Mikrobenzirkus

Keine Panik vor Bazille, Virus & Co


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Dirty Money – Wie schmutzig ist unser Geld?

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Schmutziges Geld (Pixabay)

»Pecunia non olet!« – Das Geld nicht stinkt, wusste bereits der römische Kaiser Vespasian. Dies ist aber nur bedingt wahr.
Genauso wie Türklinken oder Lichtschalter gehen auch Münzen und Banknoten durch viele verschiedene Hände. Unser Portemonnaie ist nicht nur heimelige Heimstatt klimpernder Münzen und knisternder Scheine.
Unser Geld ist – das haben verschiedene Studien gezeigt gründlich mit Fäkalien und Krankheitserregern überzogen. Das Prinzip ist ganz einfach: Ihr müsst nur auf die Toilette gehen und euch danach nicht die Hände waschen. Das ist die beste Voraussetzung, um über die Hände die fäkalen Darmkeime in der gesamten Umgebung effektiv zu verbreiten. Es ist auch nicht ungewöhnlich wie ein Blick in die Praxis zeigt. Laut einer Britischen Studie legen 62 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen keinen gesteigerten Wert auf das Händewaschen nach dem Toilettenbesuch.

Banknoten sind nicht steril

Trotz fließendem Wasser in jeder Wohnung und jeder öffentlichen Toilette sind die Scheine stark verunreinigt. Während bei uns die Hände oft aus Bequemlichkeit nicht gewaschen werden, stehen in ärmeren Ländern dahinter ganz andere Probleme. Ein Drittel der Menschheit hat keinen Zugang zu ordentlichen Klos und viele nicht mal zu sauberen Trinkwasser. Ein Großteil der über Fäkalien verbreiteten Bakterien sind Krankheitserreger und können schwere Durchfälle verursachen. Gerade die kleineren Banknoten wechseln sehr oft den Besitzer. Deshalb sind die unsichtbaren Bremsspuren auf Geldscheinen besonders in ärmeren Ländern ein Gesundheitsproblem.

Dabei ist Münzgeld weniger problematisch als Banknoten, wie wir später sehen werden. Die glatte Oberfläche der Geldmünzen bietet Bakterien wenig Halt. Kupfermünzen, wie die 1- ,2-, oder 5-Cent Münze wirken sogar antibakteriell. Das Kupfer gibt Ionen ab, die die Mikroorganismen nicht gut vertragen. Münzen sind für Mikrobiologen daher eher langweilig. Die richtig interessanten Untersuchungsobjekte sind die Geldscheine! Bis zu 3000 verschiedene Keime tummeln sich auf einer einzigen 5 Euro Note.

Unser Geld ist viel schmutziger als gedacht!

Das enthüllte eine Analyse der DNA, des Erbgutes, auf den Geldscheinen. Die Wissenschaftler machten dabei eine erstaunliche Anzahl von Mikroorganismen ausfindig, die sich auf Geldscheinen mit Vorliebe häuslich einrichten.

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US-Dollar (Pixabay)

Beim »Dirty Money Project« nahmen die Forscher der New York University die unsichtbaren Bakterien unter die Lupe, die unser Bargeld besiedeln. Sie untersuchten die Erbinformation auf Ein-Dollar-Scheinen und fanden so heraus, dass Hunderte von verschiedenen Bakterientypen auf die Reise gehen, wenn Banknoten von der einen Hand zur anderen wandern. Dabei entdeckten die Forscher, dass eine überraschend hohe Anzahl von Mikroben potenzielle Krankheitserreger sind. So entsteht ein Problem von internationaler Reichweite! Unser Zahlungsmittel Geld – von Rupien über Dollars bis zu Euros – ist ein »Tauschmittel für Hunderte von Bakterienarten«, da Papiergeld am häufigsten herumgereicht wird.

Die Wissenschaftler identifizierten auf den Ein-Dollar-Scheinen mit ultraschnellen Gensequenzierungsmethoden 3000 Bakterientypen – weit mehr als jemals bei vorhergehenden Studien unter dem Mikroskop zutage traten. Dafür hatten sie im Jahre 2013 achtzig Ein-Dollarscheine bei einer Bank in Manhattan eingesammelt und das Erbgut analysiert. Insgesamt brachten die Scheine 1,2 Milliarden DNA-Segmente zum Vorschein – eine unglaubliche Puzzlearbeit. Um all diese genetischen Daten zu speichern, war eine digitale Speicherkapazität von 320 Gigabytes notwendig. Und sie wurden fündig. Sie stießen auf Erbgut, das so vielfältig war wie das Leben in der Metropole in New York selbst ist. Neben beispielsweise Bakterien, Pilzen und Vieren fanden sie auch Pferde- und Hundespuren und sogar die DNA eines Breitmaulnashorns.

Mit Abstand am häufigsten kommen auf Geldscheinen Bakterienspezies vor, die Akne verursachen. Andere Erreger erzeugen Magengeschwüre, Lungenentzündungen, Lebensmittelvergiftungen oder andere Infektionen.

Als »Best of« der Gästeliste eines ordinären Geldscheines sind zu nennen: natürlich E. coli unser liebstes Darmbakterium vor – obwohl es auf Papier eigentlich nicht so richtig gut überleben kann. Daneben tummeln sich Salmonellen auf den Baumwollfasern der Papierscheine oder auch Staphylokokken, Eiter- und Infektionserreger, die häufig auf dem Menschen mitreisen. Teilweise sind sogar multiresistente Bakterien nachweisbar, gegen viele Antibiotika resistent sind.

Warum können Mikroorganismen überhaupt auf Geldscheinen leben?

Im Prinzip könnte die Banknote auch Endstation für jeden Keim sein, schließlich ist sie meist trocken und nährstoffarm. Aus die Maus!
Manche Bakterien sind aber Überlebenskünstler und können bis zu 24 Stunden auf den trockenen Papieroberflächen überdauern. So schaffen sie es, vom Schein über die Hände in unseren Mund oder unsere Augen zu gelangen. Wenn das Geld nass oder sogar nass und warm wird, können sich die Erreger sogar noch länger halten.

Umso länger eine Banknote im Umlauf ist, desto rauer wird ihre Oberfläche und ihre Keimbelastung steigt. Mit jeder Berührung hierlassen wir auf einem Geldschein winzige Rückstände aus Haut und Ölen. Wandert der Schein durch viele Hände, wird er immer mehr mit einer solchen Schicht überzogen. Und das bedeutet: Je älter der Schein, desto mehr »Mikrobenfutter« befindet sich auf ihm. Deshalb werden die Banknoten in der Europäischen Union innerhalb weniger Jahre wieder aus dem Verkehr gezogen.

Taler, Taler – Du musst wandern!

Jedes Jahr flattern allein fast 150 Milliarden neue Banknoten rund um den Globus. Die müssen allerhand aushalten. Sie sollen widerstandfähig gegen Schmutz, Hitze und auch noch fälschungssicher und maschinenlesbar sein. Nach diesen Kriterien werden die Trägermaterialien für Geldscheine ausgewählt.
Dabei haben Forscher herausgefunden, dass das verwendete Material der Geldscheine sehr wohl Einfluss auf die Bakteriendichte hat. Ein-Dollar- oder auch unsere Euro-Banknoten bestehen aus einem Baumwoll-Leinen-Gemisch und halten im Schnitt gerade mal 21 Monate. Um Papiergeld zu einem längeren Leben zu verhelfen, haben sich Länder wie beispielsweise Kanada oder Bhutan für Bögen aus flexibler Polymerfolie entschieden, die Vorteile hat. Australische Wissenschaftler an der University of Ballarat haben herausgefunden, dass sich auf den Polymerscheinen deutlich weniger Organismen als auf baumwollbasierten Bankscheinen niederlassen. In puncto Sauberkeit und Relevanz für die Gesundheit liegen die Polymerscheine ganz vorne.

Nun muss ich hier keine Panik verbreiten! Auf den Geldscheinen finden die Forscher mit ihren hochmodernen Methoden zwar eine Menge verschiedener Keime. Doch die Menge der einzelnen Bakterien ist gering. Sie reichen – in der Regel – gar nicht aus, um einen Menschen wirklich krank zu machen. Außerdem müssen die wenigen kleinen Übeltäter darunter auch erst einmal in unseren Körper gelangen. Dazu ist es völlig ausreichend, sich regelmäßig die Hände zu waschen!

Etwas kritischer wird es dort, wo Geld mit Lebensmitteln direkt in Berührung kommt – zum Beispiel beim Metzger oder Bäcker. Einweg-Handschuhe zum Einpacken der Produkte sind eine gute Alternative, die zum Kassieren ausgezogen werden. Es gibt sogar schon Bezahlautomaten in einigen Bäckereien in Nordrheinwestfalen, die mit Keime nicht vom Bargeld auf dem Brötchen landen. In Tankstellen und einzelnen Supermärkten sind sie auch schon Normalität.

Was bringt „Geldwäsche“ ?

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Um die Keime klein zu kriegen, werden Scheine auch gereinigt. Allen voran sind die Japaner zu nennen – sozusagen die »Geldwäscher unter den Nationen«. Kein Volk legt so viel Wert auf Hygiene, wie die Japaner. Das gilt für saubere Straßen, futuristische-anmutenden Toiletten und natürlich auch für japanisches Geld. Die fast keimfreien Scheine entstehen durch eine Heißluftbehandlung. Die Geldautomaten erhitzen jeden Yen vor der Ausgabe auf 200 Grad. Da bekommt der Begriff »heißes Geld« nochmal eine ganz positive Bedeutung. Weltweite Hygienespitze sind die Japaner damit aber nicht. Ein internationaler Vergleich aus dem Jahre 2010 hat ergeben, der australische Dollar der sauberste und der chinesische Yuan der »dreckigste« Schein der Welt sind.

Ist bargeldlos gesünder?

Sollten wir vielleicht nur noch bargeldlos einkaufen und auf EC- und Kreditkarte wechseln? Auch nicht besser: An den viel frequentierten EC-Automaten kommen am PIN-Tastenfeld wiederum Bakterien vor, die übrigens genauso häufig und vielfältig vertreten sind wie auf öffentlichen Toiletten.

Ist bargeldlos also wirklich gesünder? Experten sagen nein. Denn die wenigen Keime einer Art, die sich auf den Geldscheinen oder Münzen befinden, reichen gar nicht aus, um eine Infektion zu verursachen. Aber – und das ist das Gute daran – sie trainieren unser Immunsystem und steigern unsere körpereigene Abwehr. Unser Bargeld könnte also tatsächlich gesundheitsfördernd sein, weil es den Körper in Kontakt mit Keimen von ganz vielen verschiedenen Menschen bringt. Eine »gesundheitsfördernde Keim-Tauschbörse« sozusagen!

Ihr könnt aber selbst einiges tun, um die Keimbelastung auf eurem Bargeld so gering wie möglich zu halten. Keime brauchen Feuchtigkeit und Wärme, um zu wachsen. Daraus lässt sich mit glasklarer Logik eine grundlegende Regel ableiten. Nehmt euer Geld nicht in den Mund! Ihr leckt ja auch keine Türklinken oder Treppengeländer mit gleicher Keimbelastung ab.

Auch die beliebte Angewohnheit lose Geldscheine in der Hosentasche – nahe am Körper – zu tragen, ist keine gute Idee. So werdet ihr zum »schnellen Brüter« für Keime. Das ist ein optimales Milieu, dass sie sehr mögen und in dem sie sehr lange überleben können. Genauso arbeitet eine angewärmte Brieftasche, die Körpertemperatur hat, als Petrischale, um Keime wachsen zu lassen. Von Tag zu Tag fühlt sich eine immer größere Zahl an Bakterien in eurer Geldbörse wohl.

Wenn ihr euch nach dem Einkaufsbummel oder Geldabheben regelmäßig die Hände wascht, seid ihr auf der sicheren Seite  – vor allem vor dem Essen oder vor der Zubereitung von Speisen. Das sollten ihr in der kalten Jahreszeit – in der jeder erkältet ist – sowieso jedes Mal tun, weil Geld nur einen Infektionspunkt für Grippe & Co darstellt. Ein intaktes Immunsystem kommt mit der Keimbelastung gut zurecht.

Also keine Angst vor Geld!

Mikrobiologische Grüße

Susanne