Mikrobenzirkus

Keine Panik vor Bazille, Virus & Co


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Mikrobenzirkus on Tour: Triora – Von Hexen und ligurischen Spezialitäten

Triora Titel2In diesem Sommer ging es mit der Familie samt Wohnwagen nach Italien an die wunderschöne Ligurische Küste in die Nähe von San Remo. Für die BlogTour „Bella-Italia“ des Blogs „Leckere Kekse“ berichte ich über ein besonderes Highlight unserer Reise: Triora – ein mittelalterliches Hexendorf und seine kulinarischen Genüsse.
Also lasst euch entführen auf eine kleine Zeitreise nach Italien und ein paar Mikroben für fermentierte Spezialitäten kommen bei mir natürlich auch immer vor.

Triora liegt ganz verschlafen mitten im tiefgrünen Valle Argentina am Bergrücken des „Monte Saccarello“ auf einer Höhe von fast 800 m. Eine gute halbe Stunde von der Küste der ligurische Blumenriviera zwischen Imperia und San Remo. Der Name der Stadt stammt von „tria ora“, drei Mündern, die Backen des Cerberus, die traditionell die drei Produkte repräsentieren, auf denen die regionale Wirtschaft aufbaute: Weizen, Kastanien und Trauben.

Triora ist bekannt und beworben als „Hexenstädtchen“. So sind wir auch darauf aufmerksam geworden. Hier kennt jeder die Geschichte von strie und basue, Hexen und Zauberinnen.

 

Das ligurische Salem

IMG_5647Die Jahre 1587 bis 1589 waren die „Hexenjahre“ von Triora. Auslöser für die Hexenverfolgung war eine große Hungersnot in der Republik Genua. Der zu dieser Zeit regierende „Podestà“ Giulio Scribani suchte einen Schuldigen und nutzte außergewöhnliche Maßnahmen, um unschuldige Frauen zu unglaublichen Geständnissen zu zwingen. Er war so grausam, dass sogar religiöse und bürgerliche Autoritäten eingreifen mussten, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten. So wurden in Triora einige Frauen des Ortes Opfer eines der blutigsten Hexenprozesse Liguriens.

Triora gedenkt seit 1988 den unschuldigen Frauen und hat ihnen zu Ehren ein Denkmal errichtet. Es zeigt eine freundlich lächelnde Hexe. Sie hat einen großen Besen und eine Schöpfkelle in der Hand.

Die Geschichte prägt die Menschen in Triora noch heute. Italiens aus Zeitung und Fernsehen bekannteste Hexe Angela-Maria Zuchetto lebt in der Nähe in Molino di Triora. In ihrem mit Diesteln und Eichenzweigen dekoriertem Hexenladen verkauft sie geheimnisvolle Rezepturen und die Erinnerung an der Vergangenheit der Region.

Sie ist die Nachfahrin eines Mädchens aus Triora. Zusammen mit 13 weiteren Frauen und Männern war Francescina Chioceto 1588 der Hexerei angeklagt. Sie sollen sich regelmäßig am Sabbat versammelt haben, wo sie auf einem Besen reitend dem Teufel in Gestalt eines Bocks huldigten.

Diese Zusammenkünfte fanden laut Überlieferung in der „Cabotina“, am östlichen Ortsausgang von Triora statt. Die Inquisition reiste aus Genua an und klärte die Angelegenheit vor Ort. Man folterte die jungen Leute, eine der Hexen stürzte sich aus dem Fenster, die übrigen wurden nach Genua gebracht und dort in den Kerkern einfach vergessen.

HexenMuseum Triora

Das Ethnografische Museum in Triora – das wir uns auch angeschaut haben – hat hierzu eine Ausstellung auf mehreren Etagen. Die dort gezeigten Dokumente erzählen von den schrecklichen Torturen und den erbarmungslosen Befragungen. Vier düstere Räume sind diesem tragischen Kapitel der lokalen Vergangenheitsbewältigung gewidmet.

Seither ist die Gegend im ligurischen Argentina-Tal „Hexenland“. Man trägt das korallenrote „corno“ Amulett, um sich gegen das böse Auge zu schützen. Der Aberglaube ist weitverbreitet. Die Kräuterweiber der Region nehmen für sich in Anspruch weiße, also gute Hexen, zu sein. Sie kennen jahrhundertealte Rezepte gegen Husten und Heiserkeit, Kreuzschmerzen, Liebenskummer und Impotenz. Manchmal heilen sie durch Handauflegen.

Wunderschöne mittelalterliche Stadt

Aber Triora hat noch viel mehr zu erzählen oder viel mehr zu zeigen. Verwinkelte Gässchen, kleine und große Palazzi, historische Plätze, Kirchen und eine Burg. Triora sollte man nicht durcheilen, man sollte innehalten und die Landschaft auf sich wirken lassen – Triora wie verhext!

Bei einem Spaziergang durch die Gassen, unter in Felsen gemeißelte Arkaden und Bögen hindurch und an alten verfallenen Hauseingängen vorbei, bekommt man das Gefühl, die Zeit zurückgedreht zu haben.

Triora - Portale ArdesiaBesonders schön sind die Schieferportale in Triora, vom gotischen Portal der Collegiata (12. Jahrhundert) oder den Portalen der Adelspaläste mit den eingemeißelten Symbolen der Adelsgeschlechter bis hin zu Zeugnissen aus der Zeit der französischen Revolution mit ihren Architraven, den Basreliefs auf schwarzem Stein oder Schiefer und faszinierenden Skulpturen.

 

Cucina Bianco – Regionale kulinarische Genüsse

IMG_5674Ein Besuch in Triora bietet vor allem auch echte Gaumenfreuden. Sehr bekannt ist die sogenannte „Weiße Küche Liguriens“ – die einzigartige Cucina Bianca aus jahrhundertelang übertragenen Rezepten, die die Geschichte des Almauftriebs in den Alpen und des Hirtenlebens erzählen. Diese typische Kochart besteht aus lokalen Produkte der Hirten-Zivilisation: Mehl, Kartoffeln, Rüben, Lauch, Milchprodukte und Gemüse, alles Zutaten, die leicht zu finden sind auf den hohen Pfaden entlang denen sie mit den Herden reisten.

Cucina Bianca ist abgeleitet von der weißen Farbe ihrer Zutaten im Gegensatz zu den üblichen Farben der Mittelmeer Küche. Das Fehlen der Farbe zeigt sich aber nicht im Mangel an Geschmack oder gesunder Zutaten. Die Vorbereitung der geschmackvollen und energiereichen Gerichte ist sehr einfach, da diese oft in spartanischen Schutzhütten während der Reisen zubereitet wurden und keine lange Vorbereitungszeit benötigten. Unter den berühmtesten Gerichten sind zum Beispiel die „sugelli“, Wasser und Mehl Gnocchi, serviert mit „Bruss“, Cremekäse.

Zu den Spezialitäten direkt aus Triora, die ihr hier unbedingt probieren müsst, gehören:

 

Das Brot von Triora

panTriora1_13581_1303_13581_1781Nach unserer Wanderung durch die Gassen machten wir an einem kleinen Platz Stopp und probierten das bekannte Brot von Triora. Eine örtliche Bäckerei macht sich verdient um den Ort und bäckt wirklich köstliches Brot, das inzwischen in der gesamten Region bekannt und beliebt ist.

 

„Kein Brot schmeckt so gut mit Tomate, wie das aus Triora. Sie sind für einander gemacht. Seit Beginn der Welt wurden sie dazu geschaffen, sich zu vereinen.“

So feiert der Schriftsteller Rosella Postorino das Triora aus Brot in seinem Buch “Il mare in salita“. Das Brot ist dunkel und nach Hausmannsart gebacken und gehört zum Kreis der bekannten 37 Brotsorten Italiens. Es wird aus Mehl und Kleie zubereitet.

Nach dem zweiten Weltkrieg entschied Angiolono Asplanato, Bäcker in Triora, die Produktion mit Hilfe der alten mündlich überlieferten Rezepte wieder aufzunehmen. Die Rohmaterialien sind lokale Zutaten: Quellwasser aus den Bergen und Weizen, der zu jener zeitreichlich im Valle Argentina vorkam. Es wird mit drei Typen von Mehlen reich an Faserstoffen und Protein hergestellt.

Das Brot hat auch heute noch die Größe und charakteristische Form eines Bergbrotes: Laibe von 500 Gramm oder einem Kilo. Es ist innen golden, außen knusprig und außen mit Kleie-Staub bedeckt, auf dem es vor dem Backen abgelegt wird.

Wir haben uns für ein Panino belegt mit frischen Tomaten, Basilikum und Olivenöl entschieden. Panino als Verkleinerung ist allerdings eine maßlose Untertreibung. Die Scheiben waren ordentlich groß!

 

Bruzzo – traditoneller fermentierter Almkäse

BruzzoBesonders köstlich ist das Brot von Triora mit dem traditionellen besonderen Almkäse, dem Bruss oder auch Bruzzo: Es ist ein würziger Käse, der aus der natürlichen Gärung (Fermentation) von Ricotta-Käse mit Kräutern und Gewürzen entsteht und einen leicht scharfen Geschmack hat. Bruzzo ist ein Elixir des Lebens und sogar vorrömischen ligurischen Ursprungs.

Brigasca_Schafe_Axel Mauruszat

Der Bruzzo-Käse entsteht aus der Milch der Brigasca-Schafe. Pecora Brigasca ist der Name der Schaf-Rasse von Brigasca, einem Bereich, in den Seealpen in der italienischen Region Ligurien, in der Nähe der französischen Grenze. Die Schafe sind sehr wendig und geeignet für das Leben in den Bergen. Sie sind das Symbol der alten Traditionen von Ligurien. Da die Zahl dieser Tier sich dramatisch verringerte, wurde ein Slow Food Präsidium eingeführt, um diese Herde zu schützen und die Produktion des besonderen Käses zu unterstützen.

Die Fermentation des Bruzzo könnt ihr auch einfach selber ausprobieren: Hier ist das Rezept:

  • Einen sehr aromatischen und zarten „Quark“ aus Ziegen- oder Schafsmilch nach Geschmack salzen
  • Ein Gläschen Anis oder Grappa hinzufügen
  • Zwei Monate in einem Holzbehälter natürlich mit Mikroorganismen fermentieren lassen
  • Einmal am Tag umrühren, um die Masse mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen- bis eine glatte cremige Masse entsteht, die einfach zu streichen ist.

Hinweis: Die Bruzzo-Masse ist cremefarben, fast grau. Zur Aufbewahrung in Gläser füllen und mit Olivenöl bedecken und in den Kühlschrank stellen. Von Zeit zu Zeit umrühren.

Und hier gleich noch ein leckeres Gericht dazu!

Perfekte Gnocchi mit Bruzzo-Käsesauce: einfach und lecker!

Zutaten für 4 Personen

  • 500 g frische Gnocchi
  • 2 EL Bruss-Käse
  • 2 EL Sahne
  • Salz

Die Gnocchi in reichlich Salzwasser kochen. Sie sind fertig, wenn sie an der Oberfläche schwimmen. Während die Gnocchi kochen, den Bruzzo-Käse und die Sahne mischen.

Wenn die Gnocchi bereit sind, mit der Sauce kombinieren und für einige Sekunden wärmen. Guten Appetit!

Italienische Grüße

Susanne

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Micropia: Besuch im Mikrobenzoo in Amsterdam

MicropiaZwei Jahre ist es schon her, dass ich hier im Blog über Micropia ‑ den ersten Mikrobenzoo ‑ in Amsterdam berichtet habe. Ende Mai 2017 hatte ich nun endlich Gelegenheit, mir dieses Eldorado für Mikrobiologen selbst vor Ort anzuschauen: sozusagen ein Recherchetermin mit Familie mit zwei Teenagern (18 und 15 Jahre) für den Mikrobenzirkus in Amsterdam.

Micropia ist eine kleine aber feine Untereinheit des Stadtzoos Artis mitten in Amsterdam. Vom Bahnhof Amsterdam Centraal ist der Zoo ganz einfach mit der Tramlinie 9 zu erreichen ‑ wunderschön gelegen im Stadtteil Plantage.

Wir werden empfangen von freundlichen Besucher-Guides in weißen Laborkitteln, die uns die Tour durch das Museum und ein paar Kindern eine Art Stempel-Rally erklären. Dann geht es schon ab in den Fahrstuhl zur ersten Ebene des Museums. Dieser Einstieg durch eine Schleuse in den Mikrokosmos ist sehr gut gemacht. An der Decke des Fahrstuhls sehen wir uns auf einer Videowall zuerst selbst in voller Größe. Dann zoomt das Kamerabild über unseren Köpfen an das Auge eines Besuchers im Lift heran und zeigt uns die Mikroorganismen, die für gewöhnlich auf unseren Wimpern leben. Guter Effekt!

Aufwändige multimediale Exponate

Micropia ist wirklich ein einzigartiges und sehr aufwändiges Museum. Das Sehen und das Erleben der Mikroorganismen stehen für das Publikum im Mittelpunkt.

 

Sehr aufwändig inszeniert sind die meisten Exponate mit lebenden Mikroorganismen z. B. Bakterien oder Algen in großen Kolben, die regelmäßig erneuert werden müssen. Gleichzeitig kann man selbst Mikroskopieren und über einen Touchscreen den Mikroskop-Ausschnitt sehen. Je nach Interessenstiefe können wir die mediale Erweiterung der Exponate durchforsten, die mittels Filmen, Bildern und Texten Einblick in das Aussehen, Verhalten und die vielfältigen Beziehungen der Kleinstlebewesen zum Menschen gibt. Das funktioniert auch prima für die Eltern mit jüngeren Kindern neben uns.

Die Einzigartigkeit von Micropia liegt in der Mischung lebender und virtueller Mikroben. Die dramatischen Größenunterschiede zwischen den verschiedensten Kleinstlebewesen kann man auf einer fast 10 x 5 Meter großen, reaktiven Monitorwand erkennen, auf der die Mikroben wie in einem Aquarium schweben. In dem interaktiven Panorama mit extremophilen Mikroorganismen erleben wir Mikroben an Orten, die extreme Lebensbedingungen wie hohe Radioaktivität oder Kälte mit sich bringen. Die virtuellen Mikroorganismen schweben dank einer speziellen Projektionstechnik vor dynamischen 3D-Landschaften. Faszinierend!

Im Fokus: Positive Beziehung zwischen Mikroben und Menschen

Uns selbst und unseren Mikroben begegnen wir in der Ausstellung immer wieder. Am überraschendsten ist für die meisten Besucher in der Ausstellung der „Mikroben-Scan“ des eigenen Körpers, bei der sie interaktiv ihren Körper erforschen können. Ich trete sozusagen meinem virtuellen Ich gegenüber und kann die durchschnittliche Masse von zwei Kilogramm an Mikroben erforschen, die an und auf mir an unterschiedlichen Stellen meines Körpers leben. Die Technologie, die hierbei zum Einsatz kommt, ist ein hochentwickeltes Körpertracking.

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Körper-Scan auf Mikroben (S. Thiele)

 

Neben den Mikroben stehen immer wieder wir selbst im Zentrum der Ausstellung – und das auf mehreren Ebenen: als Betrachter, als interaktiv Handelnde und Forschende, und als Objekte, die es selbst zu erforschen gilt.

Sei es das „Kiss-o-meter“, bei dem wir erfahren, dass wir gerade 1 Million Bakterien und 100 verschiedene Typen ausgetauscht haben ;-). Oder eine beeindruckende Sammlung unterschiedlicher Kotsorten und Bakterien, die unseren Darm bewohnen.

Sehr beeindruckt hat mich persönlich eine ganze Wand voller Petrischalen mit Mikroben: Sie zeigt eine Vielzahl von, in unserem Haushalt mit uns lebenden, kleinen Nachbarn: Bakterien aus dem Teppich, vom Handy oder der Zahnbürste usw.

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Bakterien und Pilze, die mit uns im Haus leben (S. Thiele)

 

Mikroben im Kreislauf des Lebens

Bakterien und Pilze werden dringend gebraucht, damit der Kreislauf des Lebens funktioniert. Das wird in der Ausstellung extrem deutlich gemacht mit einem Exponat einer verwesenden Giraffe.  Aber auch vor Lebensmitteln machen die Mikroorganismen nicht halt.

 

Fazit:

Nicht nur mir als Mikrobiologin sondern auch meiner Familie hat diese Ausstellung sehr gefallen. Das Museum erscheint auf den ersten Blick nicht sehr groß – bietet aber für verschiedene Altersklassen ab ca. 10 Jahren eine Fülle an Informationen und interaktiven Möglichkeiten, sich spielerisch Wissen zu erarbeiten.  Die Exponate sind sehr gut gemacht und pflegeaufwändig. Wissenschaftler sind ständig in der Ausstellung und kontrollieren Kulturen oder stehen für Fragen zur Verfügung.

Der Mikrokosmos bleibt nicht nur beschränkt auf Bakterien, Viren Pilze oder Phagen. Auch Algen, Ameisen oder kleine Käfer finden hier noch Platz.

Ausstellungsdesign und Multimedia

Die Ausstellung wurde vom niederländischen Ausstellungsdesignbüro Kossmann.dejong in enger Zusammenarbeit mit ART+COM Studios gestaltet. Während Kossmann.dejong für die Gesamtkonzeption des Ausstellungsdesigns und Szenografie verantwortlich war, arbeitete ART+COM in erster Linie an der Konzeption, Gestaltung und Entwicklung der medialen Exponate – von den ersten Skizzen zum Interaktionsdesign bis hin zur Programmierung und zum Hardwaredesign.

Unbedingt Probieren!

Das Café-Restaurant „De Plantage“ gleich neben Micropia ist ein echter Insider-Tipp. Es ist ein gemütliches und nostalgisches Gartenrestaurant am Artis-Zoo mit einer schönen Sonnenterasse. Gegenüber kann man Flamingos und Störche beobachten.

Meine Empfehlung: Tartines (geroosterd desembrood) Crème van Hollandse geitenkaas (Ziegenkäse) met gegrilde honingpeer (Honigbirne), rucola an hazelnoot. LEKKER!

Mikrobiologische Grüße aus Amsterdam

Susanne

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Meine Highlights Leipziger Buchmesse 2017

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Quelle: Thiele

Heute geht es nur ganz nebenbei um Mikroben. Sie sind natürlich immer Hauptthema im Mikrobenzirkus-Blog und manchmal schleichen sich diese kleinen Winzlinge auch in meine Sachbuchprojekte, wie in unser, mit meinem Koautor Steffen Münzberg verfasstes, Debütbuch mit dem etwas frechen Titel „Sex macht Spaß, aber viel Mühe“(Orell Füssli), in dem es eigentlich um Evolution und Fortpflanzung geht. Oder auch in mein neues Sachbuchprojekt, für welches ich schon eine Literaturagentur habe und gerade auf Verlagssuche bin.

In Sachen Büchern war ich deshalb gerade mit befreundeten Autoren auf der Leipziger Buchmesse 2017. Bei sonnigem Wetter angereist, machte Leipzig den besten Eindruck.

Für Freitag war ein Social – Media-Workshop für Autoren mit der inspirierenden Wibke Ladwig (@sinnundverstand) geplant. Sie bezeichnet sich selbst als Social Web Ranger und hilft damit gern auch Autoren durch den Dschungel. Wir haben viele wertvolle Tipps und Anregungen bekommen.

Sebastian Fitzek

Sebastian Fitzek Foto: Susanne Kasper

Am Samstag stand bei mir zum zweiten Mal die Leipziger Autorenrunde 2017 auf dem Programm, moderiert von Leander Wattig. Eine wunderbare Keynote hielt der Berliner Thriller-Autor Sebastian Fitzek, der uns sehr ehrliche Einblicke in seine Anfänge als Hörfunkjournalist und ersten Misserfolge als Hobbyautor gab. „Hätte ich keine Abgabetermine, würde ich heute immer noch an meinem ersten Buch feilen.“ Oder. „Es gibt keine Regel zum Erfolg. Und es gibt viele, viele Wege.“

 

 

Das Besondere der Leipziger Autorenrunde ist das Format der an 18 Tischen jeweils parallel laufenden Gesprächsrunden. Als Teilnehmer sucht man sich völlig frei nach Interesse die Themen aus. Eine tolle Gelegenheit zum Netzwerken: 62 Autoren diskutieren mit 210 Autoren.

Zu meinen besten Sessions der Autorenrunde gehörten definitiv:„Immersives Storytelling“ mit Thomas Zorbach von vm-people, der Agentur für immersive Markenführung, die u.a. auch für Sebastian Fitzek Buchwerbung koordiniert und das Gespräch mit Peter Wittkamp, freier Autor für Knaur und Bastei Lübbe und Gagschreiber für die heute-show online des ZDF, zum Thema „Humor bsitzt man, Witze macht man – von der Kunst, lustig zu sein“. Sehr effektiv zum Thema Texte ist auch immer wieder Hans Peter Roentgen, der Autor und Autorencoach.

Völlig erschöpft ist man natürlich nach 7 Stunden Gesprächen und leider blieb auch in diesem Jahr viel zu wenig Zeit für die Buchhallen und die Abendveranstaltungen. Aber die nächste Leipziger Buchmesse startet ja schon am 15. März 2018.

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Autorenduo Susanne Thiele und Steffen Münzberg Foto: Thiele

Eine schöne Idee der Leipziger Buchmesse ist übrigens die Aktion „Wir suchen das beste Autorenshelfie!“, um Autoren und Blogger zu vernetzen.

Wir haben natürlich mitgemacht und hoffen, dass ihr bis zum 3.4. hier für uns votet!

 

Messegrüße

 

Susanne


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Korsisches Kastanienbier Pietra – Was ist untergärig?

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Korsisches Kastanienbier Pietra Quelle: Thiele

Der Juli ist schon wieder vorbei und damit meine Sommerpause. Für den „Mikrobenzirkus on Tour“ war ich diesmal in Korsika unterwegs und habe natürlich wieder ein neues mikrobiologisches Souvenir mitgebracht. Diesmal ein ganz besonderes Bier – das direkt aus Korsika stammende Pietra à la Châtaigne (oder auch Pietra Ambrée).

Pietra ist ein untergäriges Bier – dazu später für die Mikrobiologie-Nerds noch etwas mehr. Zuerst einmal gibt es noch Interessantes zur Entstehungsgeschichte dieses Bieres zu erzählen.

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Geröstete Maronen Quelle: Thiele

Das Besondere an Pietra ist, dass hier neben der Mischung verschiedener Malze auch korsisches Kastanienmehl die Grundlage für die Maische bildet. In Korsika werden für regionale Spezialitäten gern Maronen, also Esskastanien, verwendet z. B. für Gebäck oder Brotaufstrich.

Die Kastanien für Pietra-Bier stammen aus dem Kastanienwald aus der Region Castagniccia, der mit über 1000 Höhenmetern zu den schönsten und höchstgelegenen in Europa gehört. Die Wälder sind über die steinigen Wege sehr schlecht zugänglich. Deshalb werden die Kastanien angeblich mit Eseln zur Brauerei transportiert.

Kein Bier auf Korsika

Die Bierbraukunst schaut in Korsika übrigens nur auf eine sehr kurze Geschichte zurück. Erst seit 1995 wird dort Bier gebraut. Wieso das? Der gebürtige Korse Dominique Sialelli kam durch erst einen Zufall auf die Idee zur Gründung einer Brauerei. Während eines Heimaturlaubs wollte er in einer Dorfkneipe ein typisch korsisches Bier bestellen. So etwas gab es nicht und man verwies ihn nur auf Importe vom Festland. Er verbiss sich in die Idee ein typisch korsisches Bier zu entwickeln und verlieh seiner Kreation den Namen „Pietra“ nach einer Abkürzung seines Heimatortes. Die erste Brauerei auf Korsika entstand in dem kleinen Ort Furiani. Pietra wird als Herbstbier vermarktet, weil im Herbst die Kastanien geerntet werden.

Bei den patriotischen Korsen wurde das Bier sehr schnell zum Erfolg. Kaum eine Kneipe, Café oder eine Bar schenkt das Kastanienbier nicht aus. Die Pietra-Familie wurde später noch ergänzt um ein Weizenbier mit korsischen Macchia-Kräutern (Colomba) und ein blondes Bier (Serena).

Das Pietra-Bier gehört also zum Korsika-Urlaub unbedingt dazu. Es hat eine schöne Bernsteinfarbe und ein intensives nussig-karamelliges Kastanienaroma. Da ich geröstete Esskastanien sehr mag, traf das Bier natürlich voll meinen Geschmack. Man sollte es aber nicht kühlschrankkalt trinken, da sonst die feinen Geschmacksaromen nicht voll zur Geltung kommen. Also am besten etwas bei etwas bei Zimmertemperatur stehen lassen und etwa bei Temperaturen wie einen Weißwein genießen.

Und – Pietra ist kein günstiger Spaß. Eine Dose mit 0,5 Liter kostet zwischen 1,90 und 2,40 im korsischen Supermarkt. In Deutschland gibt es Pietra in Spezialitätenläden oder es ist auch im Internet erhältlich.

Die Pietra- Brauerei „Brasserei Pietra“  in Furiani südlich von Bastia ist übrigens auch zu besichtigen. Die Führungen finden in den Monaten Juli und August und nur in französischer Sprache statt.

Hefen und der Trank der Götter

Wenn es nun hier schon um die Brauerei geht, wenden wir uns doch nochmal etwas detaillierter der Herstellung des Bieres zu. Man unterscheidet obergärige Biere (Weißbier, Kölsch oder Alt) und untergärige, wie z. B. das Pietra oder Pils.

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Obergärige Bäckerhefe Saccharomyces cerevisiae 1 pixel = 0.038 um, Field of view is 85.12 uM in Diameter (CC BY-SA 3.0)

Diese Unterscheidung beruht darauf, dass unterschiedliche Heferassen zum Bierbrauen verwendet werden. Obergärige Hefen, wie z.B. (Saccharomyces cerevisiae) bilden bei der Vermehrung Sprossverbände, da heißt die Hefen bleiben verbunden und werden durch die aufsteigende Kohlensäure nach oben – an die Oberfläche gebracht.

Untergärige Heferassen wie (Saccharomyces carlsbergiensis) bleiben nicht verbunden und sinken nach unten auf den Kesselboden ab. Sie sind eben- untergärig.

Wenn ihr eine Brauerei besichtigt, wisst ihr sofort welches Bier hergestellt wird. Ist es im Gärkeller angenehm warm, werden obergärige Biere hergestellt, fröstelt man – entstehen untergärige Biere. Das liegt daran, dass obergärige Hefen gern bei Zimmertemperatur 15-20 Grad Celsius wachsen, untergärige Rassen es aber lieber etwas kühler haben (4-9 Grad Celsius).  So konnten untergärige Bier früher auch nur im kalten Winter hergestellt werden. Bei den obergärigen Bieren war das ganzjährig bei Zimmertemperatur möglich. Das ist deshalb auch die ältere Methode. Mit der Erfindung der Kältemaschine durch Carl von Linde im Jahre 1873 begann der Siegeszug der untergärigen Biere.

Hefe bringt Pep ins Bier

Die Hefe ist im Brauprozess sehr wichtig. Sie bringt die aus Malz hergestellte Bierwürze zum Gären. Wir sprechen hier auch von der alkoholischen Gärung. Bei dieser Gärung entstehen aus Malzzucker Kohlensäure und Alkohol. Diese Wirkung von Hefe war zwar schon sehr früh bekannt. Richtig wissenschaftlich erforscht, wurde sie aber erst Ende des 19. Jahrhunderts durch den Franzosen Louis Pasteur und den Dänen Christian Hansen, die verschiedene Heferassen nachwiesen, die sich exzellent zum Bierbrauen eignen. Neben dem Alkohol produzieren die Hefezellen außerdem auch noch bis zu 300 flüchtige und nichtflüchtige Nebenprodukte, z. B. weitere Alkohole, Ester oder Aldehyde, die den Eigengeschmack des Bieres bestimmen. Dabei sind die Hefen sehr ökonomisch, sie vermehren sich ständig weiter und können nach dem Brauprozess einfach gereinigt und weiterverwendet werden.

Bier schäumt nicht vor Wut

Erst die Hefe lässt den Gerstensaft so richtig prickeln. Durch die Beigabe von Hefe wird Malzzucker in der Bierwürze wie schon kurz erwähnt in Alkohol und Kohlensäure umgewandelt. Rund sechs bis acht Tage muss die Hefe dafür im Gärtank arbeiten. Die dann im Bier gelöste Kohlensäure ist verantwortlich für die Entstehung des Bierschaums. Je wärmer das Bier ist, desto schneller perlt die Kohlensäure aus dem Bier. Beim Einschenken entweicht die Kohlensäure dann wieder. Auf dem Weg nach oben im Glas lagern sich an die Bläschen Moleküle an – vor allem Eiweiß aus der Gerste oder dem Weizen. Dadurch bilden sich elastische Häutchen um die Blasen. Das Gemisch setzt sich an der Oberfläche des Bieres ab und bildet den sahnigen weißen Bierschaum.

Nach so viel „Biertheorie“ verspüren wahrscheinlich jetzt einige Appetit auf ein „Kühles“ aus dem Kühlschrank. Na dann Prost!

Und zum Abschluss noch ein paar Impressionen aus Korsika. Es ist wirklich ein wunderschöne Landschaft und ein echter Geheimtipp.

 

Mit mikrobiologischen Grüßen

Susanne


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Mozart, die Pest und Sachertorte – Wien mal mikrobiologisch

Im April hatte ich leider etwas wenig Zeit für den Mikrobenzirkus. Ich war viel auf Reisen in der bunten Republik. Über Ostern war ich fast eine Woche in Österreich – in Wien – bei herrlich sonnigem Wetter. Da ich mittlerweile schon gar nicht mehr ohne „innerliche Themensuche“ für den Blog unterwegs bin, gibt es für euch hier zwei mikrobiologische Mitbringsel und einen Tipp. #mikrobenzirkusontour Wien

Geheimnisse um Mozarts Tod

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Das wohl berühmteste Mozart-Porträt, in Anlehnung an das Familiengemälde von 1780/81 postum gemalt von Barbara Krafft im Jahr 1819 (Wikimedia gemeinfrei)

Wien steht für klassische Musik, wie sonst kaum eine Stadt. Wenn ihr etwas mehr Zeit neben den üblichen Touristenattraktionen hat, schaut euch unbedingt eine der Musikerwohnungen an. Es gibt über WIENMUSEUM quer durch die Stadt die Möglichkeit, einige der originalen Musikerbehausungen zu besichtigen. Wir hatten, durch ein musikfasziniertes Familienmitglied, die Domizile vom Wiener Walzer-König Johann Strauß, ein idyllisches kleines Gartenhaus von Joseph Haydn und das Mozarthaus in der Innenstadt auf dem Plan. Und bei Amadeus Mozart wurde es sehr mikrobiologisch.

Die einzig erhaltene Mozart-Wohnung liegt nur wenige Schritte hinter dem Stephansdom. Am Eingang bekommt man einen Audioguide und kann dann durch drei Geschosse wandeln. Eine Zeitreise beginnt.

Der größte Komponist aller Zeiten hat hier zweieinhalb Jahre mit seiner Frau Constanze, dem gerade geborenen Sohn Karl Thomas, dem Hund „Gauckerl“ und einem Singvogel „Stahrl“ gelebt. Es war wohl seine größte und vornehmste Wohnung.

Das ganze Haus ist liebevoll restauriert, zum Teil stehen noch einige Rokoko-Möbel in den Zimmern. Beim Blick aus dem Fenster fühle ich mich fast zurück in seine Zeit versetzt. Von Stockwerk zu Stockwerk dringt man tiefer in Mozarts Lebenswelt ein. Es geht um sein musikalisches Schaffen, seine Komponistenfreunde und Förderer und um seinen geheimnisvollen Tod. Denn das größte Genie aller Zeiten hatte auch Feinde. Er war auch enthusiastischer Freimaurer und brauchte einiges an freimaurischem Gedankengut in seine Werke ein. Hatte er vielleicht in seiner Zauberflöte zu viel über geheime Freimaurer-Rituale verraten, völlig unbeabsichtigt in künstlerischer Euphorie? Sein Tod bleibt geheimnisumwittert.

Als Amadeus Mozart am 5. Dezember in Wien mit nur 35 Jahren starb, begannen sofort wilde Spekulationen über seine Todesursache. Zum Teil hatte er die Gerüchte selbst geschürt, nachdem er kurz vor seinem Tode behauptete, er wäre allmählich vergiftet worden. Er glaubte, seine Feinde hätten ihm insgeheim „das teuflische Wasser der Teophania“ verabreicht. Diese lebensgefährliche Mixtur erfreute sich auch im 17. Jahrhundert größter Beliebtheit bei den Medici. Klar und geruchsneutral mit einem tödlichen Inhalt, dem aus Käfern gewonnen Gift Kanthandin. Namensgeberin war die Giftmischerin Teofania di Adamo, die diesen Trunk erfunden hatte.

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Das wohl berühmteste Mozart-Porträt, in Anlehnung an das Familiengemälde von 1780/81 postum gemalt von Barbara Krafft im Jahr 1819 (Wikimedia gemeinfrei)

Mozart glaubte, dass sein größter Rivale der Komponist Antonio Salieri, ihm diese toxische Substanz verabreicht hätte. Beweisen konnte man das aber nie.

Ein französischer Arzt J. Barraud vermutete bei Mozart 1905 eine durch eine Scharlacherkrankung bedingte Nierenentzündung, die den Komponisten an Harnsäurevergiftung sterben ließ. Ganz anders der deutsche Arzt Dieter Kerner, der 1961 die These einer Quecksilbervergiftung des Komponisten aufstellte. Demzufolge hätte man Mozart grausam vergiftet, bis dessen Arme und Beine stark anzuschwellen begannen und sein Körper bis zum Tode verfiel. Andere Experten glaubten, den sinnesfrohen Musiker habe die Syphilis, vielleicht auch die Trichinellose (durch nicht durchgekochtes Fleisch) oder ein rheumatisches Fieber hinweggerafft.

Die letzte aktuelle Erklärung mehr als 200 Jahre danach ist, dass Mozart ein Opfer einer einfachen Halsentzündung, einer Pharyngitis wurde, ausgelöst durch die Bakterienvariante Streptokokken.

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Streptokokken (Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung Braunschweig, M. Rohde)

Zu diesem Schluss gelangte 2009 ein Forscherteam um Richard Zegers von der Universität in Amsterdam (US-Fachblatt „Annuals of Internal Medicine“). Die Forscher analysierten das Todesregister der Stadt Wien speziell für die Monate rund um den Sterbetag des Musikers. Tuberkulose, Mangelernährung und Gewebewassersucht gehörten damals zu den häufigsten Todesursachen.  Die Forscher glichen die Ergebnisse mit den Berichten von Augenzeugen über die letzten Tage Mozarts ab.

Zu dieser Zeit gab es wirklich eine kleine Pharyngitis-Epidemie in Wien, vermutlich ausgehend von einem Militärkrankenhaus. Mozarts Zeitzeugen bestätigen tatsächlich eine, von „hitzigem Frieselfieber“ begleitete, Entzündung mit Krämpfen, Ausschlag und einer starken Schwellung am Hals. Alles Symptome einer Pharyngitis, an die sich als Spätfolge eine Nierenentzündung mit Ödemen anschließen könne.

Irgendetwas an Mozarts Tod scheint aber trotzdem nicht zueinander zu passen. Er wurde noch feierlich im Stephansdom eingesegnet. Danach wurde er zwar nicht in einem Armengrab verscharrt, wie oft erwähnt. Aber er bekam auch nur ein Begräbnis „dritter Klasse“ in einem gemeinschaftlichen Grab bzw. einem sogenannten „Schacht“, wahrscheinlich auf dem St. Marxer Friedhof. Sicher ist das aber nicht. Die Suche nach Mozarts Grab ist bis heute erfolglos. Sollte womöglich doch etwas verschleiert werden?

Quelle: Franz Forster: Mozart und Salieri. Ein Roman in Tatsachen. Verlag Berenkamp

 

Die Pestsäule in Wien

Wenn man in der Innenstadt auf den geschäftigsten Platz am Graben kommt, trifft man unweigerlich auf die imposante Pestsäule. Die Pest wütete mehrmals in Wien. Die schlimmste Pestepidemie erlebte die Stadt aber im Jahre 1679, als dem Beulentod etwa 12.000 Menschen zum Opfer fielen. Zeitgenössische Berichte bezifferten die Anzahl der Toten mit 70.000 bis 120.000. Schriftlich nachweisbar sind rund 8.000 Tote, was wahrscheinlich nur als Untergrenze betrachtet werden kann. Die ersten Krankheitsfälle traten im Frühjahr 1679 in der Leopoldstadt auf.

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Das Pestbakterium Yersinia pestis (Quelle: web.mst.edu)

Die Pest wird durch das  Bakterium Yersinia pestis hervorgerufen, welches vor allem durch Flöhe übertragen, welche über Nagetiere, besonders Ratten, in die menschlichen Wohnungen gelangen. Gründe für den Pestausbruch in Wien waren die dichte Besiedelung des Stadtgebiets besonders im Bereich der Vorstädte und die mangelnde Hygiene. Als betriebsamer Handelsplatz wurde Wien natürlich auch von vielen Reisenden besucht, wodurch die Pest von auswärts eingeschleppt worden sein dürfte. Die Seuche breitete sich von dort mit dem Voranschreiten der warmen Jahreszeit schnell über den gesamten Siedlungsraum Wien aus.

 

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Wiener Pestarzt Paul de Sorbet (Wikimedia gemeinfrei)

Während die durch den später als Pestarzt von Wien bekannt gewordenen Doktor Paul de Sorbait vorgeschlagenen Hygienemaßnahmen offenbar unbeachtet blieben, wurde die Pest vielmehr als göttliche Heimsuchung wahrgenommen. Der Stadtrat Wiens beschloss die Errichtung einer sogenannten Pestsäule, gewidmet der heiligen Dreifaltigkeit und den neun Chören der Engel. Sie sollte am Graben zwischen den zwei Brunnen als Mittelpunkt für Fürbitten, Litaneien und anderen zeremoniellen Handlungen errichtet werden.

Aber die Pest wütete weiter und die Zeit drängte. So entstand die erste Pestsäule nur in hölzerner Form  – beim Bildhauer Johann Frühwirth in Auftrag gegeben. Im Inneren hohl wurde sie vom Schein einer Öllampe erleuchtet. Kaiser Leopold I. gelobte 1679, als die Seuche am schlimmsten wütete, die Errichtung einer marmornen Pestsäule an Stelle der hölzernen. Das Vorhaben kam durch Geldmangel und die Türkenbelagerung Wiens durch den Grosswesir Kara Mustafa und sein Heer auch nicht zustande. Die Grundsteinlegung zur neuen Marmornen Säule vollzog Kaiser Lepold am 30. Juli 1687. Die Finanzierung versuchte man mit Mautabgaben und Opfergeldern zu bewerkstelligen.

Viele Künstler waren an der Erschaffung der Pestsäule aus weißem Marmor mit Goldelementen beteiligt u.a. der Architekt Johann Bernhard Fischer von Erlach, der Theateringenieur Lodovico Burnacini. Das Resultat ist eine einheitliche und harmonische Erscheinung, 18 Meter hoch.

Tipp: Original Wiener Kaffeehaus-Kultur

Und zum Schluss noch mein Kaffeehaus-Tipp für eine unaufgeregte Wiener Melange und ein Stück Sachertorte – das alte Künstler- Cafe Hawelka, ein Stück Wiener Kaffeehaustradition. Und abends gibts Buchteln 🙂 !

Mit mikrobiologischen Grüßen

Susanne