In diesem Jahr versuche ich mich an Schokoplätzchen mit Sauerteig. Mit etwas Zimt und Haselnuss passen sie gut in die Weihnachtszeit. Aber Schokokekse gehen ja prinzipiell immer. Meiner Familie habe ich erst hinterher erzählt, dass ich Sauerteig verbacken habe. Sie sind so lecker, dass nach dem Probieren keiner mehr Bedenken hatte :-).
Schokokekse mit Sauerteig (@Susanne Thiele)
Zutaten:
140 g Zartbitterschokolade
120 g Butter
135 g Zucker
1 TL Vanillezucker
1/4 TL Salz
100 g Sauerteig (hier Roggenmehl-Ansatz)
1TL Natron
20 g Kakopulver
145 g helles Mehl (hier Dinkelmehl)
1/2 TL Zimt
120 g Haselnüsse (gehackt)
Schoko-Teig im Rohzustand (@Susanne Thiele)
How to:
Heize den Backofen auf 175 Grad C vor und lege zwei Bleche mit Backpapier bereit.
Zerkleinere die Zartbitterschokolade und schmelze sie zusammen mit der Butter in einer kleinen Schüssel in einem Wasserbad.
Gib die flüssige Butter-Schokoladenmasse in eine Rührschüssel und füge Zucker, Vanillezucker, Salz und den Sauerteig hinzu. Rühre alles gut durch.
Mische Natron, Kakao und Zimt mit dem Mehl gut durch und gib alles zusammen in den Teig. Vermischen bis kein trockenes Mehl mehr zu sehen ist.
Gib die gekackten Haselnüsse dazu.
Forme mit zwei Löffeln du walnussgroße Bällchen und setze sie mit Abstand auf beide Bleche. TIPP: lieber etwas kleinere Portionen Teig verwenden. Die Plätzchen haben die Tendenz, ganz schön zu wachsen ;-). (Meine erste Rutsche waren auch eher „Riesentaler“)
Die Kekse 10 min backen lassen.
Danach gut 10 min auskühlen lassen.
Dekorieren könnt ihr mit etwas Puderzucker oder mit Schokokuvertüre. Falls ihr zu große Riesentaler gebacken habt, könnt ihr sie einfach mit dem Messer vierteln und die Spitze in Schoko tauchen – sieht auch gut aus.
Guten Appetit!
Probiert das Rezept sehr gerne aus und berichtet mir von euren Ergebnissen. Auf Instagram könnt ihr mir unter @mikrobenzirkus folgen.
Jane Jott publiziert gereimte Bilderbücher für Kinder (Quelle: Jane Jott)
Mikrobiologinnen sind mir ja immer sehr sympathisch und wenn sie noch dazu so engagierte Autorinnen für eine gute Sache sind – sowieso. Deshalb möchte ich euch heute auf das Herzensprojekt der Mikrobiomforscherin Johanna Nelkner aufmerksam machen. Support unter mikrobiologischen Autorinnen sozusagen…J!
Am Telefon erzählt mir Johanna, dass sie unter dem Pseudonym Jane Ott schon länger gereimte Bilder-Sachbücher schreibt, zu denen sie ihre beiden kleinen Kinder inspiriert haben.
Hilfe gesucht für ein neues Herzensprojekt
Im neuen Bilderbuch „BAKTERIEN UND SO“ für 3-6-jährige Kinder, welches Johanna gerade realisieren möchte, geht es um die Lebensorte und Talente von Mikroben. Superschurken oder Superhelden?
„Bakterien und weitere Winzlinge leben überall, ob in superheißer oder eiskalter Umgebung, im tiefsten Ozean oder den höchsten Wolken, auch in uns Menschen. Diese Mikroben haben so einige Talente: sie helfen Pflanzen beim Wachsen, können Gas und Strom produzieren, helfen bei der Verdauung und der Herstellung von Medikamenten, und pupsen die Löcher in den Käse. Das Bilderbuch “Bakterien und so, die leben wo?!” entführt euch und eure Kinder in diesen Mikrokosmos.“
Johanna hat ein Crowdfunding-Projekt auf Start Next gestartet, um eine Erstauflage von 200 liebevoll von Carlotta Klee illustrierten Bücher zu realisieren. Ihr könnt dieses Projekt unterstützen und zahlreiche tolle Dankeschöns von Jane Ott erhalten wie das „Spirit Mikroben Orakel“, gehäkelte Minimikroben, das Kita-Paket mit Experimentier-Ideen oder das Mikroben-Malbuch Bundle.
„Mir liegt besonders das „Kinderheld*in“ Dankeschön am Herzen“, sagte mir Johanna. „Das habe ich extra für Kindergärten und Grundschulen zusammengestellt. Da gibt es obendrauf eine Sammlung an Ideen für eine Projektwoche zum Thema Mikroben. Mit Experimentideen und Bastelideen, geeignet für Kinder ab drei Jahren.“
In der Osterzeit bin ich neben lauter Hasen und der Eiern auch noch auf eine andere Überraschung gestoßen. Wusstest ihr, dass Beatrix Potter nicht nur Schriftstellerin war – sondern auch eine Amateur-Mykologin?
Die meisten haben einige Schöpfungen der beliebtesten Märchenerzählerin aller Zeiten wahrscheinlich wie ich im Bücherregal stehen – die Geschichten von der leichtgläubigen Jemima Puddleduck, vom frechen Eichhörnchen Nutkin oder natürlich vom tollkühnen Peter Rabbit, der im Garten vom Mr. Mc Gregor alles für ein paar Bohnen und Radieschen riskiert.
An Pilze und Flechten werdet ihr wahrscheinlich weniger denken. Dabei galt die Hauptleidenschaft von Beatrix Potter bevor sie mit ihren Kinderbüchern berühmt wurde, der Mykologie – der Lehre von den Pilzen.
Beatrix Potter war eine Frau mit vielen Talenten, die trotz ihres strengen viktorianischen Elternhauses nicht nur Autorin und Illustratorin wurde, sondern auch Naturwissenschaftlerin, Naturschützerin, Landwirtin und Geschäftsfrau. Im Gegensatz zu ihrem literarischen Werk wurde ihre bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit in einer von Männern dominierten wissenschaftlichen Welt des 19. Jahrhunderts ignoriert.
Begeistert für Natur und ihre Formen
Sie wurde am 28.Juli 1866 in Kensington in London in eine wohlhabende Familie geboren und wuchs mit ihren Eltern und ihrem Bruder behütet mir Urlauben In Schottland und im Lake District auf, die sie gewissenhaft dokumentierte. Sie sammelte Schmetterlinge, Käfer, Vogeleier, Muscheln und Steine. Im Laufe ihres Lebens hatte sie bis zu 92 Haustiere und ließ sich von einigen für ihre Geschichten inspirieren, wie von ihrem Hauskaninchen Benjamin Bouncer und Peter Piper.
Beatrix Potter, 15 Jahre, mit ihrem Hund Spot, um 1880-81, von Rupert Potter. Druck auf Papier. Nachlass LInders, Victoria and Albert Museum, London.
Vom Hauskaninchen zu Flechten
Potter erhielt Kunstunterreicht und malte ab dem Alter von etwa 20 Jahren mindestens ein Jahrzehnt Hunderte von detaillierten, genauen Bildern von Pilzen mit großem Talent. Anfangs zeichnete sie besonders schöne Pilzexemplare. „Sie fühlte sich zu Pilzen hingezogen, zunächst wegen der ephemeren feenhaften Eigenschaften, dann wegen der Vielfalt ihrer Formen und Farben und der Herausforderung, die sie für die Aquarelltechnik darstellten“, berichtete die Biographin und Historikerin Linda Lear 2007 in ihrer Beatrix Potter Biografie.
Pilzillustration von Beatrix Potter über Women YSN https://womenyoushouldknow.net/Die allererste Illustration des Pilzes Tremella simplex in Großbritannien wurde von Beatrix Potter geschaffen. @wikimedia commons
Sie tauschte ihre Zeichnungen mit einem Amateur-Naturforscher in Schottland namens Charles McIntosh aus, den sie seit ihrem vierten Lebensjahr als Postbote kannte. Er bewunderte ihre Bilder, schickte ihr Exemplare zum Malen und beriet sie in Fragen der wissenschaftlichen Klassifizierung und Mikroskoptechnik. Im Gegenzug schickte sie ihm Kopien ihrer Bilder. Beatrix Potter entwickelte sich immer mehr zur leidenschaftlichen Hobby-Pilzforscherin ab 1895. McIntosh schlug ihr vor, die Pilze wissenschaftlicher zu zeichnen, mit Querschnitten, die ihre Lamellen zeigen, um die Identifizierung zu erleichtern. Sie benutzte ein Mikroskop, um die winzigen Sporen akkurat zu zeichnen. So entstanden rund 350 hochpräzise Zeichnungen von Pilzen, Moosen und Sporen.
Beatrix untersuchte die Sporen sogar unter dem Mikroskop, um herauszufinden, ob und unter welchen Bedingungen sie keimen könnten. Und sie war erfolgreich.
Experimente zur Sporenkeimung von Pilzen
Im Mai 1896 stellte ihr Onkle, der bedeutende Chemiker Sir Henry Roscoe, sie George Massee, dem Mykologen der Royal Botanic Gardens in Kew vor. In diesem Sommer des Jahres keimte Beatrix erfolgreich Sporen verschiedener Pilze auf Glasplatten und maß deren Wachstum unter dem Mikroskop.
Besonders fasziniert war sie von Flechten. Sie begann sich mit führenden Persönlichkeiten über die Frage nach der wahren Natur der Flechten auseinanderzusetzten. Dies war eine hefige botanische Kontroverse im späten 19. Jahrhundert. Damals hielt man Flechten noch für eigenständige Organismen und zählte sie zu den Pflanzen. Sie sind aber eine symbiotische Lebensform aus Algen und Pilzen.
Flammulina velutipes (Armitt Museum und Bibliothek)
Keine Publikation von Potter
Beatrix Potter fasste ihre detaillierten Erkenntnisse mit schönen Zeichnungen in dem Artikel „On the Germination oft he Spores of Agaricineae“ zusammen. Dennoch wurde ihre Entdeckung nicht veröffentlicht. Im 19. Jahrhundert war eine formale wissenschaftliche Ausbildung oder die Mitgliedschaft in einer der wissenschaftlichen Gesellschaften für Frauen praktisch unzugänglich. So wurde ihnen auch der Zugang zu wissenschaftlichen Vorträgen und zur Bibliothek der berühmten Linnaean Society in London verwehrt.
Beatrix’ wichtige Pionierarbeit
Beatrix’ Artikel wird niemals von Fachkollegen begutachtet werden, weil sie ihr deutlich machten, nicht gleichgestellt zu sein, Ein Jahrhundert später entschuldigte sich die Linnean Society und räumte offiziell ein, dass Potters Untersuchung „unflätig behandelt“ worden sei. Heute werden Beatrix Potters detaillierte Pilzzeichnungen noch immer in großem Umfang auf ihre wissenschaftliche Genauigkeit untersucht und zur Identifizierung von Pilzarten herangezogen.
Autorin und clevere Geschäftsfrau
Die Autorin gab letztendlich ihr Interesse an der Pilzforschung auf, um sich auf ihre Kinderbücher zu konzentrieren und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen, was damals nicht selbstverständlich war. Sie kaufte Land im Lake District, wurde leidenschaftliche Schafzüchterin. Sie heirate nochmal mit 46 Jahren und hatte aber selbst keine Kinder.
Beatrix Potter, May 1913, National Portrait Gallery, gemeinfrei
Als kluge Geschäftsfrau ließ sie die Peter Hase–Puppe 1903 patentieren. Die Tantiemen ihrer Bücher und ihr Einkommen aus der Landwirtschaft machten sie zu einer wohlhabenden Frau. Als sie 1943 im Alter von 77 Jahren starb, hinterließ sie mehr als 16 Quadratkilometer Land, 16 Bauernhöfe, zahlreiche Cottages sowie mehrere Herdwick-Schafherden. Das Beatrix-Potter-Haus in Near Swarey kann heute immer noch besucht werden. Ihre Hill Top Farm ist heute ein National-Trust-Museum. Erst nach ihrem Tode fand sich auch ein chiffriertes Tagebuch der jungen Beatrix, das sie als wache, humorvolle und skeptische Beobachterin ihrer Umgebung und als konzentriert arbeitende Stilistin zeigte.
Behalten wir Beatrix Potter also nicht nur als gefeierte Schriftstellerin in Erinnerung – sondern auch als eine frühe Pilzforscherin, aber ignorierte Wissenschaftlerin.
Zum Darm-Online-Kongress – jetzt kostenlos anmelden
Du weißt, dass ein gesunder Darm die Grundlage für Wohlbefinden und ein langes Leben ist? Du möchtest Deine Darmgesundheit optimieren? Dann haben wir eine ganz besondere Überraschung für Dich. Willst Du Deinen Darm auf Vordermann bringen? Und vielleicht hast Du auch Freunde und Bekannte, die sich über unsere Empfehlung hier freuen könnten.
Julia Gruber und Katharina Kramer (Gesundheitsexperten) und viele Referenten starten nämlich
am Freitag, dem 28.02.2020,
den Online Darm-Kongress
Das Superorgan Darm – wie es uns schützt – wie es uns gesund und glücklich erhält.
Mein Videointerview halte ich zum Thema „Mikroben im Alltag“. Dabei geht es darum, wieviel Hygiene eigentlich nötig und sinnvoll ist, um gesund zu bleiben und trotzdem unser Immunsystem zu trainieren.
Lerne von über 40 Top Experten, wie Du Deine Darmbeschwerden wieder in den Griff bekommst, gesünder und vitaler in den Tag hinein startest, an Attraktivität gewinnst, und Dein Leben eine neue Qualität erlangt. Der Kongress deckt Zusammenhänge auf und zeigt Dir, was den Darm gesund erhält.
Hier ein kleiner Einblick, was Du lernen wirst:
Erkenne auf Basis neuester wissenschaftlicher Studien die Ursachen und Zusammenhänge bei Darmbeschwerden und Darmerkrankungen.
Entdecke die vielversprechendsten Methoden aus der Wissenschaft und Lösungsansätze für einen nachhaltig gesunden Darm.
Erfahre, welche Rolle u.a. die Ernährung, die Bewegung, das Stressmanagement und ein gesunder Schlaf für die Darmgesundheit spielen.
Erhalte handfeste Tipps und Tricks zur Umsetzung einer sinnvollen Ernährungsumstellung, mit der Du u.a. Blähungen, Verstopfungen oder Sodbrennen vermeidest – den Darm gesund erhältst.
Tausche Dich mit über 8.000 Gleichgesinnten aus, lerne neue Leute kennen, lass Dich inspirieren und gegenseitig motivieren.
Erlange wieder mehr Wohlbefinden und Lebensqualität – damit Du unbeschwert den Alltag genießen kannst.
Wirklich eine einzigartige Gelegenheit, kostenfrei das Wissen von renommierten Experten zu genießen und das Thema „Darmgesundheit“ aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus zu beleuchten.
Und so funktioniert der kostenfreie Darm-Kongress:
Du meldest Dich mit Deiner E-Mail-Adresse an und erhältst dann ab dem 28.02.2020 jeden Tag eine kurze E-Mail mit den Experten-Videos des Tages.
Während des Event-Zeitraums (28.02. – 08.03.2020) werden jeden Tag mehrere Interviews der Experten kostenfrei zugänglich sein, die Du den ganzen Tag an Deinem Laptop, Computer und Handy anschauen kannst.
Erfahre also – bequem von zu Hause (oder von wo immer Du willst) – wie Du nachhaltig Deine Darmgesundheit optimierst und Gesundheit in Dein Leben integrierst.
Ich freue mich natürlich über Eure Stimme. Ansonsten ist das eine sehr schöne Chamce, sich auch mal anzuschauen, zu welchen interessanten Themen die Community so schreibt und vielleicht bekommt der Eine oder die Andere auch Lust zum Sciencebloggen.I
An apple a day keeps the doctor away (@Shutterstock)
Mein Vater hat mich früher als Kind immer dazu angestachelt, einen Apfel bis auf den Stiel zu verputzen. Es war unser kleiner Wettkampf, aber er hatte mehr Recht, als er damals ahnte.
Was ist eigentlich dran, an dem englischen Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away.“ Viel Wahres zeigt die Recherche: In Äpfeln stecken viele Vitamine, Spurenelemente, Mineral – und Ballaststoffe, die gut für unsere Gesundheit sind. Die enthaltenen Pektine unterstützen unsere Verdauung und beugen sogar schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, wie eine Studie der Universität Oxford nahelegt: die Zahl der tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle in Großbritannien ließe sich um etwa 8500 Fälle senken ließe, wenn jeder Brite über 50 täglich einen Apfel essen würde – zumindest statistisch.
Aber Äpfel können noch viel mehr: Neben Vitaminen & Co nehmen wir mit Äpfeln eine ganze Portion Bakterien auf.
„Rohes Obst und Gemüse sind eine Quelle nützlicher Darmmikroben.“
Gabriele Berg, Technische Universität Graz
Welche Bakterien sind das genau? Dazu ist laut der Biologin noch viel zu wenig bekannt, der Pilzgehalt von Äpfeln wäre dagegen bisher gut kartiert. Um das zu ändern, nahmen Berg und ihr Schweizer Team das Apfelmikrobiom genauer unter die Lupe. Sie analysierten exemplarisch die Sorte „Arlet“ – fein säuberlich aufgetrennt nach den unterschiedlichen Komponenten wie Frucht, Stiel, Schale, Kerne und Fruchtfleisch. Außerdem verglichen Sie Äpfel aus Bioanbau mit konventionell angebauten Äpfeln.
Kerne sind
Bakterien-Hotspots
Das Ergebnis offenbarte ein Gewimmel von Bakterien in und auf den Äpfeln. Da hilft auch kein Waschen!
„Unseren Schätzungen zufolge enthält ein typischer 240 Gramm schwerer Apfel durchschnittlich 114 Millionen von Bakterien.“
Gabriele Berg, Technische Universität Graz
Vor allem die Obstkerne scheinen wahre Bakterien-Hotspots zu sein, wie die Wissenschaftler in ihrer Studie belegten. Weniger besiedelt ist das Fruchtfleisch und die Schale sogar nur geringfügig. Wer gern das Kerngehäuse mitisst, nähme nach den neuesten Erkenntnissen des Teams insgesamt zehnmal mehr Bakterien auf, als Menschen, die es verschmähen. Ohne Kerne sinkt die Mikrobenaufnahme auf nur noch rund zehn Millionen. Doch wie nützlich sind die Bakterien aus dem Obst überhaupt für unsere Gesundheit?
Bio
bietet Artenvielfalt
Ob die Bakterien tatsächlich
unsere gesunde Darmflora fördern oder ihr eher schaden, hängt offenbar ganz
beträchtlich von der Anbaumethode ab. Die Untersuchungen ergaben, dass
Bio-Äpfel eine weitaus vielfältigere und ausgewogenere Bakteriengemeinschaft zu
bieten haben als die konventionell angebaute Variante. Die Forscher sind sogar
der Meinung, dass das artenreiche Mikrobiom ökologisch angebauter Äpfel die
Zusammensetzung unserer Darmflora zugunsten einzelner weniger Arten verhindern
und so auch gleichzeitig vorbeugen könnte, dass sich krankmachende
Bakterienspezies ausbreiten.
Mehr
hilfreiche Mikroben
Die Bio-Äpfel punkten aber nicht nur in Sachen mikrobielle Vielfalt. Sie scheinen auch tatsächlich mehr nützliche und weniger schädliche Bakterien zu enthalten als das Obst aus konventionellem Anbau. Bakterien, die eher für ihr gesundheitsschädliches Potenzial bekannt sind, kamen verstärkt bei konventionell angebauten Äpfeln vor. „So wurden auf den meisten konventionellen Apfelproben Escherichia-Shigella – eine Gruppe von Bakterien, die bekannte Krankheitserreger enthält – gefunden, aber in keinem der Bio-Äpfel“, berichtet Berg. Dagegen kamen die für ihre probiotische Wirkung bekannten Lactobazillen (Milchsäurebakterien) in ökologisch angebauten Äpfeln vor. Das Öko-Obst hat womöglich auch noch einen Geschmacksvorteil. Gabriele Berg und ihr Team stellten fest, das sogenannte Methylobakterien bei Bioäpfeln deutlich zahlreicher vorkamen. Diese Mikroben verstärken bei Erdbeeren die Biosynthese von Aromastoffen. Diese Geschmacksverstärker-Funktion könnten sie auch bei Äpfeln übernehmen.
Bei Pilzen wurden zudem besondere Sorten-Vorlieben in verschiedenen Studien bestätigt. Ob auch Bakterienarten spezielle Favoriten unter den Apfelsorten haben, soll nun die zukünftige Forschung zeigen. Bis dahin gilt der Tipp: Genießt Eure Äpfel doch öfter mal „mit Stumpf und Stiel“ und schneidet das Kerngehäuse nicht mehr heraus!
Originalpublikation:
Frontiers in Microbiology,
2019; doi: fmicb.201901629
Unser Sauerkraut ist in der koreanischen Küche das Kimchi. Dieses Gericht ist wirklich ein koreanisches Nationalgericht – sozusagen der fermentierte Nationalstolz. Für uns ist es schwer nachzuvollziehen, wie sehr das milchsaure Kraut mit der kulinarischen Identität Südkoreas verbunden ist. Zu jeder, wirklich ausnahmslos jeder Mahlzeit wird Kimchi als Beilage serviert – und zudem auch mit Reis gebraten, in Suppen eingelegt oder in Teigtaschen gefüllt. Bis ins 13. Jahrhundert reichen die ersten Aufzeichnungen darüber zurück. Kimchi gilt als sehr gesund, denn es soll ein langes Leben verleihen. Im Gegensatz zum Sauerkraut, welches bei uns oft gekocht wird, wird Kimchi roh verzehrt, was die lebenden Kleinstorganismen nicht zerstört. Die Anwesenheit von Salz ermöglicht den Milchsäurebakterien ein fröhliches Vermehren, verleidet aber gleichzeitig den Fäulnis bewirkenden Mikroorganismen das Leben. Kimchi wird im Gegensatz zum Sauerkraut auch viel schärfer gewürzt. Neben der Milchsäure bestimmen Chili, Ingwer, Frühlingszwiebeln und Fischferment den Geschmack. Im folgenden Rezept probieren wir gemeinsam ein schnelles verganes Anfänger-Kimchi aus, ohne Fischsauce. Meine beiden Teenager sind gerade auf dem veganen Pfad. Die Zutaten könnt ihr unkompliziert in jedem gut sortierten Supermarkt kaufen.
Einkaufsliste
Zutaten für ein verganes Kimchi (S. Thiele
1 großer Chinakohl
2 Karotten
1 weißer Rettich
1 Bund Frühlingszwiebeln
1 großes Stück Ingwer
4 Knoblauchzehen
2 rote Chilis
Salz
Wasser
Zubereitung
Den Chinakohl in fingerbreite Streifen schneiden, in eine große Schüssel geben und mit Salzlake (20g Salz/ 1 Liter Wasser) bedecken. Den Kohl zusammen und unter die Lake drücken und mit einem Teller beschweren. Für mindestens 2 Stunden stehen lassen.
Karotten und Rettiche schälen, grob raspeln und aufheben. Frühlingszwiebeln in dicke Ringe schneiden.
Ingwer und Knoblauch fein zerkleinern mit den entkernten Chilis und etwas Kohl-Salzlake mischen. Den Kohl von der Lake mit einem Sieb trennen und gut ausdrücken. Die Salzlake aufheben.
Den Kohl mit den Karotten, Rettich und Frühlingszwiebeln in einer Schüssel gut vermischen und die Chili-Knoblauch-Mischung darüber geben. Gut verkneten. Vorsichtig nachsalzen falls nötig.
Das Kimchi in Gläser mit Bügelverschluss füllen, fest andrücken bis keine Luftblasen mehr zu sehen sind. Wenn das Kraut nicht mit Flüssigkeit bedeckt ist, etwas Salzlake nachfüllen. Die Gläser nicht höher als zwei Finger unter dem Glasrand füllen. (Überlaufgefahr)
Die Gläser zur Fermentation 3-7 Tage an einem warmen Ort stellen, damit die Milchsäurebakterien ihren Job machen können. Es entstehen leichter Schaum und Bläschen – das ist ganz normal. Ihr könnt das Kraut täglich etwas andrücken, falls es „hochwächst“ und dabei gleich probieren, ob es euch schon scharfsauer genug ist.
Wenn euch der Geschmack zusagt, wird das Kimchi in den Kühlschrank gestellt (Stopp der Fermentation) und ist dort mindestens 2-3 Monate haltbar.
Nach und nach werdet ihr euch immer mehr an die würzigeren Kimchi-Varianten herantrauen.
Zubereitungszeit: ca. 2 Stunden
Fermentation: 3-7 Tage
Haltbarkeit: 2-3 Monate
Das Rezept ist inspiriert vom Buch „Fermentieren ganz einfach selbst gemacht“ von Cathrin Brandes)
Zerkleinertes Gemüse (S. Thiele)
Den Kohl zwei Stunden in der Salzlake wässern (S. Thiele)
Veganes Kimchi nach 7 Tagen Fermentation (S. Thiele)
Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, hinterlasst mir sehr gern einen Kommentar!
Magnetische Bakterien – die gibt es wirklich! Die Bakterien der Gattung Magnetospirillum sind die Mikroben des Jahres 2019. Diese im Wasser lebenden Bakterien können sich am Magnetfeld der Erde orientieren – und eignen sich als nützliche Helfer im Bereich von Biotechnologie und Medizin. So können die Mikroben zum Beispiel als Kontrastmittel fungieren oder dabei helfen, Zellen künstlich zu steuern.
Seefahrer vertrauen seit Jahrhunderten auf ihren Kompass. Doch die Natur nutzt dieses Prinzip schon viel länger. Viele Lebewesen können das Magnetfeld der Erde wahrnehmen und sich an ihm orientieren. Zugvögel beispielsweise nutzen ihren magnetischen Sinn als Richtungsweiser auf ihren langen Flügen. Aber auch Fische, Füchse, Wildschweine und Hunde besitzen einen Magnetsinn. Selbst im Reich der Allerkleinsten gibt es Organismen, die sich am irdischen Magnetfeld orientieren: Bakterien. Als Kompass tragen diese Mikroben winzige Ketten von Kristallen aus dem Eisenoxid Magnetit in sich. Faszinierend ist es anzusehen, wenn sie alle einheitlich ausregerichtet unter dem Mikroskop umherflitzen.
Bakterien mit Magnetsinn – Kristalle aus Eisenoxid
Erstmals entdeckt wurden diese besonderen Bakterien durch den Italiener Salvatore Bellini. Dieser stieß mit seinen Beobachtungen im Jahr 1963 zwar zunächst noch auf Unglauben. Doch mit der Verbreitung des Elektronenmikroskops bestätigte Richard Blakemore zwölf Jahre später die Existenz magnetischer Mikroben: In Schlammproben sah er Mikroorganismen mit Ketten magnetischer Kristalle, die sich wie eine Kompassnadel im magnetischen Feld ausrichteten. Heute weiß man, dass spezielle Enzyme Eisen-Ionen aus der Umgebung in die Bakterienzelle transportieren. Dort bilden sich Ketten aus 15 bis 30 Eisenoxid-Kristallen, die zusammen als Magnet wirken. Ein Zellskelett aus langen Proteinfäden, ähnlich aufgebaut wie unsere Muskeln, hält die Kristalle in der Zellmitte und sortiert sie bei der Zellteilung gleichmäßig.
Vorteil bei der Orientierung im Wasser
Zusammen mit einem speziellen Sauerstoffsensor orientieren sich die Bakterien mit ihrem inneren „Magneten“ so im Wasser: Sie suchen gezielt Schichten mit einem optimalen geringen Sauerstoffgehalt auf. Die magnetischen Pole der Erde helfen ihnen, sich in der richtigen Wassertiefe auszurichten. Ihre schraubenförmige Gestalt hilft dabei, sich im Bodensediment zu bewegen. Dank der detaillierten Erkenntnisse zur Biosynthese und Funktion der Magnetosomen gilt Magnetospirillum mittlerweile auch als wichtiger Modellorganismus für die Bildung bakterieller Organellen.
Professor Dr. Dirk Schüler ist seit fast 30 Jahren von diesen Bakterien fasziniert. Als Student im Greifswalder Labor von Manfred Köhler entdeckte er 1990 Magnetospirillium im Schlamm eines kleinen Flusses. Darauf ist auch der Namenszusatz „gryphiswaldense“ zurückzuführen. Zeitgleich gab es große politische Umwälzungen – der Fall der Mauer. Gemeinsam mit den Experten aus dem Münchner Labor von Karl-Heinz Schleifer und Rudolf Amann konnten sie das neuentdeckte Bakterium mit modernen Methoden untersuchen. Es wurde namensgebend für die ganze Gattung Magnetospirillium.
Innovative Waffe gegen Tumore ?
Für die Biotechnologie und die Medizin bieten die Bakterien faszinierende Möglichkeiten. Doch auch darüber hinaus bietet Magnetospirillum faszinierende Möglichkeiten: Die winzigen Magnete haben eine einheitliche Größe, Form und hohe Magnetisierung, die synthetische Nanopartikel nicht erreichen. Aus diesem Grund können sie als Kontrastmittel in der medizinischen Bildgebung fungieren – dabei übertreffen sie die Wirksamkeit kommerzieller magnetischer Kontrastmittel deutlich, wie Versuche zeigen. Zudem erzeugen die Magnetosomen der Bakterien in Zellen oder Geweben Wärme, wenn ein starkes Magnetfeld angelegt wird – in Tierversuchen ließen sich damit Tumoren verkleinern. Außerdem ist es Forschern bereits gelungen, den kompletten Biosyntheseweg aus Magnetospirillum in fremde Bakterien übertragen. So lassen sich in Zukunft womöglich Zellen künstlich magnetisieren und dadurch „steuern“. lebende Magnetbaketrien könnten sogar als „Mikroroboter“ mit Medikamenten beladen werden und diese dann zum Wirkunsgort im Körper, etwa zu Tumoren bringen.
Nun bleibt die Frage, ob auch Laien magnetotaktische Bakterien finden könnten? Sicher, meint Prof. Dirk Schüler von der Universität Bayreuth. Das wäre nicht schwer. In jedem Gartenteich oder flachen Tümpel gibt es viele verschiedene Arten: Stäbchen, Kugeln, Spiralen. Betrachtet man den Rand eines Schlammtropfens mit einem Phasenkontrastmikroskop, das wenigsten 100fach, besser 400fach vergrößert, an den man einen kleinen Stabmagneten hält. Dann schwimmen die Magnetbakterien hartnäckig in diese Richtung und wenden, sobald man den Magneten umdreht.
Liebe Mikrobenzirkus-Freunde… es wird wieder Zeit für einen Jahresrückblick 2018, einen Blick voraus und vor allem für eine Geburtstagstorte: Happy Birthday! Der Mikrobenzirkus ist nämlich mittlerweile 4 Jahre alt. An dieser Stelle natürlich ein großes Dankeschön an alle, die über die vier Jahre die Treue halten oder auch neu dazugekommen sind.
Besucherzahlen:
Der Mikrobenzirkus_nöog wurde am 31.12.2018 vier Jahre alt. (Fotolia)
Der Mikrobenzirkus hatte im Jahr 2018 in diesem Jahr 60.190 Aufrufe und 34.060 Besucher. Im Vergleich dazu die Zahlen für 2017: 37.500 Aufrufe und 24.000 Besucher. Und das obwohl ich in diesem Jahr nur 22 Beiträge veröffentlich habe: Geschrieben habe ich zwar trotzdem, aber verstärkt an meinem neuen Buch. Dazu später mehr.
2016 hatte ich im Blog auch mit dem „DIY Mikrobenzirkus“ begonnen: sprich mit der Fermentation in vielen Variationen. Dabei geht es darum, zu lernen, wie wir Sauerkraut & Kimchi, Joghurt, fermentierte Getränke (Kefir & Kombucha) herstellen können oder auch wie man Brot mit Sauerteig bäckt. Diese Kategorie im Blog hat sich als besonders erfolgreich bei euch gezeigt. Die Rezepte werden viel geklickt und ich erhalte immer viele Nachfragen von euch. Der Fermentationsonlinekongress bei dem ich 2018 zweimal mit einem Video-Interview teilgenommen habe, hat die Besucherzahlen im Sommer dementsprechend in die Höhe schnellen lassen (7995 Aufrufe im Juli). Die Rezepte findet ihr im Blog in der Kategorie DIY Rezepte. Für eure Fragen stehe ich immer gern bereit.
Mikrobenzirkus in den Social Media:
Mikrobenzirkus auf Instagram
Besonders aktiv ist meine Mikrobenzirkus-Community auf Instagram, die im letzten Jahr auf 1180 mikrobenbegeisterte Follower angewachsen ist. Ich gestalte den Instagram-Kanal als einen Themenkanal mit interessanten Neuigkeiten und Geschichten zur Mikrobiologie in unserem Alltag. Dort gibt es täglich kleine Wissenshäppchen, viele schöne Fotos und natürlich auch die Rezepte zu den Fermentionsexperimenten.
In diesem Jahr wurde mein Instagram-Kanal auch als ein gutes Beispiel zur Wissenschaftsvermittlung vorgestellt vom Blogportal http://www.wissenschaftskommunikation.de. Hier könnt ihr den ganzen Artikel lesen noch einmal lesen. Wissenschafts¬Kommunikation via Instagram – drei Beispiele: Instagram kann ein nützliches Medium für die Wissenschaftskommunikation sein. Wir stellen drei Kanäle mit unterschiedlichen Zielen vor. Die Macherinnen und Macher verraten uns, über welche Themen sie sprechen, wen sie damit erreichen möchten und wie das Publikum auf sie reagiert. Auch bei Facebook (@mikrobenzirkus) und Twitter (@mikrobenzirkus) könnt ihr mir natürlich folgen.
Mikrobenzirkus auf der Shortlist „Wissenschaftsblogs 2018“
Wahl der Wissenschaftsblogs 2018
Über die Nominierung meines Blogs für die Wahl der spannendsten „Wissenschaftsblogs 2018“ habe ich mich sehr gefreut. Insgesamt standen stehen 22 Blogs zur Auswahl. In einer anderen Kategorie wird auch ein „Blogteufelchen“ vergeben. Die Stimmenabgabe ist schon abgeschlossen, Das Ergebnis steht aber noch aus. Wir bleiben gespannt!
Ausblick 2019:
Mein neues Sachbuch erscheint am 11.2. 2019
Ab Mitte Februar wird es dazu Lesungstermine, eine Leserunde bei Lovelybooks geben. Auch auf der Leipziger Buchmesse im März können wir uns direkt dazu unterhalten.
Alle Infos zum Buch und sogar schon eine Leseprobe findet ihr auf der Verlagsseite vom Heyne-Verlag (Randomhouse).
Workshop Fermentation am 9.5.2019
Im Mai gebe ich zum ersten Mal an der VHS in Braunschweig einen Kurs zur „Kunst der Fermentation“ für Interessierte und Anfänger.
Gemüse wild fermentieren Workshop mit Verkostung Kursinhalt: Fermente sind lecker, lange haltbar und dazu noch sehr gesund: Der Workshop vermittelt Ihnen Theorie und Praxis der Milchsäuregärung und betrachtet auch weitere Arten der Fermentation (Joghurt, Sauerteig, Wasser/Milch-Kefir, Kombucha u.v.m.). Bevor es zu theoretisch wird, probieren wir uns durch eine bunte Vielfalt verschiedener Gemüsefermente und fermentierter Getränke bei einer sauren Verkostung. Zum Abschluss stellen wir gemeinsam ein schnelles Ferment im Bügelglas zum Mit-nach-hause-nehmen her. Einige Rezeptideen erhalten Sie außerdem zum fröhlichen Weiterexperimentieren.
Daneben wird es natürlich weiterhin im Mikrobenzirkus neue Blogartikel und Mitmach-Rezepte sowie Buchempfehlungen geben. Ich freue mich immer über Kommentare oder Anregungen von euch!
Dann wünsche ich euch allen ein spannendes und vor allem gesundes 2019! Wir lesen uns!
Ich freue mich, euch heute im Mikrobenzirkus einen Gastartikel meines Kollegen Dr. Andreas Fischer, Wissenschaftsredakteur am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, zu präsentieren. Viel Spaß beim Lesen!
Robert Koch – Deutscher Mediziner und Mikrobiologe (Quelle: Wikipedia Public Domain)
Viele Menschen setzen Bakterien mit gefährlichen Krankheiten wie Pest und Cholera gleich. Zu Zeiten des berühmten Mikrobiologen Robert Koch (1843-1910), der zum Beispiel den Erreger der Tuberkulose entdeckt hat, wurde den Bakterien noch der Kampf angesagt.
Mittlerweile wissen wir aber, dass die weitaus meisten Arten völlig harmlos sind und uns zum Teil sogar Hilfe leisten, etwa bei der Verdauung. Gefährliche Krankheitserreger sind unter den Bakterien dagegen die Ausnahme, und sie arbeiten mit cleveren Tricks, denn dank unseres ausgeklügelten Immunsystems ist es gar nicht so leicht, den menschlichen Körper zu infizieren: Es erkennt Eindringlinge sofort, beseitigt sie und kann sich später sogar an sie erinnern. Trotzdem finden manche Bakterienarten immer wieder ein Schlupfloch.
Die beste Waffe: Eine schnelle Vermehrung
Einige Bakterien bilden unter optimalen Bedingungen alle 15 Minuten eine neue Generation aus unzähligen Individuen. Diejenigen, die mit ihrer Umgebung – zum Beispiel unserem Körper – am besten klarkommen, vermehren sich auch am stärksten. So ist jede neue Generation ein kleines Bisschen besser anpasst als die vorherige. Der Karieserreger Streptococcus mutans treibt es in Sachen Anpassung ganz auf die Spitze: In seinem Wohnzimmer – der Zahntasche – tötet er andere Bakterienarten und nimmt deren Erbmaterial auf. Ganz nach dem Motto „Du bist, was du isst“ schluckt er so die Überlebenstricks seiner Konkurrenten und macht sie zu seinen eigenen.
Appetit auf ein Softeis?
Jeder kennt sie, aber niemand will sie: Salmonellen. Sie sitzen in Lebensmitteln wie Eiern, Fleisch oder Softeis und animieren uns gern zu Dauerläufen Richtung Badezimmer. Im Laufe der Jahrmillionen haben Salmonellen ein filigranes Werkzeug entwickelt, das sie zu erfolgreichen Infizierern macht. Gelangen sie über das Essen in unseren Darm, bilden sie aus tausenden Molekülbausteinen winzige Spritzen aus, mit denen sie verschiedene Substanzen in die Darmzellen injizieren. Wie eine Droge veranlassen diese Substanzen die Darmzellen dazu, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden: Sie nehmen die Salmonellen widerstandslos auf – Unternehmen Infektion geglückt.
Eine Salmonelle (rot) bringt die Darmzelle dazu, sie mit ihrer Membran zu umschließen und aufzunehmen – hier in 20.000-facher Vergrößerung. Bild: HZI/Manfred Rohde
Kommt nun der Arzt mit einem Antibiotikum um die Ecke, räumen die meisten Salmonellen das Feld. Doch einige von ihnen machen es wie manche Menschen, wenn großer Stress droht: Sie schlafen ihn weg. Für Salmonellen bedeutet das, die Zellteilung runterzufahren und zu warten, bis das Antibiotikum durch ist. Viele Antibiotika töten nur sich teilende Bakterien, und so überdauern die Salmonellen mit dieser Strategie den Giftangriff als Schläferzellen.
Einfach wieder ausspucken
Bakterien der Gattungen Escherichia und Pseudomonas haben andere Tricks auf Lager, um sich vor Antibiotika zu schützen. In ihrer Außenhülle haben sie kleine Pumpen, mit denen sie Giftstoffe aus ihrem Innern befördern können. Das Darmbakterium Escherichia nutzt seine Pumpen eigentlich, um die giftigen Gallensalze des Darms zu beseitigen. Sonst könnten sie sich gar nicht erst dort ansiedeln. Mit Antibiotika machen sie genau das gleiche: Sie spucken sie sozusagen einfach wieder aus.
Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa hat neben den Minipumpen noch einen anderen Schutzmechanismus: Er bildet Biofilme. Das sind dichte Kolonien in einem Netzwerk aus Zucker, das die Bakterien selbst um sich herum aufbauen. So schützt sich Pseudomonas vor Angriffen des Immunsystems und kann sogar lange Antibiotika-Therapien überstehen.
Auch Streptokokken bilden Biofilme (links), und sie können sich in Zuckerkapseln einschließen (gelbe Hülle, rechts). Bilder: HZI/Manfred Rohde
Auch Streptokokken bilden Biofilme (links), und sie können sich in Zuckerkapseln einschließen (gelbe Hülle, rechts). Bilder: HZI/Manfred Rohde
Tarnung ist alles
Streptokokken haben ein ganzes Arsenal an Infektionstricks entwickelt: Sie verschanzen sich in Biofilmen, tragen Rüstungen aus Zucker und beseitigen sogar ihre Hinterlassenschaften. Der Scharlach-Erreger Streptococcus pyogenes greift sogar direkt ins Immunsystem ein: Wenn eine menschliche Zelle von ihm infiziert wurde, sendet sie einen Hilferuf in Form eines bestimmten Botenstoffes aus, der Abwehrzellen anrücken lässt. Die Streptokokken besitzen aber eine molekulare Schere, mit der sie den Hilferuf einfach zerstückeln und somit verstummen lassen. Ganz ähnlich machen es auch die allseits „beliebten“ Chlamydien. Sie bekommen beim Eindringen in eine menschliche Zelle eine Art Siegel angehängt, das sie als Müll kennzeichnet. Normalerweise werden sie dann einfach ausgesondert und aufgelöst. Aber auch sie besitzen eine ganz bestimmte Schere, mit der sie das Siegel wieder abschneiden und sich so vor der Müllabfuhr der Zelle verstecken.
Bakterien sind also ganz schön clever, wenn es darum geht, uns zu infizieren. Nur gut, dass die meisten von ihnen friedliche Absichten verfolgen.