Ich lebe noch! Danke der Nachfrage! Nachdem ich von einigen Mikrobenzirkus-Lesern ganz besorgte Emails bekommen habe, ob es mir denn gesundheitlich gut gehe, möchte ich ein kurzes Lebenszeichen geben. Mir geht es gut, aber den Mikrobenzirkus-Blog habe ich trotzdem leider in diesen verrückten Coronazeiten etwas vernachlässigen müssen. Der Job geht gerade absolut vor.
Ich erlebe als Pressesprecherin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) mit meinem Team gerade die heftigsten und arbeitsreichsten Zeiten in meinem gesamten Berufsleben. Seit Januar beschäftigt uns das neuartige Coronavirus SARS CoV-2 mit Presseanfragen und Experteninterviews zum Einordnen der wissenschaftlichen Ergebnisse mit einer steil ansteigenden Kurve. Ging es am Anfang nur darum, die Geschehnisse in China in Wuhan zu kommentieren, so ist das neuartige Coronavirus seit März richtig in Europa, in Deutschland – in unserem Alltag angekommen. Die Bilder aus Italien stimmten besorgt. Die Telefone sind seither im Dauerbetrieb, die Pressefächer laufen täglich voll mit Anfragen von Journalisten oder auch besorgten Bürgern. Ich arbeite auch noch mit im Krisenstab des HZI, der unser Zentrum auch auf die Corona-Pandemie vorbereiten musste. Kurz: Es fiel es mir schwer, mich auch noch spät abends zu motivieren, hier darüber zu schreiben.
Außerdem braucht es auch nicht noch eine Seite, die zum Coronavirus informiert. Dazu gibt es schon genug zentrale informative Seiten, die viel Arbeit investieren, um aktuell zu bleiben, wie das www.rki., www.bmg.de oder www.infektionschutz.de.de und nicht zu vergessen das Corona-Infoportal des HZI, meines Zentrums mit aktuellen Beitragen und Statements zu unserem Beitrag zur Corona-Forschung www.helmholtz-hzi.de. Ich empfehle auch, wer ihn wirklich noch nicht kennt, den NDR-Podcast von Prof. Christian Drosten, Virologe und Institutsleiter an der Charité Berlin, der mit beruhigender Stimme viele komplexe Fragen rund um das Virus, aufbereitet für Laien, erklärt.
Die Wissenschaftskommunikation hat in diesen Tagen eine besonders wichtige Rolle. Aber auch nicht immer eine einfache Aufgabe, wenn die Expert*innen als Berater der Bundesregierung für die politischen Entscheidungen sitzen oder Positionspapiere für die weiteren Maßnahmen schreiben. Wissenschaft mit einer Verantwortung für die Gesellschaft. Die Maßnahmen, die aus der Sicht von Virologen, Epidemiologen oder Modellierern auf das Infektionsgeschehen empfohlen werden, passen wiederum anderen Seiten z.B. Wirtschaftsexperten oder Psychologen nicht. Existenzen stehen auf dem Spiel. Das sind schwere Entscheidungen für die Politik, die die Folgen gesamtgesellschaftlich abwägen muss. Sei es, seit dem 23. März eine Kontaktsperre zu verhängen oder sie zum 4. Mai, wie gestern verkündet, etwas zu lockern.
So arbeite ich seit Mitte März auch mit meinem gesamten Team im Homeoffice – verstreut über Deutschland von Braunschweig bis Würzburg. Aber es geht viel besser, als wir anfangs annahmen. Ich bin in der Situation, dass meine Kinder schon das Gymnasium besuchen oder studieren. Das Homeoffice mit kleinen Kindern wäre schwieriger. Ich habe ein nettes Gartenbüro mit Blick ins Grüne. Video- oder Telefonkonferenzen strukturieren meinen Tag. Mit dem Team gibt es aber auch viel privaten Austausch – ganz wichtig in diesen Tagen! Es funktioniert sehr gut – aber auch dank meines sehr motivierten Presseteams. Als Leiterin bin ich aber trotzdem oft mit Präsenztagen am Zentrum in strategischen Meetings.
Homeoffice im umgebauten Gartenhaus (@Thiele_privat)
Meine Familie bekommt plötzlich meinen Job hautnah mit. Sonst bin ich einfach weg zur Arbeit. Jetzt sitzen sie fast mittendrin in der heimischen Pressestelle, fühlen sich etwas gestresst durch mein dauerklingelndes Handy, oder Mittag- und Abendessen, die platzen, weil der Journalist*in dringend eine Antwort braucht, weil die nächste Videokonferenz anberaumt wird oder ein TV-Team spontan kommt. Pressesprecher*in wollen sie wohl in naher Zukunft nicht mehr werden ;-). Viel zu stressig! Aber vielleicht ändert sich das auch nochmal! Pressesprecherin ist ja auch ein spannender Beruf. Finde ich jedenfalls!
Bssssssssssssss…! Da ist es wieder – dieses Geräusch.
Plötzlich ist es zu hören, wie aus dem Nichts – in der Küche oder im Wohnzimmer. Nur wenige mögen es. Fliegen gehören nicht zu den beliebtesten Kreaturen dieser Welt. Da hilft es auch nicht, dass sie Superman-Fähigkeiten haben: wie an der Decke zu laufen oder einen eingebauten Rundumblick mit ihren „Mosaikaugen“. Habt ihr schon mal versucht, eine Fliege mit der Hand zu fangen? Es ist fast unmöglich. Egal ob man sich von hinten anschleicht oder besonders überraschend zuschlägt: Die Fliege sieht alles und ist meist schneller.
Das Image der Stuben- oder der Schmeißfliege ist aus verschiedenen Gründen nicht das Beste. Sie nerven uns mit ihrem Summen und Brummen und „bekrabbeln“ alles – völlig egal in welcher Reihenfolge – von der Klobrille bis zum Mittagessen.
Schmeißfliegen auf frischem Hühnerkot, Quelle soebe, Lizenz: GNU-FDL
Vor allem die grünschillernden Schmeißfliegen, deren Name aus dem Altdeutschen kommt und so viel wie „besudeln“ und „beschmieren“ meint – entlocken uns Ekelgefühle. Der Kontakt mit Fliegen galt schon immer als unrein und Mediziner warnten vor ihnen als Krankheitsüberträger.
Nicht ganz zu Unrecht, wie Forscher in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ berichteten. Die Brummer wurden bisher als Überträger von Erregern völlig unterschätzt! Auch unsere gemeine Stubenfliege mit ihren rötlichen Facettenaugen, ihrem haarigen Körper und dem Saugrüssel, der alles abtastet – ist nicht so harmlos, wie sie manchmal wirkt.
Bakterien reisen auf Fliegen
Welche Krankheitserreger die Fliegen nun wirklich übertragen, darüber wussten die Forscher bisher sehr wenig. Die brasilianische Genetikerin Ana Carolina Junqqeira von der Staatlichen Universität in Rio de Janeiro hat mit 16 anderen Forschern diese Wissenslücke geschlossen.
Stubenfliege (CC0 Lizenz)
Dazu fingen sie 116 frei lebende Fliegen auf drei Kontinenten –in den USA, Brasilien und Singapur – und analysierten deren Erbgut. Die Ergebnisse übertragen die Erwartungen der Forscher völlig. Auf Schmeißfliegen fanden die „Fliegenjäger“ 316 und auf den Stubenkollegen sogar 351 unterschiedliche Bakterienarten. Einzelne Brummer-Exemplare hatten mehr als 200 Keimspezies im Gepäck. Während die von den Forschern untersuchte Art von Schmeißfliegen Chrysomya megacephala in Deutschland nicht vorkommt, gibt es Stubenfliegen (Musca domestica) beinahe überall auf der Welt – auch in Mitteleuropa.
Die lästigen Insekten lasen sich gern auf der Haut von Menschen nieder, weil sie dort Nahrung finden – winzige Hautschuppen beispielsweise. Vor allem mögen sie Schweiß, der Proteine enthält: ein Grund warum schwitzende Menschen wie Jogger oder Urlauber am Strand besonders viele Fliegen anlocken. Das alles wäre auch gar nicht schlimm, da Fliegen nicht stechen und Blut saugen wie Malariamücken. Allerdings hegen die Tiere eine besondere Vorliebe für alle Arten menschlicher und tiersicher Körperausscheidungen, wie Kot oder Eiter und anderes wenig Appetitliches. Den Weg weist ihnen dabei der Geruch von Buttersäure – eine Substanz, die bei den meisten Fäulnisprozessen entsteht und den die Fliegen riechen können.
Larve einer Stubenfliege Foto: Paul Krok, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dazu legen die Weibchen ihre Eier bevorzugt an – aus menschlicher Sicht – besonders abstoßenden Orten ab. Hauptsache, es handelt sich um organisches Material, das sich gerade schon zersetzt oder vor sich hin fault. Da sind sie nicht besonders wählerisch: einerlei ob verdorbene Nahrungsmittel, Müll, Exkrement oder ein Kadaver. Die kopf- und beinlosen Fliegenlarven, die aus den Eiern schlüpfen und die verschiedene Stadien bis zum fertigen Insekt durchlaufen, fressen alles. Stellen Sie sich also lieber nicht genau vor, was die Fliege gerade so hinter sich gebracht hat, die sich gerade auf ihrem Käsebrötchen niederlässt.
„Unsere Studie hat gezeigt, dass Bakterien fliegen können, wenn sie mit herkömmlichen Fliegen reisen“, sagt Prof. Stephan Schuster von der NTU Singapur. Die Keime nutzen die Brummer quasi als Taxi.
Die Forscher berichten in ihrer Studie, dass die Fliegen das Mikrobiom an ihren Füßen aufnehmen, es auf ähnliche Weise über ihre Flügel streuen, wie wir unser Haare kämmen und es dann auf den Oberflächen verteilen, auf denen sie landen. Mit jedem Schritt hinterlassen die Insekten dabei ein „Kolonialisierungsspur“. Wobei sich das Mikrobiom vor allem an ihren Beinen befindet. Nicht weiter verwunderlich, da diese Körperteile am häufigsten Kontakt mit Aas, Kot und anderen „Fliegenleckereien“ haben.
E. coli (Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)
Klebsiella pneumoniae (Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)
Helicobacter pylori (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung)
Zu den mikrobiellen Reisegästen der Fliegen zählen Krankheitserreger wie Escherichia coli (Darm- und Harnwegsinfektionen) oder Klebsiella pneumoniae (Lungenentzündungen). Die brasilianischen Fliegen trugen sogar das Bakterium Helicobacter pylory, für den bisher ein solcher „Flugtransport“ für unmöglich gehalten wurden. Etwa die Hälfte aller gefundenen Bakterienarten kamen sowohl bei Stuben- als auch bei Schmeißfliegen vor – was auf ihre gemeinsamen Nahrungsvorlieben zurückzuführen ist.
Unterschied zwischen „Dorf-Brummer“ und „City-Brummer“
Von einer Vorstellung solltet ihr euch aber schnellstens verabschieden: Nicht dort, wo es am meisten summt und brummt, sind die meisten Keime und das nächste Infektionsrisiko. Es gibt einen großen Stadt-Land-Unterschied in der Keimbelastung der Insekten.
Die Fliegenhorde im Stall eines Bauernhofes ist weit weniger mit, für den Menschen bedrohlichen, Erregern belastet als der verirrte Stadtbrummer. Die Forscher vermuten, dass sich die Fliegen dort in offenen Latrinen oder Sickergruben mit den Keimen beladen. Die „Citybrummer“ reisen dann direkt vom gelben Müllsack in das nächste pieksaubere Wohnzimmer samt ihren Mikrobenmitbringseln. Das sollten Sie vielleicht beim nächsten Ausflug bedenken und eher eine Waldlichtung las den Stadtpark wählen.
Insektenspray ist unnötig
Panik und ein übereilter Griff zum Insektenspray sind aber nicht nötig. Im Vergleich haben die umherkrabbelnden Insekten ein viel geringeres Infektionsrisiko als beispielsweise eine Zecke, die sich gezielt in der Haut verbeißt. Großräumige Bekämpfung würde außerdem auch eine schnelle Resistenzausbildung gegen die Insektizide zur Folge haben.
Im Normalfall regelt sich alles von selbst – die Population der Fliegen wird durch ihre natürlichen Fressfeinde eingedämmt. Um aber zu meiden, dass sie sich in eurer Wohnung zu heimisch fühlen, solltet ihr euch an die üblichen Hygienestandards und einen sauberen Umgang mit Abfallprodukten halten.
Fliegen sind wichtig in der Natur
Trotz eines gewissen „Ekelfaktors“ dieser Studie, sehen die Biologen auch ganz positive Nebenaspekte. Die Fliegen sind ganz natürliche Bioindikatoren. Durch ihre geringe Größe können die Fliegen in kleinste Risse und Spalten vordringen, die für Menschen nicht zugänglich sind. Anhand der speziellen Bakterienbeladung – der vorher keimfreien „Minidrohnen“ – könnten so versteckte Keimherde aufgespürt werden.
Auch wenn die Fliegen in dieser Studie etwas schlechter als Keimüberträger wegkommen, sind sie trotzdem ein sehr wichtiger Teil des Ökosystems. Sie bestäuben Pflanzen, ihre Larven leben von Faulstoffen, wie Aas oder Kot. Ohne derartige Helfer würden wir in den Großstädten im Hundekot ersticken! Sie helfen sogar dabei, in der Gerichtsmedizin Verbrechen aufzuklären. Und nicht zuletzt müssen wir auch darüber nachdenken, dass sie eine Proteinquelle gegen den Hunger in der Welt sein können – als Tierfutter sind sie sogar schon erschlossen.
Ich freue mich, euch heute im Mikrobenzirkus einen Gastartikel meines Kollegen Dr. Andreas Fischer, Wissenschaftsredakteur am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, zu präsentieren. Viel Spaß beim Lesen!
Robert Koch – Deutscher Mediziner und Mikrobiologe (Quelle: Wikipedia Public Domain)
Viele Menschen setzen Bakterien mit gefährlichen Krankheiten wie Pest und Cholera gleich. Zu Zeiten des berühmten Mikrobiologen Robert Koch (1843-1910), der zum Beispiel den Erreger der Tuberkulose entdeckt hat, wurde den Bakterien noch der Kampf angesagt.
Mittlerweile wissen wir aber, dass die weitaus meisten Arten völlig harmlos sind und uns zum Teil sogar Hilfe leisten, etwa bei der Verdauung. Gefährliche Krankheitserreger sind unter den Bakterien dagegen die Ausnahme, und sie arbeiten mit cleveren Tricks, denn dank unseres ausgeklügelten Immunsystems ist es gar nicht so leicht, den menschlichen Körper zu infizieren: Es erkennt Eindringlinge sofort, beseitigt sie und kann sich später sogar an sie erinnern. Trotzdem finden manche Bakterienarten immer wieder ein Schlupfloch.
Die beste Waffe: Eine schnelle Vermehrung
Einige Bakterien bilden unter optimalen Bedingungen alle 15 Minuten eine neue Generation aus unzähligen Individuen. Diejenigen, die mit ihrer Umgebung – zum Beispiel unserem Körper – am besten klarkommen, vermehren sich auch am stärksten. So ist jede neue Generation ein kleines Bisschen besser anpasst als die vorherige. Der Karieserreger Streptococcus mutans treibt es in Sachen Anpassung ganz auf die Spitze: In seinem Wohnzimmer – der Zahntasche – tötet er andere Bakterienarten und nimmt deren Erbmaterial auf. Ganz nach dem Motto „Du bist, was du isst“ schluckt er so die Überlebenstricks seiner Konkurrenten und macht sie zu seinen eigenen.
Appetit auf ein Softeis?
Jeder kennt sie, aber niemand will sie: Salmonellen. Sie sitzen in Lebensmitteln wie Eiern, Fleisch oder Softeis und animieren uns gern zu Dauerläufen Richtung Badezimmer. Im Laufe der Jahrmillionen haben Salmonellen ein filigranes Werkzeug entwickelt, das sie zu erfolgreichen Infizierern macht. Gelangen sie über das Essen in unseren Darm, bilden sie aus tausenden Molekülbausteinen winzige Spritzen aus, mit denen sie verschiedene Substanzen in die Darmzellen injizieren. Wie eine Droge veranlassen diese Substanzen die Darmzellen dazu, Dinge zu tun, die sie normalerweise nie tun würden: Sie nehmen die Salmonellen widerstandslos auf – Unternehmen Infektion geglückt.
Eine Salmonelle (rot) bringt die Darmzelle dazu, sie mit ihrer Membran zu umschließen und aufzunehmen – hier in 20.000-facher Vergrößerung. Bild: HZI/Manfred Rohde
Kommt nun der Arzt mit einem Antibiotikum um die Ecke, räumen die meisten Salmonellen das Feld. Doch einige von ihnen machen es wie manche Menschen, wenn großer Stress droht: Sie schlafen ihn weg. Für Salmonellen bedeutet das, die Zellteilung runterzufahren und zu warten, bis das Antibiotikum durch ist. Viele Antibiotika töten nur sich teilende Bakterien, und so überdauern die Salmonellen mit dieser Strategie den Giftangriff als Schläferzellen.
Einfach wieder ausspucken
Bakterien der Gattungen Escherichia und Pseudomonas haben andere Tricks auf Lager, um sich vor Antibiotika zu schützen. In ihrer Außenhülle haben sie kleine Pumpen, mit denen sie Giftstoffe aus ihrem Innern befördern können. Das Darmbakterium Escherichia nutzt seine Pumpen eigentlich, um die giftigen Gallensalze des Darms zu beseitigen. Sonst könnten sie sich gar nicht erst dort ansiedeln. Mit Antibiotika machen sie genau das gleiche: Sie spucken sie sozusagen einfach wieder aus.
Der Krankenhauskeim Pseudomonas aeruginosa hat neben den Minipumpen noch einen anderen Schutzmechanismus: Er bildet Biofilme. Das sind dichte Kolonien in einem Netzwerk aus Zucker, das die Bakterien selbst um sich herum aufbauen. So schützt sich Pseudomonas vor Angriffen des Immunsystems und kann sogar lange Antibiotika-Therapien überstehen.
Auch Streptokokken bilden Biofilme (links), und sie können sich in Zuckerkapseln einschließen (gelbe Hülle, rechts). Bilder: HZI/Manfred Rohde
Auch Streptokokken bilden Biofilme (links), und sie können sich in Zuckerkapseln einschließen (gelbe Hülle, rechts). Bilder: HZI/Manfred Rohde
Tarnung ist alles
Streptokokken haben ein ganzes Arsenal an Infektionstricks entwickelt: Sie verschanzen sich in Biofilmen, tragen Rüstungen aus Zucker und beseitigen sogar ihre Hinterlassenschaften. Der Scharlach-Erreger Streptococcus pyogenes greift sogar direkt ins Immunsystem ein: Wenn eine menschliche Zelle von ihm infiziert wurde, sendet sie einen Hilferuf in Form eines bestimmten Botenstoffes aus, der Abwehrzellen anrücken lässt. Die Streptokokken besitzen aber eine molekulare Schere, mit der sie den Hilferuf einfach zerstückeln und somit verstummen lassen. Ganz ähnlich machen es auch die allseits „beliebten“ Chlamydien. Sie bekommen beim Eindringen in eine menschliche Zelle eine Art Siegel angehängt, das sie als Müll kennzeichnet. Normalerweise werden sie dann einfach ausgesondert und aufgelöst. Aber auch sie besitzen eine ganz bestimmte Schere, mit der sie das Siegel wieder abschneiden und sich so vor der Müllabfuhr der Zelle verstecken.
Bakterien sind also ganz schön clever, wenn es darum geht, uns zu infizieren. Nur gut, dass die meisten von ihnen friedliche Absichten verfolgen.
80 Prozent aller Badetiere sind innen mit potenziell krankheitserregenden Bakterien und Pilzen besiedelt (Quelle: Pixabay)
Die gelben Plastik-Enten gehören zum Badevergnügen dazu –-besonders bei kleinen Kindern. Eine aktuelle Studie hat gerade gezeigt, dass der Badespaß aber nicht ganz ungetrübt ist. Denn es gibt ungeladene Gäste in der Badewanne: In vier von fünf benutzten Badewannentieren hat das Wasserforschungsinstitut Eawag in Dübendorf bei Zürich potenziell krankheitserregende Bakterien nachgewiesen.
Zudem fanden sich auf einem Großteil der bunten Teile auch diverse Pilze, wie die Autoren im Fachblatt „npj Biofilms and Microbiomes“ schreiben. An der Studie waren auch Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der University of Illinois in den USA beteiligt.
Bakterien in 80 Prozent der Gummientchen
Warme und feuchte Badezimmer bieten optimale Bedingungen, damit sich Bakterien und Pilze fröhlich vermehren können. Im Inneren der Bade-Enten haben die Keime ein besonderes Versteck gefunden und bilden dort einen üppigen Rasen. Zwischen 5 Millionen und 75 Millionen Zellen pro Quadratzentimeter tummeln sich laut der Studie auf den ausgewerteten Plastikflächen.
Die Mikrobiologin Lisa Neu, Hauptautorin der Eawag-Studie, hat für die Studie 19 benutzte Gummientchen in unterschiedlichem Zustand von Kollegen eingesammelt, zudem sechs Plastikspielzeuge neu gekauft und unter Laborbedingungen elf Wochen lang getestet. Einige kamen nur in sauberes Trinkwasser, andere in schon benutztes Badewasser mit den üblichen Seifenresten, Schmutz, Schweiß und Bakterien des menschlichen Körpers.
Nach dem wissenschaftlich notwendigen Wannenbad, ging es den Gummienten mit einem Skalpell an den Kragen – sie wurden liebevoll halbiert, wie die Doktorandin Lisa neu berichtete (Deutschlandfunk).
Schwarze Biofilme aus Bakterien und Pilzen bilden gern sich in Badetieren (Quelle: Eawag)
Das Ergebnis war wenig appetitlich: Die Innenflächen im Bauch der Spieltiere waren mit einem schwarzem Schleim bedeckt- ein sogenannter Biofilm. In 80 Prozent aller Plastiktiere fanden die Forscher potenziell krankheitserregende Bakterien. Darunter auch Legionellen oder die als hartnäckige Krankenhauskeime bekannten Stäbchenbakterien Pseudomonas aeruginosa.
„Es gibt ein Risiko, wenn man sich das Wasser aus dem Quietscheeentchen ins Gesicht spritzt, wie Kinder das gerne mal machen. Dann kann bei empfindlichen Kindern zu einer Augeninfektion oder zu Durchfall im schlimmsten Fall kommen“
Lisa Neu, Eawag-Wissenschaftlerin im Interview mit Deutschlandfunk
Die Keimbelastung war laut der Studie besonders hoch bei Entchen, die unter realistischen Bedingungen badeten – also im Wasser mit Schmutz, Hautschuppen und Seifenresten.
Tricks für gesunde Quietscheenten
Trotzdem ist das kein Grund, die Gummispielzeuge wegzuwerfen. Es gibt Tricks und Kniffe, die die Forscher empfehlen können.
Die effektivste Methode sei, gleich nach dem Kauf der Quietschetiere das Loch am Boden abzukleben. So könne kein Wasser eindringen und das Innenleben bleibe ohne Bakterien. Die Entchen könnten dann aber nicht mehr Wasser aus dem Inneren spritzen und quietschen, was den Badespaß der Kleinen trüben etwas könnte.
Eine weitere gute Methode ist das Auskochen. Die Badetiere könnten regelmäßig heiß ausgekocht werden, ähnlich wie es bei Schnullern gemacht wird. Die Langlebigkeit der Plastikspielzeuge würde dadurch aber wohl reduziert werden. Tipp der Forscher: Eltern sollen die Entchen ab und an gegen ein helles Licht oder das Fenster halten, wenn ein brauner Schimmer durchscheint, wäre das Auskochen eine gute Idee. Das Plastik nach dem Baden einfach auf der Heizung zu trocknen, reiche nach Angaben der Studienautoren jedenfalls nicht aus, um Bakterien und Pilze zu verhindern.
Immunsystem wird trainiert
Gute Nachrichten gibt es aber auch: Nicht alle Keime aus den Badeenten würden den Kindern auch schaden. Sie können auch die Immunabwehr stärken, so Forscher und Mitautor Frederik Hammes von der Eawag, der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz.
Strengere Auflagen für Plastik der Badeenten
Langfristig wünschen sich die Studienautoren jedoch ein Umdenken der Industrie. Strengere Vorschriften für Polymere, die Hauptkomponente für die Herstellung von Kunststoffen wie bei den Gummientchen, könnte das Problem bereits im Ansatz lösen. Denn das weiche Plastikmaterial werde oftmals aus qualitativ minderwertigen Polymeren hergestellt, das in Kombination mit Schmutz von Menschen oder Shampooresten im Badewasser, Keimwachstum fördere.
Dann also einfach mehrere Badeentchen kaufen und regelmäßig auskochen – für ein risikoloses Badevergnügen – auch für die Großen :-)!
Literaturquelle:
Ugly ducklings—the dark side of plastic materials in contact with potable water
DOI: 10.1038/s41522-018-0050-9
»Pecunia non olet!« – Das Geld nicht stinkt, wusste bereits der römische Kaiser Vespasian. Dies ist aber nur bedingt wahr.
Genauso wie Türklinken oder Lichtschalter gehen auch Münzen und Banknoten durch viele verschiedene Hände. Unser Portemonnaie ist nicht nur heimelige Heimstatt klimpernder Münzen und knisternder Scheine.
Unser Geld ist – das haben verschiedene Studien gezeigt gründlich mit Fäkalien und Krankheitserregern überzogen. Das Prinzip ist ganz einfach: Ihr müsst nur auf die Toilette gehen und euch danach nicht die Hände waschen. Das ist die beste Voraussetzung, um über die Hände die fäkalen Darmkeime in der gesamten Umgebung effektiv zu verbreiten. Es ist auch nicht ungewöhnlich wie ein Blick in die Praxis zeigt. Laut einer Britischen Studie legen 62 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen keinen gesteigerten Wert auf das Händewaschen nach dem Toilettenbesuch.
Banknoten sind nicht steril
Trotz fließendem Wasser in jeder Wohnung und jeder öffentlichen Toilette sind die Scheine stark verunreinigt. Während bei uns die Hände oft aus Bequemlichkeit nicht gewaschen werden, stehen in ärmeren Ländern dahinter ganz andere Probleme. Ein Drittel der Menschheit hat keinen Zugang zu ordentlichen Klos und viele nicht mal zu sauberen Trinkwasser. Ein Großteil der über Fäkalien verbreiteten Bakterien sind Krankheitserreger und können schwere Durchfälle verursachen. Gerade die kleineren Banknoten wechseln sehr oft den Besitzer. Deshalb sind die unsichtbaren Bremsspuren auf Geldscheinen besonders in ärmeren Ländern ein Gesundheitsproblem.
Dabei ist Münzgeld weniger problematisch als Banknoten, wie wir später sehen werden. Die glatte Oberfläche der Geldmünzen bietet Bakterien wenig Halt. Kupfermünzen, wie die 1- ,2-, oder 5-Cent Münze wirken sogar antibakteriell. Das Kupfer gibt Ionen ab, die die Mikroorganismen nicht gut vertragen. Münzen sind für Mikrobiologen daher eher langweilig. Die richtig interessanten Untersuchungsobjekte sind die Geldscheine! Bis zu 3000 verschiedene Keime tummeln sich auf einer einzigen 5 Euro Note.
Unser Geld ist viel schmutziger als gedacht!
Das enthüllte eine Analyse der DNA, des Erbgutes, auf den Geldscheinen. Die Wissenschaftler machten dabei eine erstaunliche Anzahl von Mikroorganismen ausfindig, die sich auf Geldscheinen mit Vorliebe häuslich einrichten.
US-Dollar (Pixabay)
Beim »Dirty Money Project« nahmen die Forscher der New York University die unsichtbaren Bakterien unter die Lupe, die unser Bargeld besiedeln. Sie untersuchten die Erbinformation auf Ein-Dollar-Scheinen und fanden so heraus, dass Hunderte von verschiedenen Bakterientypen auf die Reise gehen, wenn Banknoten von der einen Hand zur anderen wandern. Dabei entdeckten die Forscher, dass eine überraschend hohe Anzahl von Mikroben potenzielle Krankheitserreger sind. So entsteht ein Problem von internationaler Reichweite! Unser Zahlungsmittel Geld – von Rupien über Dollars bis zu Euros – ist ein »Tauschmittel für Hunderte von Bakterienarten«, da Papiergeld am häufigsten herumgereicht wird.
Die Wissenschaftler identifizierten auf den Ein-Dollar-Scheinen mit ultraschnellen Gensequenzierungsmethoden 3000 Bakterientypen – weit mehr als jemals bei vorhergehenden Studien unter dem Mikroskop zutage traten. Dafür hatten sie im Jahre 2013 achtzig Ein-Dollarscheine bei einer Bank in Manhattan eingesammelt und das Erbgut analysiert. Insgesamt brachten die Scheine 1,2 Milliarden DNA-Segmente zum Vorschein – eine unglaubliche Puzzlearbeit. Um all diese genetischen Daten zu speichern, war eine digitale Speicherkapazität von 320 Gigabytes notwendig. Und sie wurden fündig. Sie stießen auf Erbgut, das so vielfältig war wie das Leben in der Metropole in New York selbst ist. Neben beispielsweise Bakterien, Pilzen und Vieren fanden sie auch Pferde- und Hundespuren und sogar die DNA eines Breitmaulnashorns.
Mit Abstand am häufigsten kommen auf Geldscheinen Bakterienspezies vor, die Akne verursachen. Andere Erreger erzeugen Magengeschwüre, Lungenentzündungen, Lebensmittelvergiftungen oder andere Infektionen.
E. Coli-Bakterien (Public Health Wales)
Staphylococcus areus (Manfred Rohde Helmholtz-zentrum für Infektionsforschung Braunschweig
Als »Best of« der Gästeliste eines ordinären Geldscheines sind zu nennen: natürlich E. coli unser liebstes Darmbakterium vor – obwohl es auf Papier eigentlich nicht so richtig gut überleben kann. Daneben tummeln sich Salmonellen auf den Baumwollfasern der Papierscheine oder auch Staphylokokken, Eiter- und Infektionserreger, die häufig auf dem Menschen mitreisen. Teilweise sind sogar multiresistente Bakterien nachweisbar, gegen viele Antibiotika resistent sind.
Warum können Mikroorganismen überhaupt auf Geldscheinen leben?
Im Prinzip könnte die Banknote auch Endstation für jeden Keim sein, schließlich ist sie meist trocken und nährstoffarm. Aus die Maus!
Manche Bakterien sind aber Überlebenskünstler und können bis zu 24 Stunden auf den trockenen Papieroberflächen überdauern. So schaffen sie es, vom Schein über die Hände in unseren Mund oder unsere Augen zu gelangen. Wenn das Geld nass oder sogar nass und warm wird, können sich die Erreger sogar noch länger halten.
Umso länger eine Banknote im Umlauf ist, desto rauer wird ihre Oberfläche und ihre Keimbelastung steigt. Mit jeder Berührung hierlassen wir auf einem Geldschein winzige Rückstände aus Haut und Ölen. Wandert der Schein durch viele Hände, wird er immer mehr mit einer solchen Schicht überzogen. Und das bedeutet: Je älter der Schein, desto mehr »Mikrobenfutter« befindet sich auf ihm. Deshalb werden die Banknoten in der Europäischen Union innerhalb weniger Jahre wieder aus dem Verkehr gezogen.
Taler, Taler – Du musst wandern!
Jedes Jahr flattern allein fast 150 Milliarden neue Banknoten rund um den Globus. Die müssen allerhand aushalten. Sie sollen widerstandfähig gegen Schmutz, Hitze und auch noch fälschungssicher und maschinenlesbar sein. Nach diesen Kriterien werden die Trägermaterialien für Geldscheine ausgewählt.
Dabei haben Forscher herausgefunden, dass das verwendete Material der Geldscheine sehr wohl Einfluss auf die Bakteriendichte hat. Ein-Dollar- oder auch unsere Euro-Banknoten bestehen aus einem Baumwoll-Leinen-Gemisch und halten im Schnitt gerade mal 21 Monate. Um Papiergeld zu einem längeren Leben zu verhelfen, haben sich Länder wie beispielsweise Kanada oder Bhutan für Bögen aus flexibler Polymerfolie entschieden, die Vorteile hat. Australische Wissenschaftler an der University of Ballarat haben herausgefunden, dass sich auf den Polymerscheinen deutlich weniger Organismen als auf baumwollbasierten Bankscheinen niederlassen. In puncto Sauberkeit und Relevanz für die Gesundheit liegen die Polymerscheine ganz vorne.
Nun muss ich hier keine Panik verbreiten! Auf den Geldscheinen finden die Forscher mit ihren hochmodernen Methoden zwar eine Menge verschiedener Keime. Doch die Menge der einzelnen Bakterien ist gering. Sie reichen – in der Regel – gar nicht aus, um einen Menschen wirklich krank zu machen. Außerdem müssen die wenigen kleinen Übeltäter darunter auch erst einmal in unseren Körper gelangen. Dazu ist es völlig ausreichend, sich regelmäßig die Hände zu waschen!
Etwas kritischer wird es dort, wo Geld mit Lebensmitteln direkt in Berührung kommt – zum Beispiel beim Metzger oder Bäcker. Einweg-Handschuhe zum Einpacken der Produkte sind eine gute Alternative, die zum Kassieren ausgezogen werden. Es gibt sogar schon Bezahlautomaten in einigen Bäckereien in Nordrheinwestfalen, die mit Keime nicht vom Bargeld auf dem Brötchen landen. In Tankstellen und einzelnen Supermärkten sind sie auch schon Normalität.
Was bringt „Geldwäsche“ ?
Um die Keime klein zu kriegen, werden Scheine auch gereinigt. Allen voran sind die Japaner zu nennen – sozusagen die »Geldwäscher unter den Nationen«. Kein Volk legt so viel Wert auf Hygiene, wie die Japaner. Das gilt für saubere Straßen, futuristische-anmutenden Toiletten und natürlich auch für japanisches Geld. Die fast keimfreien Scheine entstehen durch eine Heißluftbehandlung. Die Geldautomaten erhitzen jeden Yen vor der Ausgabe auf 200 Grad. Da bekommt der Begriff »heißes Geld« nochmal eine ganz positive Bedeutung. Weltweite Hygienespitze sind die Japaner damit aber nicht. Ein internationaler Vergleich aus dem Jahre 2010 hat ergeben, der australische Dollar der sauberste und der chinesische Yuan der »dreckigste« Schein der Welt sind.
Ist bargeldlos gesünder?
Sollten wir vielleicht nur noch bargeldlos einkaufen und auf EC- und Kreditkarte wechseln? Auch nicht besser: An den viel frequentierten EC-Automaten kommen am PIN-Tastenfeld wiederum Bakterien vor, die übrigens genauso häufig und vielfältig vertreten sind wie auf öffentlichen Toiletten.
Ist bargeldlos also wirklich gesünder? Experten sagen nein. Denn die wenigen Keime einer Art, die sich auf den Geldscheinen oder Münzen befinden, reichen gar nicht aus, um eine Infektion zu verursachen. Aber – und das ist das Gute daran – sie trainieren unser Immunsystem und steigern unsere körpereigene Abwehr. Unser Bargeld könnte also tatsächlich gesundheitsfördernd sein, weil es den Körper in Kontakt mit Keimen von ganz vielen verschiedenen Menschen bringt. Eine »gesundheitsfördernde Keim-Tauschbörse« sozusagen!
Ihr könnt aber selbst einiges tun, um die Keimbelastung auf eurem Bargeld so gering wie möglich zu halten. Keime brauchen Feuchtigkeit und Wärme, um zu wachsen. Daraus lässt sich mit glasklarer Logik eine grundlegende Regel ableiten. Nehmt euer Geld nicht in den Mund! Ihr leckt ja auch keine Türklinken oder Treppengeländer mit gleicher Keimbelastung ab.
Auch die beliebte Angewohnheit lose Geldscheine in der Hosentasche – nahe am Körper – zu tragen, ist keine gute Idee. So werdet ihr zum »schnellen Brüter« für Keime. Das ist ein optimales Milieu, dass sie sehr mögen und in dem sie sehr lange überleben können. Genauso arbeitet eine angewärmte Brieftasche, die Körpertemperatur hat, als Petrischale, um Keime wachsen zu lassen. Von Tag zu Tag fühlt sich eine immer größere Zahl an Bakterien in eurer Geldbörse wohl.
Wenn ihr euch nach dem Einkaufsbummel oder Geldabheben regelmäßig die Hände wascht, seid ihr auf der sicheren Seite – vor allem vor dem Essen oder vor der Zubereitung von Speisen. Das sollten ihr in der kalten Jahreszeit – in der jeder erkältet ist – sowieso jedes Mal tun, weil Geld nur einen Infektionspunkt für Grippe & Co darstellt. Ein intaktes Immunsystem kommt mit der Keimbelastung gut zurecht.
Handtaschen enthalten mehr Bakterien als Toilettensitze. (Quelle: S. Thiele)
Weibliche Handtaschen sind das Chaos in seiner schicksten Verpackung! Ich weiß, wovon ich rede! Meine Handtasche hat oft die Funktion eines »Wurfspindes« – sämtliche Utensilien schlummern bunt durcheinander gewürfelt in ihr.
Zum Inhalt einer ganz klassischen Frauen-Handtasche gehören unter anderem: Snacks, Handy, Portemonnaie, Schlüsselbund sowie Lippenstift und andere Kosmetika.
Sind noch kleinere Kinder mit im Spiel, potenzieren sich die Gegenstände in der Tasche nochmal, die wir Frauen täglich mit uns herumschleppen um: Murmeln, Reiswaffelkrümel, drei Pixibücher, ein Stück alte Brezel und die Blumenspangen mit Glitzer. Na kommt Ihnen das bekannt vor?
Schon das Wühlen in der Damenhandtasche kann also zur Abenteuerexkursion ausarten. Frau verbringt durchschnittlich 76 Tage ihres Lebens damit, in ihrer Handtasche nach Gegenständen zu suchen. Ungelogen! Und besonders gesund ist es auch nicht.
Fakt ist: Die Handtasche ist das Accessoire Nummer 1 der meisten Frauen und darf uns sogar bis auf stille Örtchen begleiten. Doch als ständiger „Bodyguard“ sammelt sie auch so allerhand unterwegs auf. Habt ihr euch schon mal gefragt, ob es wirklich eine gute Idee ist, die schicke Handtasche auf dem Küchentisch abzustellen?
Eine Studie des britischen Dienstleisters »Initial Washroom Hygiene« kam zu dem Ergebnis, dass Handtaschen große Keimfallen sind. Sie sind Krankheitsüberträger, weil sie regelmäßig in Kontakt mit unseren Händen und einer Vielzahl von Oberflächen kommen. Jede fünfte Handtasche ist laut dem Test mit Bakterien regelrecht verseucht.
Bis zu 1000 Bakterien kommen in und auf neun von zehn Handtaschen vor. Ein Toilettensitz beherbergt dagegen nur 150 verschiedene Bakterien. Damit tummeln sich in der Handtasche mehr Bakterien als auf einem durchschnittlichen Toilettensitz .
Und seid mal ehrlich! Was verstauen wir alles mal so schnell in der Handtasche. Ein benutztes Taschentuch, offene Kekspackungen, winzige Papiere mit durchgekauten Kaugummis, Tücher oder auch mal ein Paar Seidenstrümpfe. Wenig erstaunlich, dass die Forscher im Inneren der Tasche Keime wie Enterobakterien, Pseudomonas oder Pilze finden.
Besonders anfällig für Keime sind übrigens Handtaschen aus Leder, weil das schwammartige Gewebe einen besonders guten Nährboden für die Ausbreitung und das Wachstum von Bakterien bietet.
Und: Nicht nur die Handtasche sondern auch ihr Inhalt ist in hohem Maße mit Bakterien übersät. Egal ob es sich um Döschen und Tuben mit Gesichts- oder Handcreme , Lippenstift oder Mascara handelt. Der schmutzigste Gegenstand in der Tasche ist oft die darin befindliche Handcreme.
Entleert am besten die Handtasche regelmäßig und entfernt jeglichen „Sondermüll“ daraus. Fusseln, Haare oder Krümel haben hier nichts zu suchen. Und Hand aufs Herz: Wann haben ihr eure Handtasche das letzte Mal von innen gereinigt? Dann geht es euch wie 80 Prozent der Frauen in Großbritannien.
Deshalb gilt der Expertentipp: Die Tasche regelmäßig entrümpeln und sie innen feucht zu reinigen und auch mal mit Desinfektionsspray auszusprühen. Achtet darauf, die Kosmetika nicht tagelang in der Tasche zu lassen.
Außerdem solltet ihr dort auch keine Fressvorräte für schlechte Zeiten anlegen, keine offenen Lebensmittel aufbewahren oder benutzte Taschentücher wochenlang spazieren tragen. Gerade in Jahreszeiten, in denen das menschliche Immunsystem anfälliger ist, sollten bestimmte Spielregeln der Sauberkeit und Hygiene gelten.
Vorausetzung aller vorbeugenden Maßnahmen ist sowieso das regelmäßige Händewaschen. Hier gilt gründlich waschen und insbesondere die Handrücken und Zwischenfingerbereiche, Fingerkuppen und Nägel.
Besonders nach der Schatzsuche in der Handtasche solltet ihr eine Runde Händewaschen einplanen! Denn die Hände sind die häufigsten Überträger von Krankheiten, wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) warnt.
Küchenschwämme enthalten 362 Arten von Bakterien (Bild: Weka Business Medien)
Küchenschwämme kommen in jeder Küche vor – mit mehr oder weniger langer Lebensdauer. Manche greisen Exemplare zeigen schon richtige „Zersetzungserscheinungen“, ehe sie erneuert werden. Die Schwämme sind kleine Keimschleudern – das war uns schon soweit bekannt und ist auch nicht sonderlich überraschend.
Der Küchenschwamm an sich – besteht aus einem Schaumstoff wie Polyurethan. Seine Poren bieten eine große Oberfläche, in denen sich Essensreste und immer ein wenig Feuchtigkeit befinden – ein Paradies für Bakterien. Mikrobiologen aus Gießen, Furtwangen und München haben jetzt nachgezählt:
Bis zu 50 Milliarden Bakterien leben allein in einem Kubikzentimeter Schwämmchen.
Soweit so gut: Bisher war eine Hygiene-Empfehlung an uns, die Küchenschwämme in der Mikrowelle zu sterilisieren oder auszukochen. Die neueste Information dazu ist aber: Das reicht nicht mehr und ist keine langfristige Lösung!
Gerade ist dazu die weltweit erste umfassende Studie zur Keimbelastung von gebrauchten Spülschwämmen erschienen. Die Forschungsarbeit war ein Kooperationsprojekt zwischen der Hochschule Furtwangen (HFU) mit der Justus Liebig-Universität Gießen und dem Helmholtz-Zentrum München und erschien im Fachjournal „Scientific Reports“.
Vorsicht bei geschwächtem Immunsystem
Die Forscher entdeckten in 14 gebrauchten Küchenschwämmen aus dem Großraum Villingen-Schwemmingen 362 verschiedene Arten von Bakterien. In den Poren der Schwämme leben hauptsächlich harmlose Umwelt- und Wasserbakterien.
Die Forscher fanden aber auch unter anderem, drei bekannte, antibiotikaresistente Erreger. Diese Keime können Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – wie Kranke oder Ältere mit Atemwegsinfekten – anstecken.
Dazu gehören insbesondere Bakterien wie Acinetobacter johnsonii, Moraxella osloensisund Chryseobacterium hominis, die zu Infektionen führen können.
Acinetobacter Jonsonii (Quelle: DSMZ)
Moraxella osloensis (Quelle: DSMZ)
Gramfärbung von Chryseobacterium hominis (Wikipedia)
Schädliche Krankheitskeime wie Durchfallerreger oder Lebensmittel vergiftende Bakterien konnten die Wissenschaftler kaum nachweisen.
Erhitzen reicht nicht aus!
Besonders bedenklich: In den Schwämmen, die regelmäßig in der Mikrowelle und durch heißes Auswaschen gereinigt wurden, tummelten sich besonders viele potentiell krankheitserregende Keime. Teils erreichen diese Bakterien sogar Konzentrationen, wie man sie sonst nur noch in Fäkalproben findet.
Die Forscher gehen davon aus, dass auch die Reinigung der Schwämme durch Auswaschen zwar kurzzeitig die Anzahl der Keime vermindert; in den schnell wieder hochwachsenden „Wohngemeinschaften“ sind dann aber die Krankheitserreger viel schneller, vermutlich weil sie viel stresstoleranter sind. Vom Erhitzen in der Mikrowelle raten Experten ebenfalls ab, weil die Keime sich auch auf andere Lebensmittel verteilen können, die später dort zubereitet werden.
„Waschen bei 60 Grad oder noch besser 90 Grad mit Waschpulver in der Waschmaschine wäre gut, um die Küchenschwämme keimfrei zu bekommen.“
Markus Egert, Hochschule Furtwangen (WELT)
Allerdings könnte der sehr häufig nachgewiesene Krankheitserreger Moraxella osloensis selbst dieses Reinigungsprogramm überstehen. Das Bakterium ist nicht nur gegen Penicillin resistent, sondern lebt auch auf gewaschener Wäsche weiter. Es steht unter dem Verdacht, schlechten Geruch zu erzeugen. Es kann also auch für stinkende Küchenschwämme oder den unangenehmen Geruch alter Waschlappen verantwortlich sein.
„Am besten ist es vermutlich, die Schwämme unter Druck und Hitze im Schnellkochtopf keimfrei zu bekommen.“
Markus Egert, Hochschule Furtwangen (WELT)
Ob diese Methode wirklich ausreicht, müssen die Wissenschaftler noch testen.
Fazit: Derzeit gibt es keine wirklich gute, wissenschaftlich belegte Methode, um gegen Keime in Spülschwämmen vorzugehen. Wir können ihn nur wegschmeißen und ersetzen. Nur in neuen Spülschwämmen direkt aus dem Geschäft fanden die Forscher überhaupt keine Keime.
Die Experten empfehlen daher, Küchenschwämme regelmäßig zu entsorgen, anstatt sie zu reinigen, etwa in einem wöchentlichen Rhythmus.
Das kurbelt dann die Schwamm-Wirtschaft an!
Publikation: Microbiome analysis and confocal microscopy of used kitchen sponges reveal massive colonization by Acinetobacter, Moraxella and Chryseobacterium species; DOI:10.1038/s41598-017-06055-9 1
Der Frosch (Hydrophylax bahuvistara) produziert in seinem Hautsekret ein Peptid, das Grippeviren zerstören kann. (Foto: Sanil George & Jessica Shartouny)
Die kolumbianischen Chocó-Indianer benutzen das Gift (Batrachotoxin) des Schrecklichen Pfeilgiftfroschs für ihre tödlichen Blasrohrpfeile. Aber Froschsekrete können noch viel mehr. Für die schleimigen Hautabsonderungen der Frösche interessiert sich die Wissenschaft schon seit einiger Zeit. Und das aus gutem Grund. Hier ruhen vielleicht noch unentdeckte Schätze für die Entwicklung neuer Medikamente mit nützlichen Effekten für den Menschen. Ein farbenfroher indischer Frosch könnte der Medizin vielleicht ein wirksames neues Mittel gegen die Grippe (Influenza) liefern.
Neue Medikamente aus dem Arzneischrank der Natur
Die Grippe ist immer noch eine der häufigsten und schwerwiegendsten Atemwegsinfektionen weltweit. Drei bis fünf Millionen Fälle gibt es jede Saison. Bis zu 500.000 Menschen sterben jährlich an der Erkrankung. Gegen die saisonale Grippe kann meist eine Impfung schützen. Wenn unvorhergesehen eine Influenza-Pandemie ausbricht, kann es komplizierter werden. Es dauert typischerweise mehrere Monate bis ein passender Impfstoff in ausreichender Menge produziert werden kann. Dann sind antivirale Medikamente das erste Mittel der Wahl. Hier kommen aber andere Probleme ins Spiel: Die Grippeviren entwickeln schnell Resistenzen gegen die gängigen Wirkstoffe. Die Forscher müssen daher dringend neue antivirale Mittel entwickeln. Um dies zu erreichen, suchen sie nach schon in der Natur vorhandenen Wirkstoffen, im speziellen nach Peptiden der angeborenen Immunabwehr.
Jetzt hat eine Forschergruppe um Joshy Jacob von der Emory University in Atlanta im Hautsekret der indischen Froschart Hydrophylax bahuvistara ein solches Sekret untersucht – mit überraschenden Ergebnissen. Im Froschschleim kommt ein bestimmtes Peptid vor, welches Grippeviren unschädlich machen kann.
Wirksam gegen zahlreiche Grippe-Stämme
Die chemischen Analysen ergaben, dass das Hautsekret des Frosches einen Cocktail aus 32 verschiedenen Abwehrpeptiden enthält. Peptide sind kurze Aminosäureketten, die von vielen Tieren und auch von uns Menschen produziert werden, mit der Fähigkeit, Bakterien oder Viren zu beschädigen oder zu zerstören – sie bieten sich daher als Ausgangspunkt für eine Suche nach neuen antiviralen Mitteln an.
Das neu entdeckte Peptid mit der aggressiven Wirkweise wurde „Urumin“ getauft. So heißt in Indien eine gefürchtete traditionelle Waffe, die ursprünglich wie auch der Frosch aus dem Süden Indiens kommt. Es handelt sich um eine Kombination aus Peitsche und Schwert – statt Leder sind beim Urumin die Riemen aus flexiblem, sehr dünnem Metall.
Was passiert genau? Noch ist der Wirkmechanismus des Peptids noch nicht vollends aufgedeckt. Es bindet offenbar ein virales Oberflächenprotein, welches in vielen Grippevirenstämmen vorkommt. So kann das Virus nicht mehr in die Zelle gelangen und wird anschließend getötet. Das neuentdeckte Peptid ist hochgradig wirksam – und das gleich gegen zahlreiche alte und neue Stämme des H1-Influenza-Virus. So beschrieben in der Fachzeitschrift „Immunity“.
Immer einen Frosch in der Tasche?
Solltest du dir bei Grippe nun einfach einen indischen Frosch unter die Nase binden? Nein – das würde nichts bringen? Bis zum wirksamen Medikament ist es noch ein weiter Weg.
Damit das Peptid eine Grundlage für ein Grippeschutzmittel liefern kann, müssen noch viele weitere Tests durchgeführt werden. Derzeit wirkt die Substanz lediglich bei menschlichen Zellen und Mäusen unter Laborbedingungen. Viele Wirkstoffstudien stellen sich später beim Menschen als ungeeignet heraus. Aber die Arbeit zeigt, dass in der systematischen Erforschung tierischer Substanzen ein großes Potenzial schlummern könnte.
Nach Ansicht der Wissenschaftler könnte dieses „Rezept der Natur“ zu einem neuen antiviralen Grippemittel weiterentwickelt werden. Weltweit gibt es mehr als 6000 verschiedene Froscharten und regelmäßig werden neue entdeckt - so wie etwa 2014 mitten in New York City.
Übrigens: Die Frösche tragen keinen großen Schaden davon. Zur Entnahme des Wirkstoffs bekommen sie leichte Elektroreize, wodurch die Schleimproduktion angekurbelt wird. Dieser wird entnommen und die Frösche werden wieder in die Freiheit entlassen.
Zu Ostern gehören buntgefärbte Eier in den Nestern. Es macht Spaß, die Eier gemeinsam mit Kindern zu färben und zu bemalen. Um sie kreativ zu gestalten und an Zweige zu hängen, werden sie vorher ausgepustet. Kann man durch das Ausblasen roher Eier wirklich krank werden?
Durchfall und Bauchschmerzen durch Infektionen
Was viele Eltern unterschätzen: An den Eierschalen und im Inneren der Eier können gefährliche Krankheitserreger sitzen – die Salmonellen. Das sind Bakterien, die bei Menschen verschiedene Krankheiten im Magen–Darm-Bereich verursachen können. Nach dem Verzehr oder dem Kontakt mit den Eiern kann es zu Fieber, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen kommen. Besonders gefährdet sind Babys, Kleinkinder, Senioren und Menschen, die aufgrund einer Vorerkrankung bereits ein geschwächtes Immunsystem haben. Die Angst vor den Krankheitserregern scheint aber neuerdings oft unbegründet zu sein, denn die Erreger sitzen seltener auf den rohen Eiern.
Seltener Salmonellen auf Eiern
In diesem Jahr gab das Landesuntersuchungsamt Rheinland- Pfalz rechtzeitig vor Ostern Entwarnung. Die Behörde meldete, dass auf rohen Eiern immer seltener Salmonellen festgestellt werden. Laut einer Mitteilung waren sämtliche seit Anfang 2012 untersuchten rund 600 Stichproben negativ. Das heißt die gefährlichen Krankheitserreger wurden weder auf den Schalen noch in den Dottern nachgewiesen. Der Vergangenheit gehören die Salmonellen deshalb aber noch längst nicht an. Den Angaben zufolge wurden Sie bei Untersuchungen in anderen Bundesländern immer wieder mal nachgewiesen.
Tipps zum Eierausblasen:
Wer zu Ostern rohe Eier ausblasen möchte, sollte also trotzdem auf Nummer sicher gehen und ein paar Hinweise beachten.
Nur frische Eier ausblasen.
Unbeschädigte Eier verwenden. Durch Risse und Defekte können Keime eindringen und sich vermehren.
Die Eier vor dem Ausbladen mit Wasser und Spülmittel abwaschen.
Zum Ausblasen einen dünnen Strohhalm verwenden, wahlweise eine Einwegspritze oder einen Miniblasebalg aus der Drogerie oder dem Bastelgeschäft verwenden.
Nach dem Ausblasen das Ei mit Wasser und Spülmittel durchspülen.
Wer das ausgeblasene Eigelb und Eiweiß noch essen möchte, sollte es bald zu Rührei und Co verarbeiten. Bis dahin sollte das rohe Ei bei einer Temperatur von unter sechs Grad Celsius gekühlt werden. Dann haben Keime kaum eine Chance, sich zu vermehren.
Selbst färben mit Pflanzenfarben
Wer mag kann seine Ostereier auch mit selbst hergestellten Pflanzenfarben einfärben. Zum Färben müssen die Pflanzen in einem halben Liter Wasser 10 Minuten gekocht werden. Anschließend die gekochten Eier etwa eine halbe Stunde in den Sud legen und zum Schluss mit einem Küchentuch Speiseöl auf die trockene Eierschale reiben. Dann glänzen sie wie Speck.
Farbvariationen:
Zwiebelschalen: Eine Handvoll ergibt braungelb bis goldbraune Eier
Kurkuma: Ein paar Teelöffel färben die Eier gelb
Matetee: Die Eier werden lindgrün im Aufguss
Rotkohl und Rote Beete: zaubert rote bis lilafarbene Eier
Weitere Pflanze Preiselbeeren(rosa), Holundersaft (bläulich) oder Kamillenblüten (gelb)
Kleine Geschichte des Ostereis
Der Ursprung des Ostereis ist nicht eindeutig geklärt. Es ist als Symbol des Lebens, der Reinheit und der Erneuerung.
Henne im Stall (Pixabay CC0)
In früheren Zeiten wurden die Ostereier der Frühlingsgöttin Ostara zum Opfer gebracht. Schon im 4. Jahrhundert wurden sie als Grabbeigabe in römisch-germanischen Gräbern gefunden. In der christlichen Tradition, die in Deutschland erstmals im frühen 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt wurde, steht das Ei für die Auferstehung Jesu. Außen unscheinbar und tot, trägt es doch potenzielles Leben in sich. Die traditionelle Farbe für das Ei in der westlichen Welt ist seit dem 13. Jahrhundert Rot (Roteier), als die Farbe des Blutes Christi, des Lebens, der Lebensfreude. In Osteuropa gelten goldfarbene Eier als Zeichen der Kostbarkeit.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Osterei auch aus praktischen Gründen populär geworden ist. Seit dem Mittelalter war während der Fastenzeit auch der Verzehr von Eiern verboten. Gleichzeitig legten die Hennen aber im Frühling mehr Eier.
Der Eierüberschuss wurde verwertet, gekocht und haltbar gemacht. In vielen Regionen wurde der Pachtzins damit beglichen. Die übriggebliebenen Eier wurden am Karsamstag traditionell eingefärbt und zum Weihen mit in die Kirche genommen. Diese Eier wurden dann als Geschenke verteilt oder auch später versteckt.
Frohe Ostern (Pixabay CC0)
Der Osterhase als Eierlieferant hat sich erst in den letzten Jahrzehnten durchgesetzt. In anderen Regionen brachten auch andere Tiere wie Fuchs, Kuckuck, oder der Storch die Ostereier.
Dann wünsche ich Euch viele bunte und gesunde Ostereier!
Kermit hat der Männerschnupfen erwischt! Quelle: CCO Public Domain
Wir kennen es alle: Große und kleine kranke Männer sind wehleidig und fast dem Tode nah. Mit einem Männerschnupfen ist nicht zu spaßen! Da braucht es schon unsere gesammelte weibliche Aufmerksamkeit und Fürsorge, damit sich die Erkältung nicht sogar noch in etwas Schlimmeres oder das Ende der Menschheit wandelt. Wir Frauen denken dann oft: „So eine Mimose!“ Mit etwas Hühnersuppe und Streicheleinheiten lässt sich in der Regel aber jeder Todgeweihte wieder beruhigen.
Nun ist es aber eindeutig wissenschaftlich erwiesen und wir müssen wirklich umdenken: Männer leiden stärker, wenn es um eine Erkältung oder Grippe geht. Sie erkranken im Vergleich zu Frauen häufiger und schwerer an Infekten. Forscher der Universität Innsbruck haben einige Studien miteinander verglichen. Dabei kam heraus: Männer sind anfälliger für Viren und Bakterien. Nehmen wir das klassische Grippevirus heraus – erkranken in Europa mehr Männer als Frauen.
Schuld haben die Hormone
Eine Ursache für die Unterschiede könnten die unterschiedlichen Hormonhaushalte sein, die sich auf das Immunsystem auswirken. Es gibt viele Faktoren, die den Verlauf einer Erkältung beeinflussen – aber zu den größten Faktoren gehören tatsächlich die beiden Hormone Östrogen und Testosteron.
Forscher der Universität von Pennsylvania, Philadelphia, haben 2015 herausgefunden, dass Frauen ein besseres Immunsystem als Männer haben. Der Grund dafür, ist das zweite X-Chromosom. Mit entsprechenden Genen ausgestattet, unterstützt es die Immunabwehr besser als das männliche Y-Chromosom.
Warum ist das weibliche Immunsystem stärker?
Jeder Mensch hat 23 Chromosomenpaare, die sich in jeder einzelnen Körperzelle wiederfinden. Chromosomen sind DNA-Bündel, die rund 2.000 Gene umfassen. Zusammen enthalten die 46 Chromosomen alle Informationen über den Organismus, zu dem sie gehören. Ein Chromosomenpaar besteht bei Männern aus einem X-Chromosom und einem Y-Chromosom, bei Frauen aus zwei X-Chromosomen. Diese Doppelung der X-Chromosomen ist laut der US-Forscher der Schlüssel zu der Überlegenheit des weiblichen Immunsystems. Denn das X-Chromosom enthält mehr für die Immunabwehr zuständige Gene als das Y-Chromosom. Die Konsequenz: Die B-Zellen und T-Zellen, wichtige Bestandteile des Immunsystems, werden bei Frauen stärker aktiviert.
Auch die Forscher der amerikanischen John Hopkins University in Baltimore haben herausgefunden, dass uns Frauen das weibliche Sexualhormon Östrogen vor Grippe schützt. Es wirkt offenbar antiviral gegen das Influenza-A-Virus. Bei Männern klappt das naturgemäß nicht. Bei Versuchen fanden die Wissenschaftler heraus, dass das weibliche Hormon Östrogen das Grippevirus daran hindert, sich in den Nasenzellen zu vermehren. So können sich die Grippeviren bei Frauen weniger schnell im Körper verbreiten.
Evolutionsgeschichtliche Hintergründe
Steinzeitmensch (CCO Public Domain
Bison, Höhle von Altamira (CCO Public Domain)
Auch Ärzte halten die Hormonthese für plausibel. Der MDR-Fernseharzt Carsten Lekutat meint dazu:
„Es macht vom Körper her absolut Sinn ein starkes Leiden zu produzieren, damit der Mann sich in die Höhle legt, sich mit einem Fell zudeckt und nicht jagen geht und eine Herzmuskelentzündung riskiert.“
Evolutionsgeschichtlich haben Frauen wahrscheinlich mehr Östrogen und ein stärkeres Immunsystem, damit sie sich um die Pflege des Nachwuchses kümmern konnten.
Doch Frauen scheinen mit ihrem Immunsystem nicht nur von Haus aus besser gegen Grippe gerüstet zu sein: Wie Forscher an der Standford Universität Kalifornien 2013 herausfanden, wirken auch Grippeimpfungen bei Frauen besser als bei Männern. Demnach wurden bei Frauen nach der Impfung mehr Antikörper im Blut nachgewiesen. Grund ist der Testosteronspiegel: Je mehr Testosteron im Blut, desto geringer die Zahl der Antikörper.
Für Männer sind diese Erkenntnisse natürlich nun nicht nur für die Rechtfertigung für längere Krankschreibungen hilfreich. In Zukunft könnte eine künstliche Anhebung ihres Östrogen-Spiegels eine sinnvolle Alternative zu Antibiotika darstellen.
Was hilft gegen Männergrippe?
Mit ein paar Tricks können aber auch Männer mit den starken Abwehrkräften einer Frau mithalten:
Händewaschen, da Viren sich sehr gern über die Hände verbreiten.
Gesunde Ernährung: Vitamine statt Süßigkeiten essen und Sport sorgen dafür, dass die Abwehrkräfte gestärkt sind
Ein Geheimtipp Zink: das hilft noch besser als Vitamin C.
So hat die Männergrippe keine Chance.
Gute Besserung an alle Männer und Frauen, die die Grippewelle erwischt hat!