbst herstellen. Ähnlich wie beim Brauen eines richtigen Bieres,
spielen auch beim Ginger Beer winzige Kulturen eine große Rolle. Doch
anders als beim echten Bierbrauen, entsteht beim Fermentieren des Ingwers so
gut wie kein Alkohol. Ginger Beer enthält somit genauso viel Alkohol wie
ein alkoholfreies Bier. Da der tatsächliche Alkoholgehalt zuhause nicht zu 100
% bestimmt werden kann, sollten Kinder vorsichtshalber lieber andere
Getränke trinken.
Grundrezept Ginger-Bug
Quelle: Shutterstock
200g Bio-Ingwer
100g Rohrzucker
200 ml Wasser
Fermentationsdauer: 24 – 48 Stunden
Den Ingwer waschen und grob in Stücke schneiden. Nicht schälen, denn wir brauchen die Bakterienflora außen auf der Schale. Den Ingwer mit dem Zucker und Wasser in einer Küchenmaschine pürieren. Es entsteht ein flüssig-braunes Ingwerpüree. Die Mischung in ein Bügelglas ohne Gummidichtung geben, da ihr eine starke Gasbildung erwarten könnt. 2-3 Tage an einem warmen Ort stehen lassen und dabei täglich mit einem Esslöffel Zucker zu füttern und umrühren. Das Ingwer-Mus und das Wasser trennen sich immer wieder, aber das ist ganz normal. Sobald es im Ansatz stark zu blubbern beginnt, könnt ihr das Bier „brauen“. Dazu die Hälfte vom Ansatz nehmen und ihn dann wieder mit Ingwer und Zucker auffüllen – ähnlich wie beim Sauerteig. Im Urlaub könnt ihr den Ingweransatz auch gut im Kühlschrank „zwischenparken“.
Ginger
Beer brauen:
Flaschen mit Bügelverschluss, z.B. 4 0,5
l Flaschen
Etwa 2 Liter Wasser
100 g frischer Bioingwer
100 ml Ingweransatz
8 EL Zucker
Saft von einer Zitrone
Optional: Optional gibt es auch Rezepte, die Zucker und Limette austauschen gegen 2 EL Ahornsirup und 200 ml Orangensaft auf 2 Liter Wasser, je nachdem wie es euch am besten schmeckt.
Ausgekochte saubere Flaschen bis 3 cm unter den Rand mit kaltem Wasser auffüllen.
Ingwer in keine Stifte schneiden und gleichmäßig auf die Flaschen verteilen.
Ingweransatz mit Zucker und Zitronensaft gut vermischen und mit einem Trichter in die Flaschen geben.
Nach 2-3 Tagen sammelt sich das Ingwerfruchtfleisch oben im Flaschenhals und das Ginger Beer ist fertig!
Aber Vorsicht! Die Kohlendioxidbildung ist wirklich sehr heftig. Bevor ihr die Flaschen öffnet unbedingt im Kühlschrank gut durchkühlen und in der Spüle mit einem Tuch darüber öffnen. Ich habe schon mehrmals meine Küche komplett putzen dürfen, inklusive Fensterfront 🙂 – das ist mein Lerneffekt!
Ihr könnt das Ginger Beer vor dem Trinken, durch ein Sieb gießen, das hält die feinen Fruchtreste zurück.
Das fertige Getränk ab jetzt im Kühlschrank aufbewahren. Die Flaschen unbedingt weiterhin 1x täglich öffnen, damit sich nicht zu viel Druck aufbaut. Die Flaschen könnten sonst explodieren.
Mir
schmeckt das Ginger Beer wirklich sehr gut. Es hat eine fruchtige Schärfe und
einen feinen Schaum. Probiert es einfach mal aus!
Tipp zum Mixen: Perfekter Moscow Mule
Gemixt mit Ginger Beer: Moscow Mule (Quelle: Shutterstock)
5 cl Wodka
2 cl frisch gepressten Limettensaft (1/2 Limette)
3-4 dünne Gurkenscheibchen oder Limettenspalten zum Dekorieren
Minze (optional)
12-15 cl Ginger Beer
Wodka Limettensaft
und Ginger Beer in einen mit Eiswürfeln gefüllten Kupferbecher geben. Umrühren!
Mit den Gurkenscheiben, Limettenspalte und Minze dekorieren. Fertig!
Viel Spaß beim Ausprobieren! Mikrobiologische Grüße