Wasser, Malz und Hopfen braucht man für ein gutes Bier. Das war’s, fast zumindest. Damit aus den Zutaten ein alkoholisches Getränk wird, muss Hefe ausreichend Stärke und Zucker in Alkohol umwandeln. Wie das Bier schmeckt, hängt deshalb auch von bestimmten Fähigkeiten der Mikroorganismen ab.
Die Hefe ist eine häufig unterschätzte Komponente beim Geschmack von Bier und auch Wein. Sie vergären natürlich den Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid: die Hefen tragen auch mit unterschiedlichen Geschmackskomponenten zum gesamten Mix im Fermentationsprozess bei.
Mikrobiologen entdecken nach und nach die Geheimnisse hinter dem Bier- und Wein-Geschmack. Um besser zu verstehen, wie das Ganze funktioniert, haben Wissenschaftler jetzt mit gentechnischen Methoden untersucht, welche Hefe-Gene genau verantwortlich für die Geschmacksnoten sind. Sie hoffen, dass sie damit in Zukunft Hefen züchten können, die spezifische Aromen und Geschmacksrichtungen produzieren.
In der Studie die in dieser Woche beim Journal mBio, ein Open-Access Journal der American Society for Microbiology erschien, berichten belgische Forscher, dass sie Hefe-Gene entdeckt haben, welche für die Geschmacksrichtung Phenylethylacetat verantwortlich sind – bekannt für seine angenehme Rosen- und Honig-Note.
„In einigen Weinen, nimmt man die Rosen-Note mehr als in anderen wahr. Aber warum einige Hefearten mehr dieser Verbindung herstellen als andere, war bisher unbekannt.“
Mikrobiologe Johan Thevelein, einer der Autoren der Studie
Mit einigen genetischen Tricks und High-Throughput-Analysen untersuchten die Forscher Saccharomyces cerevisiae, eine hybriden Art aus klassischer Bierhefe und einer weiteren Hefe. Sie wurden fündig und isolierten zwei Gene, die sie hinter der Produktion von Phenylethylacetat vermuten.
Unter Nutzung der CRISR/CAS9 –Gen Editing Methode mit einer „Genschere“- waren sie in der Lage durch die Übertragung der Gene eine neue Hefe-Art zu erschaffen, die die Verbindung für die Geschmacksnote nun signifikant erhöht.
Solche neuen Hefearten mit speziellen Eigenschaften für besondere Effekte bei Wein oder Bier zu züchten, ist prinzipiell nichts Neues – betonen die Forscher. Aber in der Vergangenheit war dieser Prozess sehr beschwerlich und oft ein Zufallstreffer. Die wissenschaftlichen Arbeiten der belgischen Forscher machen den ganzen Suchprozess gezielter und viel effizienter.
„Wir müssen nur zwei Dinge tun: Das gewünschte Merkmal in der Hefe verbessern und dabei aber nichts anderes in der Hefe verändern. In der Praxis ist das letzte viel schwerer als das erste. Werden bei der Fermentation Hefen verwendet, die nicht den gewünschten Effekt haben, läuft der ganze Gärprozess schlecht und das ganze Bier kann weggeschüttet werden.“
Johan Thevelein
Mit derselben Gene-Editing –Methode wurden in den vergangen Jahren schon weitere spezifische Gene hinter einer Vielzahl von Geschmäckern entdeckt: z.B. Nerolidol (ein holziger Duft) Ethyl-Acetat (ein süßer Duft wie in Nagelack). Gleichzeitig identifizierten Thevelein und sein Team die Gene für Bananen- und butter-ähnliche Düfte.
Derzeitig kooperiert das Forscherteam mit einer Belgischen Brauerei, um ihre Erkenntnisse in der Praxis zu testen.
Und das ist sicher nicht der schlechteste Teil des ganzen Experiments 🙂 !
Quelle: http://mbio.asm.org/content/8/6/e01173-17?utm_source=press%20release&utm_medium=website
Mit mikrobiologischen Grüßen
Susanne
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21. November 2017 um 7:40 Uhr
Sorry für meinen Verschreiber – gemeint ist:
Getränk, durch Fermentierung in Tonbottichen gewonnen: Sato (Thai: สาโท) oder auch Lao Nam Khao (เหล้าน้ำขาว, weißes Wasser) genannt.
Dani von biotis.ch
21. November 2017 um 21:44 Uhr
Ich nehme Sato gern mal mit auf die Themenliste LG Susanne
18. November 2017 um 10:29 Uhr
Danke für den Artikel – Können Sie mal einen Artikel schreiben „dem Nam Khao Geheimnis auf der Spur“. Mit Dingen, die im ALDI gekauft werden können?
Dani von biotis.ch
18. November 2017 um 18:08 Uhr
Für die Blogleser wäre eher die fermentierte Fischsauce beim Nam Khao interessant! LG Susanne