Mikrobenzirkus

Keine Panik vor Bazille, Virus & Co


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Schöne Ostern ohne Bauchschmerzen

Frohe Ostern (Shutterstock)

Liebe Mikrobenzirkusfreunde und -freundinnen,

kein Osterfest ohne bunte Eier. Es macht Spaß, die Eier gemeinsam mit Kindern zu färben und zu bemalen. Selbst meine große Tochter, lässt sich noch verführen…
Um die Eier kreativ zu gestalten und an Zweige zu hängen, werden sie vorher ausgepustet. Kann man durch das Ausblasen roher Eier wirklich krank werden und Magengrummeln bekommen? Ich habe euch einen älteren Artikel aus aktuellem Anlass aktualisiert.

Warum keine Eierkartons für die Osterbastelaktion

Da sammeln die Großeltern und Eltern extra die Eierkartons für dien Kindergarten und dann dürfen sie nicht mit mitgebracht werden. Was früher noch absolut normal war, ist heute mittlerweile verboten aus gesundheitlichen Gründen. Die Verbraucherzentralen warnen vor Kontaminationen der Eierverpackungen mit Erregern, die von Hühner ausgeschieden werden. (Gilt übrigens gilt auch für menschliche Darmkeime bei den allseits „verbastelbaren“ Toilettenpapierrollen). Das Kartons lassen sich kaum reinigen und deshalb besteht ein Infektionsrisiko.

Durchfall und Bauchschmerzen durch Infektionen

Was viele Eltern unterschätzen: Das Ei ist ein Naturprodukt, das genauso, wie es aus dem Huhn kommt, bei uns auf dem Tisch steht. Und so ein Ei geht eben zuerst seinen biologischen Weg durch einen ganzen Hühnerkörper, bis es gelegt wird. An den Eierschalen und im Inneren der Eier können gefährliche Krankheitserreger sitzen – die Salmonellen.


Das sind Bakterien, die bei Menschen verschiedene Krankheiten im Magen–Darm-Bereich verursachen können. Nach dem Verzehr oder dem Kontakt mit den Eiern kann es zu Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen. Besonders gefährdet sind Babys, Kleinkinder, Senioren und Menschen, die aufgrund einer Vorerkrankung bereits ein geschwächtes Immunsystem haben. Die Angst vor den Krankheitserregern scheint aber neuerdings oft unbegründet zu sein, denn die Erreger sitzen seltener auf den rohen Eiern.

Seltener Salmonellen auf Eiern

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Frische Eier (Pixabay)

Im Jahre 2003 setzte die EU ein Programm auf, das die Salmonellen bekämpfen sollte. Und tatsächlich sind diese Erreger auf Hühnereiern dadurch viel seltener geworden. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind weniger als ein Prozent aller Eier mit Salmonellen belastet – ohne Unterschiede zwischen Bio und Nicht-Bio. Das heißt die gefährlichen Krankheitserreger wurden weder auf den Schalen noch in den Dottern nachgewiesen. Der Vergangenheit gehören die Salmonellen deshalb aber noch längst nicht an. Den Angaben zufolge wurden sie bei Untersuchungen in anderen Bundesländern immer wieder mal nachgewiesen.

Tipps zum Eierausblasen:

Wer zu Ostern rohe Eier ausblasen möchte, sollte also trotzdem auf Nummer sicher gehen und ein paar Hinweise beachten.

  • Nur frische Eier verwenden.
  • Unbeschädigte Eier aussuchen. Durch Risse und Defekte können Keime eindringen und sich vermehren.
  • Die Eier vor dem Ausbladen mit Wasser und Spülmittel abwaschen.
  • Zum Ausblasen einen dünnen Strohhalm verwenden, wahlweise eine Einwegspritze oder einen Miniblasebalg aus der Drogerie oder dem Bastelgeschäft verwenden.
  • Nach dem Ausblasen das Ei mit Wasser und Spülmittel durchspülen.

Wer das ausgeblasene Eigelb und Eiweiß noch essen möchte, sollte es bald zu Rührei und Co verarbeiten. Bis dahin sollte das rohe Ei bei einer Temperatur von unter sechs Grad Celsius gekühlt werden. Dann haben Keime kaum eine Chance, sich zu vermehren.

Selbst färben mit Pflanzenfarben

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Färben mit Pflanzenfarben (Pixabay)

Wer mag kann seine Ostereier auch mit selbst hergestellten Pflanzenfarben einfärben. Zum Färben müssen die Pflanzen in einem halben Liter Wasser 10 Minuten gekocht werden. Anschließend die gekochten Eier etwa eine halbe Stunde in den Sud legen und zum Schluss mit einem Küchentuch Speiseöl auf die trockene Eierschale reiben. Dann glänzen sie wie Speck.

Farbvariationen:

  • Zwiebelschalen: Eine Handvoll ergibt braungelb bis goldbraune Eier
  • Kurkuma: Ein paar Teelöffel färben die Eier gelb
  • Matetee: Die Eier werden lindgrün im Aufguss
  • Rotkohl und Rote Beete: zaubert rote bis lilafarbene Eier
  • Weitere Pflanze Preiselbeeren(rosa), Holundersaft (bläulich) oder Kamillenblüten (gelb)

Kleine Geschichte des Ostereis

Der Ursprung des Ostereis ist nicht eindeutig geklärt. Es ist als Symbol des Lebens, der Reinheit und der Erneuerung.

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Henne im Stall (Pixabay CC0)

In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Schon im 4. Jahrhundert wurden sie als Grabbeigabe in römisch-germanischen Gräbern gefunden. In der christlichen Tradition, die in Deutschland erstmals im frühen 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde, steht das Ei für die Auferstehung Jesu. Außen unscheinbar und tot, trägt es doch potenzielles Leben in sich. Die traditionelle Farbe für das Ei in der westlichen Welt ist seit dem 13. Jahrhundert Rot (Roteier), als die Farbe des Blutes Christi, des Lebens, der Lebensfreude. In Osteuropa gelten goldfarbene Eier als Zeichen der Kostbarkeit.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Osterei auch aus praktischen Gründen populär geworden ist. Seit dem Mittelalter war während der Fastenzeit auch der Verzehr von Eiern verboten. Gleichzeitig legten die Hennen aber im Frühling mehr Eier.

Der Eierüberschuss wurde verwertet, gekocht und haltbar gemacht. In vielen Regionen wurde der Pachtzins damit beglichen. Die übriggebliebenen Eier wurden am Karsamstag traditionell eingefärbt und zum Weihen mit in die Kirche genommen. Diese Eier wurden dann als Geschenke verteilt oder auch später versteckt.

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Frohe Ostern (Pixabay CC0)

Der Osterhase als Eierlieferant hat sich erst in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt. In anderen Regionen brachten auch andere Tiere wie Fuchs, Kuckuck, oder der Storch die Ostereier.

Dann wünsche ich euch viele bunte und gesunde Ostereier!

Eure Susanne Thiele


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Tipps für Ostereier ohne Salmonellen

Zu Ostern gehören buntgefärbte Eier in den Nestern. Es macht Spaß, die Eier gemeinsam mit Kindern zu färben und zu bemalen. Um sie kreativ zu gestalten und an Zweige zu hängen, werden sie vorher ausgepustet. Kann man durch das Ausblasen roher Eier wirklich krank werden?

Durchfall und Bauchschmerzen durch Infektionen

Was viele Eltern unterschätzen: An den Eierschalen und im Inneren der Eier können gefährliche Krankheitserreger sitzen – die Salmonellen. Das sind Bakterien, die bei Menschen verschiedene Krankheiten im Magen–Darm-Bereich verursachen können. Nach dem Verzehr oder dem Kontakt mit den Eiern kann es zu Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen. Besonders gefährdet sind Babys, Kleinkinder, Senioren und Menschen, die aufgrund einer Vorerkrankung bereits ein geschwächtes Immunsystem haben. Die Angst vor den Krankheitserregern scheint aber neuerdings oft unbegründet zu sein, denn die Erreger sitzen seltener auf den rohen Eiern.

Seltener Salmonellen auf Eiern

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In diesem Jahr gab das Landesuntersuchungsamt Rheinland- Pfalz rechtzeitig vor Ostern Entwarnung. Die Behörde meldete, dass auf rohen Eiern immer seltener Salmonellen festgestellt werden. Laut einer Mitteilung waren sämtliche seit Anfang 2012 untersuchten rund 600 Stichproben negativ. Das heißt die gefährlichen Krankheitserreger wurden weder auf den Schalen noch in den Dottern nachgewiesen. Der Vergangenheit gehören die Salmonellen deshalb aber noch längst nicht an. Den Angaben zufolge wurden Sie bei Untersuchungen in anderen Bundesländern immer wieder mal nachgewiesen.

Tipps zum Eierausblasen:

Wer zu Ostern rohe Eier ausblasen möchte, sollte also trotzdem auf Nummer sicher gehen und ein paar Hinweise beachten.

  • Nur frische Eier ausblasen.
  • Unbeschädigte Eier verwenden. Durch Risse und Defekte können Keime eindringen und sich vermehren.
  • Die Eier vor dem Ausbladen mit Wasser und Spülmittel abwaschen.
  • Zum Ausblasen einen dünnen Strohhalm verwenden, wahlweise eine Einwegspritze oder einen Miniblasebalg aus der Drogerie oder dem Bastelgeschäft verwenden.
  • Nach dem Ausblasen das Ei mit Wasser und Spülmittel durchspülen.

Wer das ausgeblasene Eigelb und Eiweiß noch essen möchte, sollte es bald zu Rührei und Co verarbeiten. Bis dahin sollte das rohe Ei bei einer Temperatur von unter sechs Grad Celsius gekühlt werden. Dann haben Keime kaum eine Chance, sich zu vermehren.

Selbst färben mit Pflanzenfarben

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Wer mag kann seine Ostereier auch mit selbst hergestellten Pflanzenfarben einfärben. Zum Färben müssen die Pflanzen in einem halben Liter Wasser 10 Minuten gekocht werden. Anschließend die gekochten Eier etwa eine halbe Stunde in den Sud legen und zum Schluss mit einem Küchentuch Speiseöl auf die trockene Eierschale reiben. Dann glänzen sie wie Speck.

Farbvariationen:

  • Zwiebelschalen: Eine Handvoll ergibt braungelb bis goldbraune Eier
  • Kurkuma: Ein paar Teelöffel färben die Eier gelb
  • Matetee: Die Eier werden lindgrün im Aufguss
  • Rotkohl und Rote Beete: zaubert rote bis lilafarbene Eier
  • Weitere Pflanze Preiselbeeren(rosa), Holundersaft (bläulich) oder Kamillenblüten (gelb)

Kleine Geschichte des Ostereis

Der Ursprung des Ostereis ist nicht eindeutig geklärt. Es ist als Symbol des Lebens, der Reinheit und der Erneuerung.

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Henne im Stall (Pixabay CC0)

In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Schon im 4. Jahrhundert wurden sie als Grabbeigabe in römisch-germanischen Gräbern gefunden. In der christlichen Tradition, die in Deutschland erstmals im frühen 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde, steht das Ei für die Auferstehung Jesu. Außen unscheinbar und tot, trägt es doch potenzielles Leben in sich. Die traditionelle Farbe für das Ei in der westlichen Welt ist seit dem 13. Jahrhundert Rot (Roteier), als die Farbe des Blutes Christi, des Lebens, der Lebensfreude. In Osteuropa gelten goldfarbene Eier als Zeichen der Kostbarkeit.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Osterei auch aus praktischen Gründen populär geworden ist. Seit dem Mittelalter war während der Fastenzeit auch der Verzehr von Eiern verboten. Gleichzeitig legten die Hennen aber im Frühling mehr Eier.

Der Eierüberschuss wurde verwertet, gekocht und haltbar gemacht. In vielen Regionen wurde der Pachtzins damit beglichen. Die übriggebliebenen Eier wurden am Karsamstag traditionell eingefärbt und zum Weihen mit in die Kirche genommen. Diese Eier wurden dann als Geschenke verteilt oder auch später versteckt.

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Frohe Ostern (Pixabay CC0)

Der Osterhase als Eierlieferant hat sich erst in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt. In anderen Regionen brachten auch andere Tiere wie Fuchs, Kuckuck, oder der Storch die Ostereier.

Dann wünsche ich Euch viele bunte und gesunde Ostereier!


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Mikroben-Party im Kühlschrank

Schön, dass ich bei dem Eisregen draußen hier drinnen sitzen und einen Blogartikel schreiben darf. Wer weiß schon genau, ob mich die Kälte oder die letzten Feiertage mit gutem Essen dazu inspirierten – heute soll es jedenfalls um den Kühlschrank gehen. Er darf natürlich als treuer Begleiter alle Köche und Gourmets in keiner Küche fehlen.

Aber habt ihr euch eigentlich mal genauer überlegt, warum wir ihn haben? Richtig! Er soll unsere Lebensmittel länger vor dem Verderben und Verschimmeln retten und dafür die Zahl der, immer hungrigen und gefrässigen, Bakterien und Pilze schön klein halten. Letztendlich haben wir ihn – wie auch den Tiefkühler, die Geschirrspülmaschine oder unsere Waschmaschine den Mikroben zu verdanken. Aber wie haben das unsere Vorfahren eigentlich mit dem Kühlen hinbekommen? Ein kurzer Rückblick in die Geschichte gefällig?

Wie alles begann: Die Geschichte des Kühlschranks

In der Zeit der Jäger und Sammler war das noch recht unkompliziert. Alle Nahrung, die Man(n) jagte oder Frau gesammelt hatte, wurde gleich verzehrt. Anspruchsvoller wurde es, als unsere Vorfahren sesshaft wurden. Wie konnte man Vorräte länger haltbar machen? In der Antike holten sich die cleveren Alpenbewohner einfach dazu Eisblöcke von den Bergen ins Haus. Auch Erdlöcher im Boden oder ein naheliegender See oder Teich wurden gern genutzt. Wer nicht gerade einen Gletscher in der Nähe hatte, musste schon etwas kreativer werden. Lange musste sich man sich mit anderen Konservierungsmethoden begnügen. Da wurde gepökelt, eingekocht, getrocknet und geräuchert. Ein beliebter Ort, um sich einen Lebensmittelvorrat in Tongefäßen oder Holzfässern zu halten, war der Keller unter dem Haus.

„Mit Eis stopf‘ deine Keller voll, wenn dein Bier gelingen soll!“
Bayerischer Brauer- und Mälzerkalender,  Januar 1880

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich in den europäischen Großstädten ein richtiger Handel mit dem Eisblock. Aus Eisfabriken wurden riesige Eistangen in die großbürgerlichen Haushalte geliefert. Sie wurden in speziell dafür mit Dämmstoffen und Holz ausgerüstete Kisten gestellt. Die frischen Lebensmittel lagerte man einfach in deren Mitte. Noch heute werden in einigen deutschsprachigen Regionen die Kühlschränke deshalb als „Eisschränke“ oder „Eiskisten“ bezeichnet. Noch bis vor 50 Jahren wurde Stangeneis in Restaurants zur Getränkekühlung benutzt. Es wurde vom Eismann in einem Kühlhaus oder Eiskeller aufbewahrt, im Sommer ausgeliefert und auf Geschäfte und Haushalte verteilt.

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Eisschrank, Stuttgart um 1900 (Quelle: gemeinfrei)

Schon im Jahre 1748 stellte William Cullen die erste künstliche Kühlung an der Universität in Glasgow vor. Der erste chemische Kühlschrank wurde bereits 1834 kommerziell vermarktet und später (1859) durch Ferdinand Carré weiterentwickelt. Das war aber alles noch sehr teuer für den Normalbürger.

Erst durch einen elementaren Beitrag von Carl von Linde wurde 1876 eine technisch –chemische Kältemaschine, der Vorläufer des uns heute bekannten Kühlschranks, entwickelt. Das revolutionierte die privaten Haushalte. In den 1920er Jahren war der Kühlschrank in den USA schon ein Verkaufsschlager. Die Europäer setzten weiterhin noch auf ihre kühlen Aufbewahrungsorte. Der Kühlschrank feierte in Deutschland erst in den 1950er Jahren Erfolge, verzögert durch den Zweiten Weltkrieg.
Ab jetzt änderte sich die Hausarbeit nachhaltig. Tägliches Einkaufen war nicht mehr nötig. Bis dato war die meistverzehrteste Fleischsorte durchwachsender und gepökelter Speck. Jetzt veränderte der Kühlschrank den ganzen Speiseplan: Würstchen, exotisches Obst, kalte Platten, Buttercreme, Eier und Mayonnaise wurden in den 1960er Jahren immer beliebter.

Ökologische Nische Kühlschrank

Wer nun aber denkt, mit der Entwicklung des Kühlschranks wurde den Mikroben der Garaus gemacht – der irrt. Kälte killt keine Keime!
Der Kühlschrank ist nicht nur bei uns Zweibeinern der beliebteste und meistfrequentierte Ort in der Küche. Im Kühlschrank tummeln sich mehr als 11,4 Millionen Keime pro Quadratzentimeter – das fanden US-Forscher bereits vor Jahren heraus. Auf Toilettensitzen – die Bakterien zu trocken, zu kalt und zu gut geputzt sind – fanden sie im Gegenzug nur etwa 100 Erreger pro Quadratzentimeter.

„Wer Angst vor der Klobrille hat, sollte nichts mehr aus dem Kühlschrank essen“. Bonmot unter Hygienikern

Mikroorganismen sind sehr anpassungsfähig und besiedeln jede verfügbare Nahrungsquelle. Und da gibt es im Kühlschrank freie Lebensmittelauswahl: hier ein angeschimmelter Joghurt, dort ein vergessener Käse und im Gemüsefach ein in sich zusammenfallender Salat. Offene Milchquellen sind für Bakterien jedes Mal gleichzusetzten mit einer neuen Wohnung. Kommen noch ein paar Krümel und neue offen gelagerte Speisen dazu, komplettiert das den „All inclusive-Urlaub“.

Ganz heimtückische Gesellen im Kühlschrank sind zum Beispiel die kälteliebenden Listerien oder Yersinien, die sich auch problemlos bei Temperaturen unter der Null-Grenze vermehren und Magen-Darmerkrankungen oder Fieber beim immungeschwächten Menschen verursachen können.

Krankheitserreger wie Salmonellen oder Campylobacter überstehen auf rohem Fleisch z.B. auftauendes Tiefkühlhähnchen locker 2-3 Tage in einem typischen Studentenkühlschrank, in dem sich Flaschennahrung und Fertigpizza in großen Zeitzyklen abwechseln. Durch die Kälte sterben die Keime nicht ab, sondern wachsen nur langsamer. Wenn es dann wärmer wird, vermehren sie sich mit rasender Geschwindigkeit. Das Hauptproblem in den Kühlgeräten sind oft die mit über 8 Grad zu hoch eingestellten Temperaturen. Dieses Klima ist ein idealer Nährboden für Viren und Bakterien. Optimal laut TÜV sind für Lebensmittel 5 Grad.

Antibakterielle Oberflächen sind für Bakterien eher ein Witz und werden auch von den Gesundheitsämtern immer wieder angezweifelt.Besonders beliebt bei Bakterie & Co sind übrigens die Fächer, wo die Temperaturen etwas höher sind – die Gemüsefächer. Das enthüllte letztens eine südkoreanische Studie. Hier ist die Artenvielfalt ebenfalls höher als auf dem immer gerne zum Vergleich herangezogenen Toilettensitz. Deshalb sollte ungewaschenes Gemüse am besten auch immer verpackt in den Kühlschrank gelegt werden und das Fach regelmäßig ausgewischt werden.
Das ist auch die Haupthygieneregel im Kühlschrank zum Mitnehmen: Nichts offen lagern. Plastikdosen, Schraubgläser oder Folienhüte machen Keimen die Wanderung schwerer. Und abgelaufene oder verschimmelte Lebensmittel braucht man auch nicht weiter zu inkubieren.

Beim Putzen geht es nicht ums Überleben

Wusstet ihr, dass besonders viele der Winzlinge an der Kühlschrankinnenseite, der am seltensten geputzten Fläche im Haushalt leben? Und wenn wir schon beim Putzen sind. Hier noch ein paar Tipps!

Regelmäßiges Putzen mit einem Reiniger auf Seifenbasis oder heißem Essigwasser reicht vollkommen aus. Die Säure tötet Mikroorganismen ab. Desinfektionsmittel sind im Kühlschrank nicht nötig, sonst drohen andere Allergieprobleme. Wichtig ist aber, auch mal kräftig schrubben. Bakterien bilden gerne Biofilme, die nur mit Reiniger schlecht in Griff zu bekommen sind. Vergesst auch den Kühlschrankgriff nicht, der wird täglich mit allerlei Spuren an den Händen „begriffelt“.
Die Ablaufrinne im Kühlschrank verdient besondere Aufmerksamkeit. Dort leben etwa 11 Millionen Bakterien. Das Tauwasserablaufloch bekommt man prima mit einem Pfeifenreiniger sauber.
Und abschließend noch ein kleiner Tipp: Es ist auch nicht wahr, dass Bakterien bei -8 Grad sterben. Das nur, falls ihr glaubt, dass man die Gefrierschrankschubladen nicht ab und zu putzen muss.

Letztendlich geht es aber nicht darum, alle Keime auszuradieren, sondern, zwischen uns und den Mikroben eine gute gesunde Balance herzustellen. Also auf gute Nachbarschaft!

Mikrobiologische Grüße

Susanne 😉


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Salmonella Typhi – Kein Typ zum Kuscheln!

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Computergenerierte 3D-Darstellung von Salmonella Typhi-Bakterien, die Typhus auslösen. Das flauschige Aussehen der Bakterien entsteht durch die kurzen dünnen Pili an der Oberfläche. Auffällig sind auch die Geißeln, mit denen sich die Bakterien fortbewegen können. Quelle: U.S. Centers for Disease Control and Prevention – Medical Illustrator (CC0)

Mikrobe des Monats 6/2016 :  Es wird Sommer und Salmonellen-Vergiftungen machen wieder regelmäßig Schlagzeilen. Die Medien berichten jedes Jahr in den warmen Monaten über gehäufte Durchfallerkrankungen in Altenheimen oder Krankenhäusern, die durch eine Infektion mit Salmonellen ausgelöst werden. Die Infektionsquelle ist meist in Lebensmitteln zu finden. Besonders gefährlich sind ungekochte Fleischwaren wie Tatar, Hackfleisch, Mettwurst und Huhn sowie Muscheln, Eier, Speiseeis und Mayonnaise. Diese müssen ausreichend gekühlt und innerhalb ein bis zwei Tagen verzehrt werden. Großküchen haben da anscheinend manchmal Probleme oder auch nach Straßen- oder Volksfesten treten gern mal Salmonellen-Vergiftungen auf.

Salmonellen als Überlebenskünstler

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Namensgeber der Salmonellen: Tierarzt Daniel Elmer Salmon (Wikimedia Commons)

Die kleinen, stäbchenförmige Bakterien, die solche Magen-Darm-Infektionen (Salmonellosen) verursachen können sind wahre Überlebenskünstler. Ihr natürlicher Lebensraum ist der Magen-Darm-Trakt von verschiedensten Tieren, seltener auch von Menschen. Sie vermehren sich bei Temperaturen von 10 bis 47 Grad Celcius und können aber auch in der Umwelt, auf verschiedenen Lebensmitteln, in Pflanzen und eingetrocknet für Jahre überleben. Selbst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sterben sie nicht ab. Abtöten kann man Salmonellen, indem man sie für mindestens zehn Minuten bei über 70 Grad Celsius erhitzt.

Benannt wurden die Bakterien übrigens nach dem US-amerikanischen Tierarzt Daniel Elmer Salmon, der den Erreger der sogenannten „Schweinecholera“ 1885 isolierte.

Viele Typen von Salmonellen

Die Salmonellen bilden eine große Gruppe innerhalb der Bakterien. Für den Durchfall sind fast immer Vertreter der Untergruppe Salmonella (S.) enterica verantwortlich. Unbedingt zu unterscheiden von den hierzulande auftretenden Salmonellen- Infektionen ist der Typhus, der ebenfalls durch Salmonellen hervorgerufen wird (S. Typhi), der bis auf eingeschleppte Reiseinfektionen in Deutschland eine geringe Bedeutung hat. Und um Salmonella Typhi, diesen eher unangenehmen Vertreter der Gattung, geht es hier.

Salmonella Typhi – Von Mensch zu Mensch

Eine Infektion mit S. Typhi erfolgt primär über den Menschen, also durch bereits erkrankte Personen oder sogenannte „Dauerausscheider“ – das sind erkrankte Personen, bei denen das Bakterium nach zehn Wochen immer noch nachweisbar ist. Bei diesen infizierten Personen müssen keine Symptome auftreten. Im Gegensatz zu den harmlosen „Durchfall-Salmonellen“, bei denen eine hohe Infektionsdosis mit 100.000-1.000.000 Bakterien nötig ist, um eine lokale Infektion des Darmes auszulösen, ist bei Salmonella Typhi schon eine bereits geringe Infektionsdosis mit 100-1.000 Erregern ausreichend.

Die Ballade von der „Typhoid Mary“

Der Typhuserreger hat die Eigenschaft, gelegentlich viele Jahre in der Gallenblase oder in den Nieren eines Patienten zu überdauern, der sich schon von der Krankheit erholt hat. Eine solche Person scheidet dann über Jahre hinweg die Mikroben an die Umwelt aus.

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Typhus-Mary in einer Zeitungs-Illustration von 1909 (Gemeinfrei)

In der Geschichte ist so ein unerkannter Fall einer Typhus-Infektion berühmt geworden. Der Fall der leidenschaftlichen Köchin Mary Mallon ist authentisch. Wo immer sie kochte, traten seltsame Todesfälle auf. Man nannte sie „Typhoid Mary („Typhus-Mary“), weil sie zwischen 1900 und 1907 als Köchin in New York 47 Personen mit Typhus infizierte, ohne selbst an den Symptomen der Krankheit zu leiden. Als die Auslöserin einer Typhus-Epidemie war Mary eine klassische Indexpatientin (auch Patient Null).
Den Autor J.F. Federspiel inspirierte die Begebenheit dazu die halberfundene und sehr dramatische Erzählung „ The Ballad of Typhoid Mary“ über eine der berühmtesten Trägerinnen von Salmonella Typhi im Jahre 1982 zu veröffentlichen. Die Geschichte hat auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren.

Antibiotikaresistente Salmonellenstämme

Heute stellen die schweren Infektionen mit Salmonella Typhi wieder eine neue Herausforderung dar. Ihre Behandlung wird immer mehr zu einem Problem. Denn auch Bakterien vom Typ Salmonella haben inzwischen Resistenzen gegen diverse Antibiotika entwickelt. Seit Anfang der 90er Jahre tauchten in Asien und Afrika immer häufiger multiresistente Salmonellenstämme auf, denen die gängigen Antibiotika wie Ampicillin oder Chloramphenicol nichts mehr anhaben konnten. Die WHO empfahl daraufhin, Antibiotika der dritten Generation einzusetzen, wie das Ciprofloxacin aus der Gruppe der Fluorchinolone.

In einer Studie in Ghana untersuchten die Wissenschaftler, ob dieses neue Antibiotikum dort auch bereits Resistenzen ausgelöst hat. Die Ergebnisse der Studie sind eine erste Warnung: In einigen Varianten von Salmonellen konnte eine  verminderte Empfindlichkeit auf Ciprofloxacin nachgewiesen werden; bei einem Serotyp war bereits die Hälfte der Isolate betroffen. Der Typhus-Erreger Salmonella Typhi wies bei diesen Isolaten noch keine verminderte Empfindlichkeit auf. Eine länderübergreifende Untersuchung zeigte aber auch für Salmonella Typhi bereits eine reduzierte Empfindlichkeit für Ciprofloxacin; besonders hoch war das Vorkommen in Kenia. Das wäre insofern bedenklich, als Ciprofloxacin häufiger eingesetzt werden wird, wenn die Kosten sinken, meinten die Forscher. Wenn die Salmonellen im Blut nicht mehr mit den neuen Antibiotika wie Ciprofloxacin in den Griff zu bekommen sind, wäre das ein großes Problem für die betroffenen Länder.

Quelle: Deutsches Zentrum für Infektionsforschung

Über Kommentare oder Ergänzungen freue ich mich…

Mikrobiologische Grüße

Susanne

 


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Weihnachtsgans nicht duschen!

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Gesunde Weihnachtsgans (Quelle: Jürgen Howaldt)

In wenigen Wochen ist Weihnachten. Dazu gehört der knusprige Gänse- oder Entenbraten mit Füllung, Knödel und Rotkraut. Aber Vorsicht! Schon beim Zubereiten des Geflügels gibt es auch aus mikrobiologischer Sicht einiges zu beachten, wenn man seine gesamte angereiste Familie nicht über die Feierlichkeiten mit Übelkeit lahmlegen möchte.

So wurde nämlich in den USA regelmäßig eine Welle von Infektionen nach den typischen im November liegenden Thanksgiving-Essen beobachtet. Das traditionelle Truthahnessen entpuppte sich als äußerst kritischer Feiertag. Erst wurde der Vogel gefüllt und danach füllten sich Arztpraxen und Kliniken. Was war die Ursache?

Hinter der Infektionswelle steckte die seit Ewigkeiten übliche Praxis der meisten Menschen, ihr Geflügel vor der Zubereitung sorgfältig abzuwaschen. Damit soll das Federvieh vor dem Verzehr von Schmutz oder Keimen befreit werden. Das funktioniert aber leider nicht! Zumindest nicht in Sachen Hygiene.

Keime wie Salmonellen und Campylobacter, die auf dem rohen Geflügelfleisch sitzen, werden durch die ausgiebige Wasserdusche nur sehr effektiv in der Küche verteilt. Kleine Wassertropfen spritzen vom Fleisch weg und landen auf Arbeitsflächen, Küchenutensilien oder auch auf der Kleidung. So können Keime in Essen gelangen, welches später nicht abgekocht wird, wie z.B. Salat. Alles was in einem Umkreis von 80 Zentimetern bis zu drei Metern von der Spüle entfernt ist, kann getroffen werden. Mach Dir die Mühe und prüfe mal mit einem Maßband, welche Gegenstände in Deiner Küche alle erreichbar sind.

Schon ein einziger Tropfen Saft von rohem Geflügel kann genügend Bakterien enthalten, um eine Lebensmittelvergiftung zu verursachen. Und das kann bei Campylobacter, dem König der Durchfallerreger, ganz schön unangenehm werden. In Deutschland gehen jedes Jahr 70.000 Lebensmittelvergiftungen auf sein Konto. Erste Symptome treten meist drei bis vier Tage nach der Infektion auf. Dazu gehören Durchfall, Bauchkrämpfe, Brechreiz, Fieber und Kopfschmerzen. Im Normalfall kann die Krankheit zuhause auskuriert werden. Aber gerade für Menschen mit einem schwachen Immunsystem, Schwangere, ältere Menschen und Kinder unter fünf Jahren können solche Infektionen sogar lebensbedrohlich werden. Die Bakterien verteilen sich über den Blutstrom und können Nervenerkrankungen und Gelenkentzündungen auslösen.

Also auch wenn Dir Tim Mälzer, Sarah Wiener, Alfons Schubeck oder Frau Poletto in ihren Starkoch-Rezepten immer wieder vorschlagen Deinen Vogel gründlich abzuwaschen – es bleibt ein weitverbreiteter Irrtum! In den Familien werden die Rezepte oft von der Oma an die Tochter und heute an die kochbegeisterte Enkelin oder den Enkel weitergeben. Man bezeichnet die Infektionen, die zwangsläufig dadurch verursacht werden, auch als „Alte Damen-Krankheit“. Damit ist das althergebrachte Waschen von Geflügel auch Stoff für einen Generationskonflikt.

In den USA startete deshalb sogar eine Aufklärungskampagne „Don’t wash your chicken“ geleitet von der US-amerikanischen Ernährungswissenschaftlerin Jennifer Quinlan. Die Kampagne entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts an der Drexel Universität in Philadelphia. Die Wissenschaftlerin schätzte, dass etwa 90 Prozent der US-Bürger ihr Fleisch zuerst abwaschen, bevor sie es in die Pfanne oder in den Ofen legen. Mit Youtube-Clips und Fotostorys geht sie gegen die Unsitte des Abwasches von rohem Geflügel vor, informiert und klärt auf. Wie durch eine Lupe sieht man in der „Germ-Vision“ der Animation, wie sich die sonst unsichtbaren Keime verteilen.

 

Etwas Hygiene hilft im Kampf gegen die Keime. Hier die wichtigsten Tipps im Umgang mit rohem Geflügel:

  1. Rohes Geflügel im Kühlschrank unten lagern, damit der Geflügelsaft nicht weitere Lebensmittel kontaminiert.
  2. Die Kühlschranktemperatur sollte 5 Grad Celsius nicht überschreiten.
  3. Rohes Geflügel nicht waschen. Die Keime werden nicht entfernt, nur weiterverbreitet.
  4. Geflügelfleisch sofort in den Bräter, Pfanne oder Ofen. Durchgaren bis kein rosafarbenes Fleisch mehr sichtbar ist. Der Geflügelsaft sollte klar sein.
  5. Kochutensilien sorgfältig reinigen. Kein Kochbesteck weiterverwenden, welches vorher für rohes Fleisch eingesetzt wurden.

 

Quelle: Food Standards Agency

Und zum Schluss noch etwas Geschichte zur Entstehung des klassischen Gänsebratens zum Weihnachtsfest. Die englische Königin Elisabeth I. soll für das populärste Weihnachtsessen in Europa verantwortlich sein. „The Virgin Queen“ aß schon im Jahre 1588 zu Weihnachten Gänsebraten als ihr die frohe Nachricht überbracht wurde, dass die Spanische Armada vernichtend geschlagen wurde. Aus Freude über den wichtigen Sieg und als gutes Omen soll sie daraufhin die Gans zum offiziellen Weihnachtsbraten erklärte haben (Quelle: Gourmet Globe).

 

Ein schönes und gesundes Weihnachten wünsche ich Dir!