Mikrobenzirkus

Keine Panik vor Bazille, Virus & Co


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Microbelix – Suche nach Bodenbakterien zum Mitforschen

Ein ganz spannendes Citizen-Science-Projekt möchte ich euch heute vorstellen: Microbelix ist der sympathische Name – und ja die Assoziation mit den beiden berühmten Comic-Figuren kommt nicht von ungefähr. Denn auch hier werden clevere und findige Bürgerinnen und Bürger gesucht, die sich auf die Suche nach Bodenbakterien begeben und vielleicht den tollen Wirkstoff für ein neues Antibiotikum finden.

Hier etwas mehr Information zum Projekt für euch:

Die Themen Naturschutz und Antibiotika haben auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam. Dass es hier dennoch große Überschneidungen gibt, zeigt diese neues Kooperationsprojekt zwischen dem Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und der Naturlandstiftung Saar (NLS). In besonders artenreichen Lebensräumen soll gezielt nach Bodenbakterien gesucht werden, die neue Ausgangsstoffe für die Antibiotikaentwicklung produzieren.

Das Besondere daran: Die Suche nach den Bakterien findet im Rahmen einer Citizen Science-Kampagne statt, bei der interessierte Bürger:innen direkt in den wissenschaftlichen Prozess involviert werden und gleichzeitig wertvolle Informationen zur lokalen Biodiversität erhalten. Das HIPS ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), an dem ich auch Pressesprecherin bin, in Zusammenarbeit mit der Universität des Saarlandes.

Um neue Wirkstoffe für die Behandlung von Infektionserkrankungen zu finden, nehmen Forschende des HIPS Bodenbakterien unter die Lupe, die dafür bekannt sind, Naturstoffe mit vielversprechenden pharmazeutischen Eigenschaften zu produzieren. Diese können anschließend im Labor auf ihre Wirksamkeit gegen humanpathogene Keime untersucht und so für die Entwicklung neuer Antibiotika genutzt werden.

Je größer die biologische Diversität in einer Bodenprobe ist, desto größer ist die Chance, neue Bakterien und somit auch neue Wirkstoffkandidaten zu entdecken. Aus genau dieser Überlegung entstammt die Idee einer Zusammenarbeit zwischen dem HIPS und der NLS, die eigene ökologisch wertvolle Flächen besitzt und die saarländischen Naturschutzgebiete betreut.

Im Projekt „Microbelix“, das sich aktuell in der Vorbereitungsphase befindet, sollen sich Bürgerwissenschaftlern (engl. Citizen Scientists) im Rahmen geführter Wanderungen, oder auf eigene Faust, auf die Suche nach Orten machen, an denen sie eine besonders hohe biologische Diversität vermuten. Dort sammeln sie einige Löffel Erde und schicken diese direkt zum HIPS. Im Labor werden die Proben mittels Metagenom-Analyse „durchleuchtet“.

Diese Technologie ermöglicht es, in nur kurzer Zeit einen tiefen Einblick in die Biodiversität jeder einzelnen Bodenprobe zu erhalten. Dieses Wissen erlaubt es den Wissenschaftler:innen zu sehen, in welchen Proben sich besonders interessante Bakterien verstecken. Gleichzeitig sind die gesammelten Informationen von großer Bedeutung für die Aktivitäten der NLS: Untersucht wird, wie Diversität von Mikroorganismen mit der von höheren Tieren und Pflanzen zusammenhängt. Möglicherweise können die Daten sogar Aussagen über die Auswirkungen klimatischer Veränderungen auf den Lebensraum Boden ermöglichen – auch das soll im Projekt überprüft werden.

Um das Sammeln der Proben zu standardisieren und eine hohe Probenqualität zu gewährleisten, haben HIPS und NLS „Probensammelkits“ entwickelt, die den Citizen Scientists alles bieten, was sie für die Probennahme benötigen. Zusätzlich erhalten die Teilnehmenden wertvolle Informationen rund um die Themen Naturschutz, Antibiotika und Antibiotikaresistenzen. Neben einfachen Bodenproben sollen die Citizen Scientists auch dazu ermutigt werden, eigene „Bakterienfallen“ zu entwickeln und zu testen. Bei Microbelix handelt es sich um die Weiterentwicklung des Projektes „Die Mikrobielle Schatzkiste“, mit der das HIPS bereits 2022 auf dem Ausstellungs- und Wissenschaftsschiff „MS Wissenschaft“ unterwegs war.

Der konkrete Anlass für die Zusammenarbeit zwischen HIPS und NLS ist der Wettbewerb „Auf die Plätze! Citizen Science in deiner Stadt“, der von Wissenschaft im Dialog und dem Museum für Naturkunde Berlin in enger Zusammenarbeit mit der Citizen-Science-Plattform Bürger schaffen Wissen umgesetzt wird. Gefördert wird das Verbundprojekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Mit seinem Projektantrag konnte das Team sich bereits einen Platz unter den besten zehn Projekten sichern.
Ab dem 21. Juni beginnt eine einmonatige Abstimmungsphase, in der die Öffentlichkeit unter www.citizenscience-wettbewerb.de über die einzelnen Projekte abstimmen kann. Die Publikumspunkte fließen mit 20 Prozent in die Jury-Wertung ein. Die Gewinner des Wettbewerbs erhalten 50.000 Euro für die Umsetzung ihres Konzeptes. Da könnt ihr auch noch mitmachen!

Ein wichtiges Puzzleteil des Wettbewerbsprojekts wird die Entwicklung der „Microbelix App“ sein, mit deren Hilfe die Citizen Scientists die Probennahme dokumentieren und sich mit den Forschenden und anderen Projektteilnehmenden vernetzen können. Die App ermöglicht außerdem die beschleunigte digitale Kommunikation von Ergebnissen aus dem Labor.

Auf dem Projektportal www.microbelix.de erhalten Interessierte alle Informationen für die Teilnahme und Einblicke in den Fortschritt des Projektes. Dort können auch die Probensammelkits angefordert werden.

Also dann mal ran an die Löffel – also in den Probenkits und mitforschen 🙂 !

Mikrobiologische Grüße

Eure

Susanne Thiele


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Weihnachts-Schokotaler mit Sauerteig

Mikroben-Backen im Advent:

In diesem Jahr versuche ich mich an Schokoplätzchen mit Sauerteig. Mit etwas Zimt und Haselnuss passen sie gut in die Weihnachtszeit. Aber Schokokekse gehen ja prinzipiell immer. Meiner Familie habe ich erst hinterher erzählt, dass ich Sauerteig verbacken habe. Sie sind so lecker, dass nach dem Probieren keiner mehr Bedenken hatte :-).

Schokokekse mit Sauerteig (@Susanne Thiele)

Zutaten:

  • 140 g Zartbitterschokolade
  • 120 g Butter
  • 135 g Zucker
  • 1 TL Vanillezucker
  • 1/4 TL Salz
  • 100 g Sauerteig (hier Roggenmehl-Ansatz)
  • 1TL Natron
  • 20 g Kakopulver
  • 145 g helles Mehl (hier Dinkelmehl)
  • 1/2 TL Zimt
  • 120 g Haselnüsse (gehackt)
Schoko-Teig im Rohzustand (@Susanne Thiele)

How to:

  • Heize den Backofen auf 175 Grad C vor und lege zwei Bleche mit Backpapier bereit.
  • Zerkleinere die Zartbitterschokolade und schmelze sie zusammen mit der Butter in einer kleinen Schüssel in einem Wasserbad.
  • Gib die flüssige Butter-Schokoladenmasse in eine Rührschüssel und füge Zucker, Vanillezucker, Salz und den Sauerteig hinzu. Rühre alles gut durch.
  • Mische Natron, Kakao und Zimt mit dem Mehl gut durch und gib alles zusammen in den Teig. Vermischen bis kein trockenes Mehl mehr zu sehen ist.
  • Gib die gekackten Haselnüsse dazu.
  • Forme mit zwei Löffeln du walnussgroße Bällchen und setze sie mit Abstand auf beide Bleche.
    TIPP: lieber etwas kleinere Portionen Teig verwenden. Die Plätzchen haben die Tendenz, ganz schön zu wachsen ;-). (Meine erste Rutsche waren auch eher „Riesentaler“)
  • Die Kekse 10 min backen lassen.
  • Danach gut 10 min auskühlen lassen.
  • Dekorieren könnt ihr mit etwas Puderzucker oder mit Schokokuvertüre. Falls ihr zu große Riesentaler gebacken habt, könnt ihr sie einfach mit dem Messer vierteln und die Spitze in Schoko tauchen – sieht auch gut aus.
  • Guten Appetit!

Probiert das Rezept sehr gerne aus und berichtet mir von euren Ergebnissen. Auf Instagram könnt ihr mir unter @mikrobenzirkus folgen.

Grüsse aus dem Mikrobenzoo!

Susanne


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„Bakterien und so“…unterstützt Johannas Crowdfunding-Projekt für ein Bilderbuch!

Jane Jott publiziert gereimte Bilderbücher für Kinder (Quelle: Jane Jott)

Mikrobiologinnen sind mir ja immer sehr sympathisch und wenn sie noch dazu so engagierte Autorinnen für eine gute Sache sind – sowieso. Deshalb möchte ich euch heute auf das Herzensprojekt der Mikrobiomforscherin Johanna Nelkner aufmerksam machen. Support unter mikrobiologischen Autorinnen sozusagen…J!

Am Telefon erzählt mir Johanna, dass sie unter dem Pseudonym Jane Ott schon länger gereimte Bilder-Sachbücher schreibt, zu denen sie ihre beiden kleinen Kinder inspiriert haben.

Hilfe gesucht für ein neues Herzensprojekt

Im neuen Bilderbuch „BAKTERIEN UND SO“ für 3-6-jährige Kinder, welches Johanna gerade realisieren möchte, geht es um die Lebensorte und Talente von Mikroben. Superschurken oder Superhelden?

„Bakterien und weitere Winzlinge leben überall, ob in superheißer oder eiskalter Umgebung, im tiefsten Ozean oder den höchsten Wolken, auch in uns Menschen. Diese Mikroben haben so einige Talente: sie helfen Pflanzen beim Wachsen, können Gas und Strom produzieren, helfen bei der Verdauung und der Herstellung von Medikamenten, und pupsen die Löcher in den Käse. Das Bilderbuch “Bakterien und so, die leben wo?!” entführt euch und eure Kinder in diesen Mikrokosmos.“

Johanna hat ein Crowdfunding-Projekt auf Start Next gestartet, um eine Erstauflage von 200 liebevoll von Carlotta Klee illustrierten Bücher zu realisieren.
Ihr könnt dieses Projekt unterstützen und zahlreiche tolle Dankeschöns von Jane Ott erhalten wie das „Spirit Mikroben Orakel“, gehäkelte Minimikroben, das Kita-Paket mit Experimentier-Ideen oder das Mikroben-Malbuch Bundle.

„Mir liegt besonders das „Kinderheld*in“ Dankeschön am Herzen“, sagte mir Johanna. „Das habe ich extra  für Kindergärten und Grundschulen zusammengestellt. Da gibt es
obendrauf eine Sammlung an Ideen für eine Projektwoche zum Thema
Mikroben. Mit Experimentideen und Bastelideen, geeignet für Kinder ab
drei Jahren.“

Hier ist der Link für eure Unterstützung des Crowdfunding-Projektes, das noch bis zum 6.10 2022 läuft https://www.startnext.com/bakterienundso.


Also ran an die Häkelmikroben und schaut mal rein…:-)

Viele Grüße

Susanne


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Beatrix Potter – Kinderbuchautorin und Entdeckerin der Flechten

In der Osterzeit bin ich neben lauter Hasen und der Eiern auch noch auf eine andere Überraschung gestoßen.
Wusstest ihr, dass Beatrix Potter nicht nur Schriftstellerin war – sondern auch eine Amateur-Mykologin?

Die meisten haben einige Schöpfungen der beliebtesten Märchenerzählerin aller Zeiten wahrscheinlich wie ich im Bücherregal stehen – die Geschichten von der leichtgläubigen Jemima Puddleduck, vom frechen Eichhörnchen Nutkin oder natürlich vom tollkühnen Peter Rabbit, der im Garten vom Mr. Mc Gregor alles für ein paar Bohnen und Radieschen riskiert.

An Pilze und Flechten werdet ihr wahrscheinlich weniger denken. Dabei galt die Hauptleidenschaft von Beatrix Potter bevor sie mit ihren Kinderbüchern berühmt wurde, der Mykologie – der Lehre von den Pilzen.

Beatrix Potter war eine Frau mit vielen Talenten, die trotz ihres strengen viktorianischen Elternhauses nicht nur Autorin und Illustratorin wurde, sondern auch Naturwissenschaftlerin, Naturschützerin, Landwirtin und Geschäftsfrau. Im Gegensatz zu ihrem literarischen Werk wurde ihre bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit in einer von Männern dominierten wissenschaftlichen Welt des 19. Jahrhunderts ignoriert.

Begeistert für Natur und ihre Formen

Sie wurde am 28.Juli 1866 in Kensington in London in eine wohlhabende Familie geboren und wuchs mit ihren Eltern und ihrem Bruder behütet mir Urlauben In Schottland und im Lake District auf, die sie gewissenhaft dokumentierte. Sie sammelte Schmetterlinge, Käfer, Vogeleier, Muscheln und Steine. Im Laufe ihres Lebens hatte sie bis zu 92 Haustiere und ließ sich von einigen für ihre Geschichten inspirieren, wie von ihrem Hauskaninchen Benjamin Bouncer und Peter Piper.

Beatrix Potter, 15 Jahre, mit ihrem Hund Spot, um 1880-81, von Rupert Potter. Druck auf Papier. Nachlass LInders, Victoria and Albert Museum, London.

Vom Hauskaninchen zu Flechten

Potter erhielt Kunstunterreicht und malte ab dem Alter von etwa 20 Jahren mindestens ein Jahrzehnt Hunderte von detaillierten, genauen Bildern von Pilzen mit großem Talent. Anfangs zeichnete sie besonders schöne Pilzexemplare.
„Sie fühlte sich zu Pilzen hingezogen, zunächst wegen der ephemeren feenhaften Eigenschaften, dann wegen der Vielfalt ihrer Formen und Farben und der Herausforderung, die sie für die Aquarelltechnik darstellten“, berichtete die Biographin und Historikerin Linda Lear 2007 in ihrer Beatrix Potter Biografie.

Sie tauschte ihre Zeichnungen mit einem Amateur-Naturforscher in Schottland namens Charles McIntosh aus, den sie seit ihrem vierten Lebensjahr als Postbote kannte. Er bewunderte ihre Bilder, schickte ihr Exemplare zum Malen und beriet sie in Fragen der wissenschaftlichen Klassifizierung und Mikroskoptechnik. Im Gegenzug schickte sie ihm Kopien ihrer Bilder. Beatrix Potter entwickelte sich immer mehr zur leidenschaftlichen Hobby-Pilzforscherin ab 1895. McIntosh schlug ihr vor, die Pilze wissenschaftlicher zu zeichnen, mit Querschnitten, die ihre Lamellen zeigen, um die Identifizierung zu erleichtern. Sie benutzte ein Mikroskop, um die winzigen Sporen akkurat zu zeichnen. So entstanden rund 350 hochpräzise Zeichnungen von Pilzen, Moosen und Sporen.

Beatrix untersuchte die Sporen sogar unter dem Mikroskop, um herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen sie keimen könnten. Und sie war erfolgreich.

Experimente zur Sporenkeimung von Pilzen

Im Mai 1896 stellte ihr Onkle, der bedeutende Chemiker Sir Henry Roscoe, sie George Massee, dem Mykologen der Royal Botanic Gardens in Kew vor. In diesem Sommer des Jahres keimte Beatrix erfolgreich Sporen verschiedener Pilze auf Glasplatten und maß deren Wachstum unter dem Mikroskop.

Besonders fasziniert war sie von Flechten. Sie begann sich mit führenden Persönlichkeiten über die Frage nach der wahren Natur der Flechten auseinanderzusetzten. Dies war eine hefige botanische Kontroverse im späten 19. Jahrhundert. Damals hielt man Flechten noch für eigenständige Organismen und zählte sie zu den Pflanzen. Sie sind aber eine symbiotische Lebensform aus Algen und Pilzen.

Flammulina velutipes (Armitt Museum und Bibliothek)

Keine Publikation von Potter

Beatrix Potter fasste ihre detaillierten Erkenntnisse mit schönen Zeichnungen in dem Artikel „On the Germination oft he Spores of Agaricineae“ zusammen. Dennoch wurde ihre Entdeckung nicht veröffentlicht. Im 19. Jahrhundert war eine formale wissenschaftliche Ausbildung oder die Mitgliedschaft in einer der wissenschaftlichen Gesellschaften für Frauen praktisch unzugänglich. So wurde ihnen auch der Zugang zu wissenschaftlichen Vorträgen und zur Bibliothek der berühmten Linnaean Society in London verwehrt.

Beatrix’ wichtige Pionierarbeit

Beatrix’ Artikel wird niemals von Fachkollegen begutachtet werden, weil sie ihr deutlich machten, nicht gleichgestellt zu sein, Ein Jahrhundert später entschuldigte sich die Linnean Society und räumte offiziell ein, dass Potters Untersuchung „unflätig behandelt“ worden sei. Heute werden Beatrix Potters detaillierte Pilzzeichnungen noch immer in großem Umfang auf ihre wissenschaftliche Genauigkeit untersucht und zur Identifizierung von Pilzarten herangezogen.

Autorin und clevere Geschäftsfrau

Die Autorin gab letztendlich ihr Interesse an der Pilzforschung auf, um sich auf ihre Kinderbücher zu konzentrieren und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, was damals nicht selbstverständlich war. Sie kaufte Land im Lake District, wurde leidenschaftliche Schafzüchterin. Sie heirate nochmal mit 46 Jahren und hatte aber selbst keine Kinder.

Beatrix Potter, May 1913, National Portrait Gallery, gemeinfrei

Als kluge Geschäftsfrau ließ sie die Peter Hase–Puppe 1903 patentieren. Die Tantiemen ihrer Bücher und ihr Einkommen aus der Landwirtschaft machten sie zu einer wohlhabenden Frau.
Als sie 1943 im Alter von 77 Jahren starb, hinterließ sie mehr als 16 Quadratkilometer Land, 16 Bauernhöfe, zahlreiche Cottages sowie mehrere Herdwick-Schafherden. Das Beatrix-Potter-Haus in Near Swarey kann heute immer noch besucht werden.
Ihre Hill Top Farm ist heute ein National-Trust-Museum. Erst nach ihrem Tode fand sich auch ein chiffriertes Tagebuch der jungen Beatrix, das sie als wache, humorvolle und skeptische Beobachterin ihrer Umgebung und als konzentriert arbeitende Stilistin zeigte.

Behalten wir Beatrix Potter also nicht nur als gefeierte Schriftstellerin in Erinnerung – sondern auch als eine frühe Pilzforscherin, aber ignorierte Wissenschaftlerin.

Links zum Weiterlesen:

Mikrobiologische Grüße

Susanne


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Willst Du Deinen Darm auf Vordermann bringen?

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Du weißt, dass ein gesunder Darm die Grundlage für Wohlbefinden und ein langes Leben ist? Du möchtest Deine Darmgesundheit optimieren? Dann haben wir eine ganz besondere Überraschung für Dich. Willst Du Deinen Darm auf Vordermann bringen? Und vielleicht hast Du auch Freunde und Bekannte, die sich über unsere Empfehlung hier freuen könnten.

Julia Gruber und Katharina Kramer (Gesundheitsexperten) und viele Referenten starten nämlich

am Freitag, dem 28.02.2020,

den Online Darm-Kongress

Das Superorgan Darm – wie es uns schützt – wie es uns gesund und glücklich erhält.

Mein Videointerview halte ich zum Thema „Mikroben im Alltag“. Dabei geht es darum, wieviel Hygiene eigentlich nötig und sinnvoll ist, um gesund zu bleiben und trotzdem unser Immunsystem zu trainieren.

Über 40+ renommierte Experten klären auf

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Lerne von über 40 Top Experten, wie Du Deine Darmbeschwerden wieder in den Griff bekommst, gesünder und vitaler in den Tag hinein startest, an Attraktivität gewinnst, und Dein Leben eine neue Qualität erlangt. Der Kongress deckt Zusammenhänge auf und zeigt Dir, was den Darm gesund erhält.

Hier ein kleiner Einblick, was Du lernen wirst:

  • Erkenne auf Basis neuester wissenschaftlicher Studien die Ursachen und Zusammenhänge bei Darmbeschwerden und Darmerkrankungen.
  • Entdecke die vielversprechendsten Methoden aus der Wissenschaft und Lösungsansätze für einen nachhaltig gesunden Darm.
  • Erfahre, welche Rolle u.a. die Ernährung, die Bewegung, das Stressmanagement und ein gesunder Schlaf für die Darmgesundheit spielen.
  • Erhalte handfeste Tipps und Tricks zur Umsetzung einer sinnvollen Ernährungsumstellung, mit der Du u.a. Blähungen, Verstopfungen oder Sodbrennen vermeidest – den Darm gesund erhältst.
  • Tausche Dich mit über 8.000 Gleichgesinnten aus, lerne neue Leute kennen, lass Dich inspirieren und gegenseitig motivieren.
  • Erlange wieder mehr Wohlbefinden und Lebensqualität – damit Du unbeschwert den Alltag genießen kannst.

Wirklich eine einzigartige Gelegenheit, kostenfrei das Wissen von renommierten  Experten zu genießen und das Thema „Darmgesundheit“ aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus zu beleuchten.

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Und so funktioniert der kostenfreie Darm-Kongress:

Du meldest Dich mit Deiner E-Mail-Adresse an und erhältst dann ab dem 28.02.2020 jeden Tag eine kurze E-Mail mit den Experten-Videos des Tages.

Während des Event-Zeitraums (28.02. – 08.03.2020) werden jeden Tag mehrere Interviews der Experten kostenfrei zugänglich sein, die Du den ganzen Tag an Deinem Laptop, Computer und Handy anschauen kannst.

Erfahre also – bequem von zu Hause (oder von wo immer Du willst) – wie Du nachhaltig Deine Darmgesundheit optimierst und Gesundheit in Dein Leben integrierst.

>> Hier klicken und kostenfrei anmelden

Ich würde mich freuen, wenn Du mit dabei bist! ?

Probiotische Grüße

Susanne


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Mikrobenzirkus auf der Shortlist „Wissenschaftsblog 2019“! Stimmt mit ab!

Ehe ich es vergesse. Ich brauche bitte noch etwas Unterstützung von Euch :-)…

Auch in diesem Jahr hat es der Mikrobenzirkus wieder auf die Shortlist aus 25 Kandidaten zur Wahl des Wissenschaftsblogs 2019 geschafft.

Ihr könnt nun wieder bis zum 1. Januar 2020 24:00 Uhr abstimmen und drei Kategorien Gold, Silber und Bronze sowie das Blogteufelchen vergeben.

Alle Infos zur Wahl findet ihr unter diesem Link https://wissenschaftkommuniziert.wordpress.com/2019/12/04/waehlen-sie-den-wissenschafts-blog-des-jahres-2019/

Ich freue mich natürlich über Eure Stimme. Ansonsten ist das eine sehr schöne Chamce, sich auch mal anzuschauen, zu welchen interessanten Themen die Community so schreibt und vielleicht bekommt der Eine oder die Andere auch Lust zum Sciencebloggen.I

Probiotische Grüße, ihr Freunde der Mikroben 🙂

Susanne

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    Apfel auf Rezept: 100 Millionen Bakterien

    An apple a day keeps the doctor away (@Shutterstock)

    Mein Vater hat mich früher als Kind immer dazu angestachelt, einen Apfel bis auf den Stiel zu verputzen. Es war unser kleiner Wettkampf, aber er hatte mehr Recht, als er damals ahnte.

    Was ist eigentlich dran, an dem englischen Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away.“ Viel Wahres zeigt die Recherche: In Äpfeln stecken viele Vitamine, Spurenelemente, Mineral – und Ballaststoffe, die gut für unsere Gesundheit sind. Die enthaltenen Pektine unterstützen unsere Verdauung und beugen sogar schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, wie eine Studie der Universität Oxford nahelegt: die Zahl der tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle in Großbritannien ließe sich um etwa 8500 Fälle senken ließe, wenn jeder Brite über 50 täglich einen Apfel essen würde – zumindest statistisch.

    Aber Äpfel können noch viel mehr: Neben Vitaminen & Co nehmen wir mit Äpfeln eine ganze Portion Bakterien auf.

    „Rohes Obst und Gemüse sind eine Quelle nützlicher Darmmikroben.“

    Gabriele Berg, Technische Universität Graz


    Welche Bakterien sind das genau? Dazu ist laut der Biologin noch viel zu wenig bekannt, der Pilzgehalt von Äpfeln wäre dagegen bisher gut kartiert. Um das zu ändern, nahmen Berg und ihr Schweizer Team das Apfelmikrobiom genauer unter die Lupe.
    Sie analysierten exemplarisch die Sorte „Arlet“ – fein säuberlich aufgetrennt nach den unterschiedlichen Komponenten wie Frucht, Stiel, Schale, Kerne und Fruchtfleisch. Außerdem verglichen Sie Äpfel aus Bioanbau mit konventionell angebauten Äpfeln.

    Kerne sind Bakterien-Hotspots

    Das Ergebnis offenbarte ein Gewimmel von Bakterien in und auf den Äpfeln. Da hilft auch kein Waschen!


    „Unseren Schätzungen zufolge enthält ein typischer 240 Gramm schwerer Apfel durchschnittlich 114 Millionen von Bakterien.“

    Gabriele Berg, Technische Universität Graz

    Vor allem die Obstkerne scheinen wahre Bakterien-Hotspots zu sein, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie belegten. Weniger besiedelt ist das Fruchtfleisch und die Schale sogar nur geringfügig. Wer gern das Kerngehäuse mitisst, nähme nach den neuesten Erkenntnissen des Teams insgesamt zehnmal mehr Bakterien auf, als Menschen, die es verschmähen. Ohne Kerne sinkt die Mikrobenaufnahme auf nur noch rund zehn Millionen. Doch wie nützlich sind die Bakterien aus dem Obst überhaupt für unsere Gesundheit?

    Bio bietet Artenvielfalt

    Ob die Bakterien tatsächlich unsere gesunde Darmflora fördern oder ihr eher schaden, hängt offenbar ganz beträchtlich von der Anbaumethode ab. Die Untersuchungen ergaben, dass Bio-Äpfel eine weitaus vielfältigere und ausgewogenere Bakteriengemeinschaft zu bieten haben als die konventionell angebaute Variante. Die Forscher sind sogar der Meinung, dass das artenreiche Mikrobiom ökologisch angebauter Äpfel die Zusammensetzung unserer Darmflora zugunsten einzelner weniger Arten verhindern und so auch gleichzeitig vorbeugen könnte, dass sich krankmachende Bakterienspezies ausbreiten.

    Mehr hilfreiche Mikroben

    Die Bio-Äpfel punkten aber nicht nur in Sachen mikrobielle Vielfalt. Sie scheinen auch tatsächlich mehr nützliche und weniger schädliche Bakterien zu enthalten als das Obst aus konventionellem Anbau.
    Bakterien, die eher für ihr gesundheitsschädliches Potenzial bekannt sind, kamen verstärkt bei konventionell angebauten Äpfeln vor. „So wurden auf den meisten konventionellen Apfelproben Escherichia-Shigella – eine Gruppe von Bakterien, die bekannte Krankheitserreger enthält – gefunden, aber in keinem der Bio-Äpfel“, berichtet Berg. Dagegen kamen die für ihre probiotische Wirkung bekannten Lactobazillen (Milchsäurebakterien) in ökologisch angebauten Äpfeln vor.
    Das Öko-Obst hat womöglich auch noch einen Geschmacksvorteil. Gabriele Berg und ihr Team stellten fest, das sogenannte Methylobakterien bei Bioäpfeln deutlich zahlreicher vorkamen. Diese Mikroben verstärken bei Erdbeeren die Biosynthese von Aromastoffen. Diese Geschmacksverstärker-Funktion könnten sie auch bei Äpfeln übernehmen.

    Bei Pilzen wurden zudem besondere Sorten-Vorlieben in verschiedenen Studien bestätigt. Ob auch Bakterienarten spezielle Favoriten unter den Apfelsorten haben, soll nun die zukünftige Forschung zeigen.
    Bis dahin gilt der Tipp: Genießt Eure Äpfel doch öfter mal „mit Stumpf und Stiel“ und schneidet das Kerngehäuse nicht mehr heraus!

    Originalpublikation:

    Frontiers in Microbiology, 2019; doi: fmicb.201901629

    https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fmicb.2019.01629/full

    Na dann guten Appetit!

    Probiotische Grüße

    Susanne

    Der Artikel erschien in abgeänderter Form zuerst im Carl Roth -Blog .

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      Schnelles veganes Kimchi

      Unser Sauerkraut ist in der koreanischen Küche das Kimchi. Dieses Gericht ist wirklich ein koreanisches Nationalgericht – sozusagen der fermentierte Nationalstolz. Für uns ist es schwer nachzuvollziehen, wie sehr das milchsaure Kraut mit der kulinarischen Identität Südkoreas verbunden ist. Zu jeder, wirklich ausnahmslos jeder Mahlzeit wird Kimchi als Beilage serviert – und zudem auch mit Reis gebraten, in Suppen eingelegt oder in Teigtaschen gefüllt. Bis ins 13. Jahrhundert reichen die ersten Aufzeichnungen darüber zurück.
      Kimchi gilt als sehr gesund, denn es soll ein langes Leben verleihen. Im Gegensatz zum Sauerkraut, welches bei uns oft gekocht wird, wird Kimchi roh verzehrt, was die lebenden Kleinstorganismen nicht zerstört. Die Anwesenheit von Salz ermöglicht den Milchsäurebakterien ein fröhliches Vermehren, verleidet aber gleichzeitig den Fäulnis bewirkenden Mikroorganismen das Leben.
      Kimchi wird im Gegensatz zum Sauerkraut auch viel schärfer gewürzt. Neben der Milchsäure bestimmen Chili, Ingwer, Frühlingszwiebeln und Fischferment den Geschmack. Im folgenden Rezept probieren wir gemeinsam ein schnelles verganes Anfänger-Kimchi aus, ohne Fischsauce. Meine beiden Teenager sind gerade auf dem veganen Pfad. Die Zutaten könnt ihr unkompliziert in jedem gut sortierten Supermarkt kaufen.

      Einkaufsliste

      Zutaten für ein verganes Kimchi (S. Thiele
      • 1 großer Chinakohl
      • 2 Karotten
      • 1 weißer Rettich
      • 1 Bund Frühlingszwiebeln
      • 1 großes Stück Ingwer
      • 4 Knoblauchzehen
      • 2 rote Chilis
      • Salz
      • Wasser

      Zubereitung

      • Den Chinakohl in fingerbreite Streifen schneiden, in eine große Schüssel geben und mit Salzlake (20g Salz/ 1 Liter Wasser) bedecken. Den Kohl zusammen und unter die Lake drücken und mit einem Teller beschweren. Für mindestens 2 Stunden stehen lassen.
      • Karotten und Rettiche schälen, grob raspeln und aufheben. Frühlingszwiebeln in dicke Ringe schneiden.
      • Ingwer und Knoblauch fein zerkleinern mit den entkernten Chilis und etwas Kohl-Salzlake mischen. Den Kohl von der Lake mit einem Sieb trennen und gut ausdrücken. Die Salzlake aufheben.
      • Den Kohl mit den Karotten, Rettich und Frühlingszwiebeln in einer Schüssel gut vermischen und die Chili-Knoblauch-Mischung darüber geben. Gut verkneten. Vorsichtig nachsalzen falls nötig.
      • Das Kimchi in Gläser mit Bügelverschluss füllen, fest andrücken bis keine Luftblasen mehr zu sehen sind. Wenn das Kraut nicht mit Flüssigkeit bedeckt ist, etwas Salzlake nachfüllen. Die Gläser nicht höher als zwei Finger unter dem Glasrand füllen. (Überlaufgefahr)
      • Die Gläser zur Fermentation 3-7 Tage an einem warmen Ort stellen, damit die Milchsäurebakterien ihren Job machen können. Es entstehen leichter Schaum und Bläschen – das ist ganz normal. Ihr könnt das Kraut täglich etwas andrücken, falls es „hochwächst“ und dabei gleich probieren, ob es euch schon scharfsauer genug ist.
      • Wenn euch der Geschmack zusagt, wird das Kimchi in den Kühlschrank gestellt (Stopp der Fermentation) und ist dort mindestens 2-3 Monate haltbar.
      • Nach und nach werdet ihr euch immer mehr an die würzigeren Kimchi-Varianten herantrauen.
      • Zubereitungszeit: ca. 2 Stunden
      • Fermentation: 3-7 Tage
      • Haltbarkeit: 2-3 Monate
      • Das Rezept ist inspiriert vom Buch „Fermentieren ganz einfach selbst gemacht“ von Cathrin Brandes)

      Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, hinterlasst mir sehr gern einen Kommentar!

      Probiotische Grüße

      Susanne


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      Magnetospirillium ist Mikrobe des Jahres 2019

      Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme von M. gryphiswaldense. © Frank Müller, Universität Bayreuth

      Magnetische Bakterien – die gibt es wirklich! Die Bakterien der Gattung Magnetospirillum sind die Mikroben des Jahres 2019. Diese im Wasser lebenden Bakterien können sich am Magnetfeld der Erde orientieren – und eignen sich als nützliche Helfer im Bereich von Biotechnologie und Medizin. So können die Mikroben zum Beispiel als Kontrastmittel fungieren oder dabei helfen, Zellen künstlich zu steuern.

      Sich teilende Zelle von Magnetospirillum gryphiswaldense mit Magnetitkristallen (Transmissions-elektronenmikroskopische Aufnahme). © Frank Mickoleit, Universität Bayreuth

      Seefahrer vertrauen seit Jahrhunderten auf ihren Kompass. Doch die Natur nutzt dieses Prinzip schon viel länger. Viele Lebewesen können das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und sich an ihm orientieren. Zugvögel beispielsweise nutzen ihren magnetischen Sinn als Richtungsweiser auf ihren langen Flügen. Aber auch Fische, Füchse, Wildschweine und Hunde besitzen einen Magnetsinn. Selbst im Reich der Allerkleinsten gibt es Organismen, die sich am irdischen Magnetfeld orientieren: Bakterien.
      Als Kompass tragen diese Mikroben winzige Ketten von Kristallen aus dem Eisenoxid Magnetit in sich. Faszinierend ist es anzusehen, wenn sie alle einheitlich ausregerichtet unter dem Mikroskop umherflitzen.

      Bakterien mit Magnetsinn – Kristalle aus Eisenoxid

      Magnetospirillum gryphiswaldense in Teilung mit Magnetitkristallen (rot) und Membranvesikeln (gelb) und dem speziellen Cytoskelett (grün) sowie Geißeln zur Fortbewegung (ocker). © Mauricio Toro-Nahulepan, Universität Bayreuth/ Jürgen Plitzko, MPI für Biochemie, Martinsried

      Erstmals entdeckt wurden diese besonderen Bakterien durch den Italiener Salvatore Bellini. Dieser stieß mit seinen Beobachtungen im Jahr 1963 zwar zunächst noch auf Unglauben. Doch mit der Verbreitung des Elektronenmikroskops bestätigte Richard Blakemore zwölf Jahre später die Existenz magnetischer Mikroben: In Schlammproben sah er Mikroorganismen mit Ketten magnetischer Kristalle, die sich wie eine Kompassnadel im magnetischen Feld ausrichteten.
      Heute weiß man, dass spezielle Enzyme Eisen-Ionen aus der Umgebung in die Bakterienzelle transportieren. Dort bilden sich Ketten aus 15 bis 30 Eisenoxid-Kristallen, die zusammen als Magnet wirken. Ein Zellskelett aus langen Proteinfäden, ähnlich aufgebaut wie unsere Muskeln, hält die Kristalle in der Zellmitte und sortiert sie bei der Zellteilung gleichmäßig.

      Vorteil bei der Orientierung im Wasser

      Zusammen mit einem speziellen Sauerstoffsensor orientieren sich die Bakterien mit ihrem inneren „Magneten“ so im Wasser: Sie suchen gezielt Schichten mit einem optimalen geringen Sauerstoffgehalt auf. Die magnetischen Pole der Erde helfen ihnen, sich in der richtigen Wassertiefe auszurichten. Ihre schraubenförmige Gestalt hilft dabei, sich im Bodensediment zu bewegen.
      Dank der detaillierten Erkenntnisse zur Biosynthese und Funktion der Magnetosomen gilt Magnetospirillum mittlerweile auch als wichtiger Modellorganismus für die Bildung bakterieller Organellen.

      Magnetospirillium-Forscher der ersten Stunde

      Prof. Dr. Dirk Schüler, © Christian Wißler, Universität Bayreuth

      Professor Dr. Dirk Schüler ist seit fast 30 Jahren von diesen Bakterien fasziniert. Als Student im Greifswalder Labor von Manfred Köhler entdeckte er 1990 Magnetospirillium im Schlamm eines kleinen Flusses. Darauf ist auch der Namenszusatz „gryphiswaldense“ zurückzuführen. Zeitgleich gab es große politische Umwälzungen – der Fall der Mauer. Gemeinsam mit den Experten aus dem Münchner Labor von Karl-Heinz Schleifer und Rudolf Amann konnten sie das neuentdeckte Bakterium mit modernen Methoden untersuchen. Es wurde namensgebend für die ganze Gattung Magnetospirillium.

      Innovative Waffe gegen Tumore ?

      Für die Biotechnologie und die Medizin bieten die Bakterien faszinierende Möglichkeiten. Doch auch darüber hinaus bietet Magnetospirillum faszinierende Möglichkeiten: Die winzigen Magnete haben eine einheitliche Größe, Form und hohe Magnetisierung, die synthetische Nanopartikel nicht erreichen. Aus diesem Grund können sie als Kontrastmittel in der medizinischen Bildgebung fungieren – dabei übertreffen sie die Wirksamkeit kommerzieller magnetischer Kontrastmittel deutlich, wie Versuche zeigen.
      Zudem erzeugen die Magnetosomen der Bakterien in Zellen oder Geweben Wärme, wenn ein starkes Magnetfeld angelegt wird – in Tierversuchen ließen sich damit Tumoren verkleinern. Außerdem ist es Forschern bereits gelungen, den kompletten Biosyntheseweg aus Magnetospirillum in fremde Bakterien übertragen. So lassen sich in Zukunft womöglich Zellen künstlich magnetisieren und dadurch „steuern“. lebende Magnetbaketrien könnten sogar als „Mikroroboter“ mit Medikamenten beladen werden und diese dann zum Wirkunsgort im Körper, etwa zu Tumoren bringen.

      Selbst magnetische Bakterien fischen?

      Nun bleibt die Frage, ob auch Laien magnetotaktische Bakterien finden könnten? Sicher, meint Prof. Dirk Schüler von der Universität Bayreuth. Das wäre nicht schwer. In jedem Gartenteich oder flachen Tümpel gibt es viele verschiedene Arten: Stäbchen, Kugeln, Spiralen.
      Betrachtet man den Rand eines Schlammtropfens mit einem Phasenkontrastmikroskop, das wenigsten 100fach, besser 400fach vergrößert, an den man einen kleinen Stabmagneten hält. Dann schwimmen die Magnetbakterien hartnäckig in diese Richtung und wenden, sobald man den Magneten umdreht.

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      Mikrobiologische Grüße

      Susanne

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