
Schaubild der Nasenregion. Die schwarzen Punkte markieren, wo Proben für die Studie entnommen wurden. (Bildquelle: Ursula Kaspar, Universitätsklinik Münster)
Menschen haben viele unterschiedliche Nasen – krumme, schiefe, gerade, große oder kleine. Wir atmen ein und aus, riechen und schmecken dank unserer vielgestaltigen Nasen. Allen Nasen gemeinsam ist aber, dass sie eine wohltemperierte, mit schwankender Luftfeuchtigkeit und Nährstoffen frei Haus versorgte, Umgebung bieten. Also kein Wunder, dass hier ein regelrechtes Gedränge von Bakterien an den Nasenwänden herrscht. Millionen tummeln sich dort. Mikrobiologisch gesehen hat jeder von uns die Nase voll.
Persönlicher „Fingerabdruck“ in der Nase
Überraschenderweise hat jeder Mensch seine ganz persönliche Mikroben-Signatur in der Nase – so individuell wie ein Fingerabdruck. Das konnten jetzt Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig erstmals auch in einer größeren Studie belegen. Gemeinsam mit Partnern an der Universität Münster untersuchten Dietmar Pieper und seine Arbeitsgruppe das Nasen-Mikrobiom von rund 80 Menschen mit Hilfe genetischer Analysemethoden.Dabei konnten sie mindestens 13 verschiedene Typen mit einer vergleichsweise ähnlichen „Nasen-Flora“ unterscheiden. Das könnte wichtige Hinweise für die Medizin bieten, wenn die betreffenden Patienten unterschiedlich auf Antibiotika-Behandlungen oder andere Therapien reagieren.
Wohngemeinschaften in der Nasenhöhle

Corynebacterium accolens (Bildquelle: melag-diamed-ru)
Viele Keime in der Nasenhöhle sind völlig harmlos. Sehr häufig tritt die Bakterienart Corynebacterium accolens in den Bakteriengemeinschaften auf. Andere Keime können aber auch Krankheiten auslösen, wie z. B. MRSA-Bakterien (methicillin-resistente Staphylococcus aureus-Stämme), gegen die viele gängige Antibiotika unwirksam sind. Im Normalfall verursachen sie keine Symptome, aber wenn diese Bakterien in offene Wunden eintreten, kann es problematisch werden. Allein schon wegen der potenziellen Gefährdung durch MRSA und andere Krankheitserreger interessiert man sich aktuell verstärkt für das „Nasen-Mikrobiom“, wie die Bakterien-Gemeinschaften in den oberen Atemwegen genannt werden.
„Es ist anzunehmen, dass das individuelle Mikrobiom die Wirksamkeit verschiedener Therapien beeinflusst“, sagt Dietmar Pieper, Seniorautor der Studie. „Wir sehen mit dem Vorhandensein einer begrenzten Anzahl an Mikrobiom-Typen das Potenzial, Behandlungen im Sinne einer personalisierten Medizin individuell an den jeweiligen Patienten anzupassen.“
Kein Einfluss auf chronische Nasenentzündung
Und noch ein weiteres Ergebnis überraschte die Wissenschaftler: Bei Menschen, die an chronischer Rhinosinusitis leiden – einer anhaltenden Entzündung der Schleimhäute in Nase und Nasennebenhöhlen – fanden sie die gleichen Gruppen von Bakterien wie bei Gesunden. Es kamen weder mehr noch grundsätzlich andere Mikroorganismen vor. Selbst Nasenpolypen scheinen die Bakterienflora in unseren Nasen nicht zu beeinflussen.
„Man hätte erwarten können, dass bei chronischen Entzündungen andere Keime zahlenmäßig vorherrschen – sei es als Ursache oder als Folge der Erkrankung“, erklärt Pieper. „Die Rolle der Bakterien bei der Rhinosinusitis bleibt daher ungeklärt.“
Da werden die Wissenschaftler also noch weitere Nasen untersuchen müssen!
Ich freue mich wie immer über eure Kommentare!
Mikrobiologische Grüße
Susanne
Originalpublikation: Wos-Oxley M.L., Chaves-Moreno D., Jáuregui R., Oxley A.P., Kaspar U., Plumeier I., Kahl S., Rudack C., Becker K., Pieper D.H. Exploring the bacterial assemblages along the human nasal passage. Environmental Microbiology. 2016 May 21. DOI: 10.1111/1462-2920.13378. www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27207744