Mikrobenzirkus

Keine Panik vor Bazille, Virus & Co


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Ist meine Katze eine Keimschleuder?

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Stubentiger haben viele positive Seiten – können aber auch einige Parasiten, Pilze und multiresistente Keime auf ihre Halter übertragen. (Foto: S. Thiele)

Ich bin nebenberuflich Dosenöffnerin für einen ziemlich cleveren schwarz-weißen Kater namens „Kasper“. Wir Katzenliebhaber teilen eine Menge mit unseren Stubentigern – unser Heim, unser Essen und manche sogar ihr Bett.

Vielen Katzenhaltern ist aber nicht klar, dass mit dem tierischen Mitbewohner auch immer ein Risiko – an Krankheiten zu erkranken – einzieht. Die Vierbeiner können viele Parasiten, Pilze oder multiresistente Keime auf den Halter übertragen.

Im Normalfall sind gesunde Menschen nicht gefährdet, wenn die Tiere angemessen versorgt und die Hygieneregeln eingehalten werden. Das Risiko besteht eher für kleine Kinder bis zu 5 Jahren, kranke oder älteren Menschen ab 65 Jahren und Schwangere (Studie im Canadian Medical Association Journal 2015)

Tiere senken Allergie-Risiko

Zuerst mal die Vorteile: Im Allgemeinen wirken sich Haustiere sogar eher sehr positiv auf unsere Gesundheit aus. Vermutet werden ein Schutz vor Allergien und Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern, die z.B. in Haushalten mit einem Hund leben. Es ist bekannt, dass Kinder, die auf einem Bauernhof von klein an aufgewachsen sind und immer Kontakt zu Tieren hatten, selten an Allergien erkranken.
Von der aufhellenden Wirkung auf unsere Psyche ganz zu schweigen. Nichts entspannt so sehr, wie eine schnurrende, vibrierende Samtpfote auf dem Schoß. Aber sie können eben auch ein paar unschöne Begleiter mitbringen.

Jeder zweite Katzenbiss entzündet sich

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Der Erreger Capnocytophaga canimorsus wird durch Katzen übertragen (Quelle: 2004 Dennis Kunkel Microscopy, Inc.)

Viele Erreger werden durch Katzenbisse oder Kratzer übertragen. Katzen beißen nicht grundlos. 90 Prozent aller Katzenbisse sind Folge einer Provokation schreiben zwei amerikanische Wissenschaftler in den „Archives of Internal Medicine“. Das tückische an Katzenbissen: der Keimcocktail in der Mundflora einer Katze gehört zu den aggressivsten im Tierreich. Die Bakterien-Mixkultur kann von Staphylokokken oder Meningokken reichen. Zu den gefährlichsten Vertretern gehört dabei Capnocytophaga canimorsus, den das Immunsystem nicht erkennt und der bis zum Tode führen kann. Mit den spitzen Zähnen dringen die Keime sehr tief ins Fleisch. Die kleinen Wunden bluten kaum und verschließen sich sehr schnell wieder. Die Bakterien werden regelrecht eingeimpft. Sind Knochen, Sehnen oder Gelenkkapseln getroffen, toben die Erreger auch im Knochenmark. Eine lebensbedrohliche Sepsis droht.
Katzenbisse sollte man deshalb immer sofort ärztlich versorgen lassen und nicht erst bis zum nächsten Morgen warten, bis sich eine dicke Schwellung gebildet hat. In der Arztpraxis wird die Wunde geöffnet und ausgewaschen. Mit einem Antibiotikum ist dann in 1-2 Wochen alles überstanden.

 

Toxoplasmen von der Mäusejagd

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Katzen können Toxoplasma gondii übertragen „Toxoplasma gondii“. Licensed under CC BY 2.5 via Wikimedia Commons – https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Toxoplasma_gondii.jpg#/media/File:Toxoplasma_gondii.jpg

Der Einzeller Toxoplasma gondii kann durch Katzen übertragen werden. Dabei ist eine direkte Infektion aber selten. Viel häufiger gelangen die Gewebezysten durch zu kurz gekochtes Schweinefleisch in den Menschen. Auch Mäuse und Ratten werden als gern als Zwischenwirte genutzt – als typisches Katzenfutter.
Eine Ansteckung beim Menschen ist bei ungenügender Hygiene z.B. bei Reinigung des Katzenklos möglich. Schwangere und ungeborene Kinder sind besonders gefährdet. Der Erreger wird über die Plazenta auf den Fetus übertragen. Fehl- oder Totgeburten oder Behinderung bei Babys sind keine Seltenheit.
Bei Erwachsenen sind Milz- oder Leberbeschwerden sowie Herzmuskelerkrankungen möglich. Bei einer regelmäßigen Reinigung des Katzenklos ist die Übertragung unwahrscheinlich, da die mit dem Kot ausgeschiedenen Oocysten erst ein bis fünf Tage infektiös werden. Wer also routinemäßig täglich das Katzenklo reinigt, wird sich kaum infizieren. Hauskatzen, die keine Mäuse jagen, sind dagegen praktisch nie infiziert.

 

Vorsicht beim Knuddeln

Neben Würmern und Flöhen übertragen Katzen auch noch weitere Bakterien, z.B. wurde Helicobacter heilmannii nachgewiesen, eine Abart des vom Menschen bekannten Gastritis-Erregers – beteiligt an der Entstehung von Magengeschwüren.
Auch Bakterien der Gattung Burkholderia heilmannii, Auslöser einer Erkrankung namens „Rotz“ wurden bei Hunden und Katzen beobachtet. Eine Ansteckung ist auch für den Menschen möglich und führt häufig zum Tode.
Durchfall kann ebenfalls ursächlich auf unseren Stubentiger zurückgehen. Katzen können den Keim Campylobacter jejuni verbreiten. Auch die Übertragung verschiedener Bartonella-Bakterien, die Fieber und schwere Entzündungen hervorrufen, ist bekannt.
Salmonellen werden ebenfalls durch Katzen durch rohes Fleisch oder Trinken aus abgestandenen Wasser in Pfützen aufgenommen und verbreitet. Sogar resistente Erreger, wie ESBL (Extended Spektrum ß-Lactamase produzierendes Escherichia coli) und MRSA (Methicillin – resistenter Staphylococcus aureus) wurden schon nachgewiesen. Das Bakterium Clostridium difficile kann sogar in beide Richtungen Katze – Halter und zurück übertragen werden.
Auch Tollwutgefahr besteht! Die Erkrankung kann durch Rhabdoviren ausgelöst werden, die durch einen Biss, Kratzer oder schon vorhandene Läsionen in den Körper eindringen. Eine Ansteckung zeigt sich durch Unruhe, Kopfschmerzen und Lähmungen. Unbehandelt kann sie nach 4-10 Tagen zum Tode führen.

Mehr Hygiene nötig – wenn die Katze ins Bett darf

Ansonsten hinterlässt die Mieze zwischen den Federbetten außer dem Haaren und Dreck aus dem Fell auch noch ein paar Parasiten, wie Würmer, Flöhe oder Pilze. Über Flohbisse kann sogar Yersinia pestis in den Katzenkörper gelangen. Solche Tiere sind aber schwer krank. Trotzdem konnten in Einzelfällen schon menschliche Pestinfektionen durch Katzen beobachtet werden. Sehr viel häufiger löst die Katze aber Hauterkrankungen aus, etwa bei Befall mit Dermatophyten, Flöhen oder Milben.

Prinzipiell spricht laut aktueller Meinung der Experten aber nichts dagegen, wenn Dein Stubentiger am Fußende des Bettes schlafen darf. Dementsprechend ist die Bettwäsche aber häufiger zu wechseln (empfohlen wöchentlich).

Positive Aspekte der Stubentiger überwiegen

Generell halten die Experten eine Hauskatze jedoch für wenig gefährlich. Beherzigt man einfache Prophylaxe-Maßnahmen wie Hände waschen vor dem Essen, Handschuhe bei der Gartenarbeit tragen (alter Katzenkot), täglich das Katzenklo reinigen und sorgt dazu noch dafür, dass die Mieze regelmäßig geimpft und entwurmt wird, ist das Übertragungsrisiko gering.

Regeln für den vierbeinigen Hausgenossen auf einen Blick:

  1. Hygiene! Regelmäßig Händewaschen nach Tierkontakt
  2. Tägliche Reinigung der Katzentoilette mit Handschuhen
  3. Regelmäßiger Check beim Tierarzt (Impfen, Parasiten)
  4. Katzennäpfe etc. nicht in Küche oder Bad reinigen
  5. Beim Gesicht ablecken – Stelle mit Wasser und Seife reinigen
  6. Kein Haustier bei schwer erkrankten, immungeschwächten Menschen

 

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Quellen:

Übersichtsartikel im „Canadian Medical Association Journal“